Israels Präsident hat sich mit einer Botschaft der Versöhnung an den Bundestag gewandt und den Blick in die Zukunft gerichtet. Gleichzeitig betonte er die Bedeutung des Erinnerns.
Im Bundestag appellierte der israelische Präsident Herzog an Deutschland, die Erinnerung an die Ermordung der Juden im Nationalsozialismus weiter wachzuhalten.
Israels Präsident Izchak Herzog hat in einer bewegenden Rede im Bundestag dazu aufgerufen, die Partnerschaft zwischen Deutschland und Israel zu vertiefen.
Herzog: Erinnerung an Nazi-Verbrechen bewahren
Auf der Grundlage des gemeinsamen Gedenkens an den Holocaust könnten die beiden Länder eine gemeinsame Zukunft gestalten. "Die Zukunft gehört uns, sie muss uns beiden gehören", sagte Herzog vor den Abgeordneten und den Spitzen der deutschen Verfassungsorgane. "Nur gemeinsam können wir dem Gedenken Bedeutung geben." Dazu gehöre für Israel auch das "Treuegelöbnis für die Freiheit und Sicherheit des Staates Israel und das Wohlergehen des jüdischen Volkes".
Gleichzeitig müsse die Erinnerung an die deutschen Verbrechen unter der Nazi-Herrschaft bewahrt werden, betonte er am heutigen Dienstag. Der Präsident sagte:
Dies sei Teil ihrer Identität. Die Abgeordneten des Bundestags und geladene Gäste erhoben sich auf seine Bitte hin, um gemeinsam im Gebet der Seelen der sechs Millionen ermordeten Juden zu gedenken.
In seiner Rede im Bundestag lobt der israelische Staatspräsident Izchak Herzog die Beziehungen beider Länder. "Der Staat Israel ist stolz auf seine Partnerschaft mit Deutschland."
Bas will Pläne für deutsch-israelisches Jugendwerk vorantreiben
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sagte:
Hier dürfe es kein Wegsehen und keine falsch verstandene Toleranz geben. Bas versprach erneut, sich dafür einzusetzen, die Pläne zur Einrichtung eines deutsch-israelischen Jugendwerks voranzutreiben. Einen entsprechenden Beschluss hatte der Bundestag bereits 2018 gefasst. Seither ist jedoch nicht viel passiert.
Herzog fordert entschiedenes Vorgehen gegen Iran
Finstere, hasserfüllte, vom Iran angeführte Kräfte bedrohten aktuell den Staat Israel und die gesamte Weltordnung, warnte Herzog. Daher sei es notwendig, "entschieden und hart" gegen den Iran und seine Pläne zur Entwicklung von Atomwaffen vorzugehen. Der israelische Präsident wies auf die Leistungen von Forschern seines Landes bei der Entwicklung von Technologien zur Begrenzung des Klimawandels hin.
Wohl auch mit Blick auf den Nahost-Konflikt und die Rechte der Palästinenser führte er aus: "Nie haben wir Kritik gefürchtet, nie haben wir Kritik unterbunden." Israel strecke seine Hand zum Frieden aus. Die Palästinenser müssten zuerst den Terror bekämpfen.
Der israelische Präsident Herzog besucht heute die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, um an die Opfer des Holocaust zu erinnern. Zuvor hatte er eine Rede im Bundestag gehalten.
Bergen-Belsen-Besuch mit Steinmeier
Herzog war am Sonntag in Deutschland eingetroffen. Im Zentrum des Besuchs stand bisher das Gedenken zum 50. Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats. Dabei waren 1972 elf israelische Sportler getötet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte am Montag um Vergebung für den mangelnden Schutz der israelischen Athleten und die unzureichende Aufklärung nach dem Attentat gebeten.
Zum Abschluss seines Staatsbesuchs wollte Herzog am Nachmittag gemeinsam mit Steinmeier die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen besuchen. In seiner Rede im Bundestag erinnerte Herzog an das Jahr 1987. Damals hatte sein Vater, Chaim Herzog, als erster israelischer Präsident Deutschland besucht.
Die Schilderungen seines Vaters, der das KZ Bergen-Belsen kurz nach der Befreiung von der Nazi-Herrschaft betreten und die Gedenkstätte 1987 als Staatsgast besucht hatte, werde er nie vergessen, sagte Herzog. Sein Vater habe ihm von den Leichenbergen und der "Hölle auf Erden" erzählt.
- Das holprige Gedenken von München
In München wird des palästinensischen Attentats während der Olympischen Spiele 1972 gedacht. Überschattet wird das Gedenken noch immer von israelischen Vorwürfen.