Eklat auf Pressekonferenz: Mahmud Abbas und der Holocaust

    Mahmud Abbas und der Holocaust:Eklat mit Geschichte

    Armin Coerper
    von Armin Coerper
    18.08.2022 | 15:55
    |

    Es ist nicht das erste Mal, dass der Palästinenserpräsident den Holocaust rhetorisch benutzt und relativiert. Der Eklat von Berlin ist einer mit Geschichte.

    Mahmud Abbas am 14.06.2022 in Nikosia
    Mahmud Abbas
    Quelle: picture alliance / NurPhoto

    Er hat es wieder getan. Wieder hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den Holocaust relativiert, diesmal ausgerechnet im Berliner Kanzleramt. In die Reaktionen aus Israel mischt sich mittlerweile Zynismus.
    "Selbst wenn man seinen Doktor-Titel mit Holocaust-Leugnung erworben hat, sollte man verstehen, dass Versöhnung zwischen Menschen nicht auf Lügen und Verfälschungen beruhen kann", twittert zum Beispiel Israels Botschafter Ron Prosor in Deutschland.
    Reaktion von Israels Botschafter Ron Prosor auf Twitter
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    Abbas relativierte den Holocaust schon in seiner Doktorarbeit

    Was also hat es auf sich mit Abbas und dem Holocaust? Viele Israelis beziehen sich auf seine Doktorarbeit, die der Palästinenser 1982 an der Universität Moskau einreichte. Darin bezweifelt Abbas, dass zur Vernichtung der Juden Gaskammern verwendet wurden, und stellt in Abrede, dass im Holocaust sechs Millionen Juden ermordet wurden.
    Stattdessen spricht er von "möglicherweise weniger als einer Million". In seiner 2005 beginnenden Amtszeit verzichtet er zunächst auf den Holocaust-Vergleich, doch schreckt nicht vor Aussagen zurück, die gemeinhin als antisemitisch angesehen werden.
    • So bezichtigt er Israel 2012 der "ethnischen Säuberungen" an Palästinensern, immer wieder kondoliert und unterstützt er die Familien von palästinensischen Attentätern.
    • 2016 beschuldigt er jüdische Rabbiner, zur Vergiftung des Trinkwassers der Palästinenser aufgerufen zu haben. US-Botschafter Daniel Friedman, ein Jude, nennt Abbas 2018 "Hundesohn".
    • 2018 sorgt Abbas für Entsetzen vor der UN-Generalversammlung, als er behauptet, Ursache des Holocaust sei nicht Antisemitismus, sondern "das soziale Verhalten" der Juden, zum Beispiel das Verleihen von Geld. Einen Tag später rudert der Palästinenser auch damals zurück: Es sei nicht seine Absicht gewesen, "Juden zu beleidigen".

    Die Rolle von Abbas im Nahost-Konflikt ist kompliziert

    Damals wie heute klingen seine Entschuldigungen bei denen, die er verletzt hat, wenig überzeugend. Doch Abbas' Rolle im Nahost-Konflikt ist eine komplizierte. Zweifelsohne hat die Zahl von palästinensischen Terroranschlägen an Israelis seit seiner Amtsübernahme 2005 deutlich abgenommmen.
    Ohne ihn, davon ist man in Israel ziemlich einmütig überzeugt, könnte die Lage in den Palästinensergebieten eine andere sein und vermutlich keine bessere. Abbas stellt sich auch gegen palästinensischen Extremismus, doch verbale Entgleisungen scheinen für den 86-Jährigen zum politischen Werkzeug zu gehören.
    Armin Coerper berichtet aus dem ZDF-Studio Tel Aviv.

    Eklat um Holocaust-Vergleich von Mahmud Abbas