Sie sind hier:

Machtkampf im Irak : Demonstranten stürmen Parlament in Bagdad

Datum:

In Bagdad sind Demonstranten sind ins Parlament eingedrungen - zum zweiten Mal innerhalb einer Woche. Ihr Ziel: verhindern, dass ihre politischen Gegner eine Regierung bilden.

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage haben Demonstranten in der irakischen Hauptstadt Bagdad das Parlament gestürmt und einen Sitzstreik begonnen. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur INA am Samstag. Alle weiteren Sitzungen des Parlaments wurden zunächst abgesagt, wie der Parlamentspräsident mitteilte.

Machtkampf zwischen Geistlichem und Regierungschef

In einem Machtkampf wollen Anhänger des einflussreichen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr verhindern, dass ihre politischen Gegner um Ex-Regierungschef Nuri al-Maliki eine Regierung bilden können.

Die Rivalen des 47 Jahre alten Religionsführers hatten gut zehn Monate nach der Parlamentswahl vor kurzem einen Kandidaten als Premier vorgestellt. Aus Sicht al-Sadrs steht aber der für das Amt vorgesehene ehemalige Minister Mohammed Schia al-Sudani dem Ex-Premier al-Maliki viel zu nahe. Al-Sadr und al-Maliki sind verfeindet. Außerdem sympathisieren al-Maliki und dessen Allianz offen mit dem Nachbarland Iran.

Tränengas und Verletzte

Der amtierende Premierminister Mustafa al-Kasimi rief die politischen Lager zum Dialog auf.

Ich appelliere an alle, Ruhe, Vernunft und Geduld walten zu lassen und sich nicht zur Machtprobe hinreißen zu lassen.
Mustafa al-Kasimi, Premierminister

Wie Augenzeugen berichteten, versuchten Sicherheitskräfte zuvor Tausende Demonstranten an der hoch gesicherten Grünen Zone mit Tränengas zurückzudrängen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gab es mindestens 125 Verletzte.

In der rund zehn Quadratkilometer großen Grünen Zone im Zentrum Bagdads befinden sich zahlreiche Regierungseinrichtungen und das irakische Parlament sowie mehrere Botschaften, darunter auch die diplomatische Vertretung der USA. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie überwiegend junge Menschen im Plenarsaal waren und Fotos von al-Sadr in die Kameras hielten.

Lager von al-Sadr und al-Maliki sehen sich als Gegner

Das Bündnis um al-Maliki protestierte scharf gegen den Sitzstreik. In einer Mitteilung hieß es:

Der Staat, seine Legitimität, die verfassungsmäßigen Institutionen und der staatsbürgerliche Friede stehen auf dem Spiel.
Mitteilung von Bündnis um al-Maliki

Beide schiitischen Lager - also das von al-Sadr sowie das von al-Maliki - betrachten sich als Gegner. Am Samstag war zudem der erste Tag des schiitischen Trauermonats Muharram, eine Zeit, die von vielen öffentlichen Veranstaltungen und Feiertagen der Schiiten geprägt ist.

Al-Sadr-Rückzug als politischer Schachzug?

Im Irak tobt seit der Parlamentswahl im Oktober 2021 ein Machtkampf. Al-Sadrs Liste hatte damals die meisten Sitze gewonnen und bemühte sich um eine Regierungsbildung. Zuletzt traten jedoch Abgeordnete seiner Partei geschlossen aus dem Parlament zurück.

Experten zufolge liegt al-Sadrs Stärke insbesondere darin, Menschenmassen mobilisieren zu können. Seinen Rückzug aus der Politik deuteten daher einige Beobachter als Schachzug, um Parteien weiter unter Druck zu setzen und einen Sieg der Allianz um al-Maliki zu verhindern.

Die Wahlbeteiligung war im Oktober auf ein Rekordtief von rund 41 Prozent gefallen. Viele Iraker haben kaum noch Vertrauen in die Politik. Sie kritisieren vor allem die weit verbreitete Korruption.

Im Irak hat das Lager des Geistlichen Moktada al-Sadr die erste Parlamentswahl nach dem Sieg über die IS-Milizen gewonnen. Die Wahlbeteiligung war relativ gering.

Beitragslänge:
1 min
Datum:

Al-Sadr gibt sich gemäßigt

Al-Sadr gilt als kontroverse Figur. Nach Untergang des Regimes von Langzeitdiktator Saddam Hussein im April 2003 bekämpfte seine Armee US-Truppen, die sie als Besatzer ansahen. Heute gibt er sich gemäßigter. Seine Anhänger leben vor allem in ärmeren Vierteln.

Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.