Israel gedenkt der im zweiten Weltkrieg ermordeten sechs Millionen Juden. Regierungschef Bennett betont, selbst "die schlimmsten Kriege" seien nicht mit dem Holocaust vergleichbar.
Mit einem Moment des Innehaltens haben die Menschen in Israel an die Ermordung von rund sechs Millionen Juden durch die Nazis im Zweiten Weltkrieg erinnert. Im ganzen Land ertönten am Donnerstag, dem Holocaust-Gedenktag, Sirenen. Fußgänger blieben stehen, Autofahrer stiegen aus ihren Wagen aus und beugten ihre Köpfe in Erinnerung an die Opfer der Schoah.
Israels Premier: Kein Ereignis so grausam wie der Holocaust
An der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hatte der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett am Mittwochabend zum Auftakt des Gedenkens davor gewarnt, den Völkermord an den Juden mit anderen Gräueltaten gleichzusetzen - ein klarer Verweis auf Äußerungen über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Solche Vergleiche seien zunehmend zu hören, sagte Bennett.
Der Regierungschef rief gleichzeitig Israel zur Einheit auf. Man dürfe nicht zulassen, dass die Differenzen innerhalb der Bevölkerung die Nation aus dem Inneren zersetzen, sagte Bennett. Der Ministerpräsident hatte zuletzt Morddrohungen erhalten.
Holocaust-Gedenktag - Warnungen von Zeitzeugen
Auch Holocaust-Überlebende aus der ganzen Welt warnten anlässlich des Holocaust-Gedenktags vor den Folgen von Hass und Hetze. In einem Video riefen 100 Zeitzeugen die Menschheit auf, sich den Völkermord in Erinnerung zu rufen, damit sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholten.
Antisemitismus ist kein Randproblem: Jüdinnen und Juden in Deutschland alltäglich Beleidigungen und Anfeindungen ausgesetzt. Während Corona hat dies noch zugenommen.
Ungehinderter Hass könne zu Handlungen führen und Handlungen zum Genozid, heißt es in dem Video.
Überlebende Lane: Holocaust nicht vergessen
Wenn nicht an die Opfer des Holocaust erinnert werde, "ermorden wir sie ein zweites Mal, weil wir sie vergessen haben", warnte die Holocaust-Überlebende Ginger Lane.
"Das Holocaust-Leugnen, wir wissen, dass es immer existiert hat, aber es scheint zuzunehmen und (...) eine große Anzahl junger Menschen weiß nicht einmal, was das Wort Holocaust bedeutet", so Ginger Lane.
In dem Video machen die Holocaust-Überlebenden noch einmal deutlich, dass vor etwas mehr als 75 Jahren ein Drittel der Juden weltweit systematisch ermordet wurde. Unter ihnen waren mehr als 1,5 Millionen Kinder.
Bundestagspräsidentin nimmt an Gedenken teil
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas legte bei der Gedenkveranstaltung in Yad Vashem einen Kranz im Namen des Bundestags nieder. Danach wohnte sie als erste hochrangige Repräsentantin aus Deutschland einer Zeremonie im Parlament bei. Dabei wurden die Namen von Opfern des Holocaust verlesen.
In der Knesset entzündete Bas bereits zuvor eine Kerze im Gedenken auch an die vor 80 Jahren aus ihrer Heimatstadt Duisburg deportierte Jüdin Irma Nathan. Sie wurde 1942 von den Nazis ermordet. Auch deren Mann und die beiden Kinder wurden von den Nazis getötet.
- Bas will gegen Judenfeindlichkeit vorgehen
Bei ihrem Antrittsbesuch in Israel findet Bundestagspräsidentin Bas deutliche Worte gegen Judenfeindlichkeit. Deutschland müsse dieser "mit allen Mitteln entgegenlenken".