Russland will im Ukraine-Krieg eine Hyperschallrakete eingesetzt haben - wohl zum ersten Mal überhaupt. Eine solche könnte auch europäische Städte erreichen. Was bedeutet das?
Tag 24 im Ukraine-Krieg: Wieder schwere Gefechte mit Toten und Verletzten und massive Fluchtbewegungen. Moskau meldet nun den Einsatz einer Hyperschallrakete.
Was ist eine Hyperschallrakete?
Russland hat im Krieg in der Ukraine laut eigenen Angaben die Hyperschallrakete "Kinschal" eingesetzt. Damit soll ein unterirdisches Munitionsdepot in einem Dorf in der Westukraine zerstört worden sein. Der Ort liegt nur gut 60 Kilometer von der Grenze zu Rumänien entfernt, einem Nato-Mitglied. Die ukrainische Seite bestätigte den Beschuss. Ob es sich um eine Kinschal-Rakete handelt, sei noch nicht klar.
Hyperschall bedeutet, dass eine Geschwindigkeit oberhalb der fünffachen Schallgeschwindigkeit erreicht wird - das sind mehr als 6.100 km/h. Die Kinschal-Raketen sollen laut russischen Angaben sogar bis zu 12.350 km/h erreichen. Hyperschallwaffen sind an sich nichts Neues, ihre Entwicklung wurde insbesondere im Kalten Krieg vorangetrieben.
- Heftige Angriffe auf "Odessas Schutzschild"
Bei Luftangriffen auf Mykolajiw soll es viele Tote gegeben haben. Saporischschja verhängt eine Ausgangssperre bis Montag. Die Lage im Ukraine-Krieg an Tag 24.
Wie weit eine Kinschal - Russisch für "Dolch" - fliegen kann, ist nicht ganz klar. Bis zu 2.000 Kilometer könnten es sein. Ein Kampfflugzeug bringt die ballistischen Raketen in die Luft, wo sie dann zünden und ihrem Ziel entgegensteuern. Sie können auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden.
Somit könnten die Raketen, von Moskau aus gesehen, in nur wenigen Minuten West- und Mitteleuropa erreichen. Russland zufolge können sie auch die in Europa stationierte US-Flugabwehr überwinden.
Das glaubt auch der Politologe und Militär-Experte Frank Sauer. Er sagt zu ZDFheute:
Es könnte das erste Mal überhaupt sein, dass Russland die modernen Raketen in einem Gefecht einsetzt. Putin hatte die acht Meter lange Hyperschall-Waffe 2018 in einer Rede vorgestellt.
Was will Putin mit dem Hyperschallraketen-Einsatz bezwecken?
Der Ukraine-Krieg zeigt: Die russischen Streitkräfte scheinen teils mangelhaft ausgestattet zu sein. Bilder von abgelaufenen Essens-Rationen, schlechter Wartung von Militär-Trucks und viel liegen gebliebenem russischem Gerät am Boden überraschten Expertinnen und Experten. Denn 2008 hatte Russland eine große Militärreform angestoßen und immer wieder Hightech-Gerät präsentiert.
Der Militär-Experte Frank Sauer findet es deshalb auffällig, dass das russische Verteidigungsministerium den Kinschal-Einsatz breit kommuniziert:
Um ukrainische Städte im Westen zu treffen, bräuchten die Russen auch keine modernen luftgestützten Hyperschallraketen, so Sauer: "Das ließe sich auch mit Marschflugkörpern erreichen."
Zeitgleich zum Krieg in der Ukraine feiert Russland den 8. Jahrestag der Krim-Annexion. Putin nutzt die Gelegenheit, um den Angriffskrieg vor großem Publikum zu rechtfertigen.
Könnte der Einsatz von Hyperschallraketen den Krieg in der Ukraine verändern?
Viele Expertinnen und Experten haben nicht damit gerechnet, dass die ukrainische Armee dem Überfall Russlands so lange standhält. Die Hoheit über den ukrainischen Luftraum hat Putin etwa noch immer nicht erreicht.
Militär-Experte Sauer glaubt auch nicht, dass Hyperschallraketen kriegsverändernd sein werden:
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