In der irakischen Hauptstadt Bagdad haben Demonstranten das Parlament gestürmt. Zuvor waren sie in die schwer gesicherte Grüne Zone eingedrungen.
Im Irak sind Demonstranten in das Parlament in der Hauptstadt Bagdad eingedrungen. Kurz zuvor hatte die Menschenmenge die hoch gesicherte sogenannte Grüne Zone gestürmt, wie die staatliche irakische Nachrichtenagentur INA berichtete.
Sicherheitskräfte versuchten nach Angaben von Augenzeugen zunächst, die Menschenmenge auseinanderzutreiben. Es gab auch Berichte über Verletzte. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Menschen im Parlament die irakische Flagge schwenkten.
Viele Anhänger von Muktada al-Sadr unter den Protestteilnehmenden
Tausende Anhänger des einflussreichen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr hatten sich zuvor an der Hochsicherheitszone versammelt, in der das Parlament und viele Botschaften untergebracht sind.
Sie demonstrierten unter anderem gegen die Nominierung des ehemaligen Ministers Mohammed Schia al-Sudani für das Amt des Premierministers. Dieser war von einer Parteiallianz vorgeschlagen worden, die mit dem Nachbarland Iran sympathisiert.
Geschäftsführender Regierungschef ruft zum Rückzug auf
Regierungschef Mustafa al-Kadhimi und der Oberbefehlshaber der Streitkräfte riefen die Demonstranten auf, sich sofort aus dem Parlament und der Grünen Zone zurückzuziehen. Auch Al-Sadr rief zum Rückzug auf. Auf Twitter schrieb er, der Protest sei ein Zeichen der Ablehnung von Unrecht und Korruption.
Augenzeugen berichteten am Abend über einen allmählichen Abzug der Menschenmenge aus der gesicherten Zone.
Im Irak tobt seit der Parlamentswahl im vergangenen Oktober ein Machtkampf. Al-Sadrs Liste hatte die meisten Sitze gewonnen. Der Geistliche bemühte sich darum, eine Regierung zu bilden, zuletzt zog er sich jedoch mit Abgeordneten seiner Partei aus dem Parlament zurück.
Al-Sadrs Rückzug aus der Politik ein Schachzug?
Experten zufolge liegt al-Sadrs Stärke insbesondere darin, Menschenmassen mobilisieren zu können. Seinen Rückzug aus der Politik deuteten daher einige Beobachter als Schachzug, um Parteien und Politiker unter Druck zu setzen.
Viele Iraker haben inzwischen nur noch wenig Vertrauen in die Politik, nachdem das ölreiche Land seit Jahren mit wirtschaftlichen und politischen Krisen zu kämpfen hat.