Proteste: Deutschland und Iran bestellen Botschafter ein

    Nach Äußerung von Baerbock:Berlin und Teheran bestellen Botschafter ein

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    Erst kündigte Außenministerin Baerbock einen härteren Iran-Kurs an, nun bestellten beide Länder gegenseitig ihre Botschafter ein. Iran wirft Deutschland zu viel Eingreifen vor.

    Auswärtiges Amt in Berlin
    Das Auswärtige Amt bestellte den iranischen Botschafter ein, in Iran wurde der deutsche Botschafter vorgeladen.
    Quelle: dpa

    Angesichts der anhaltenden Demonstrationen in vielen iranischen Städten hat sich der Ton zwischen Iran und Deutschland weiter verschärft. Die Botschafter des jeweils anderen Landes wurden in die Außenministerien in Teheran und Berlin einbestellt - eine scharfe Form des diplomatischen Protests.

    Iran wirft Deutschland staatliche Einmischung vor

    "Sowohl der deutsche Botschafter in Teheran als auch der iranische Botschafter in Berlin waren heute zu einem Gespräch in den jeweiligen Außenministerien der Gastländer geladen", war aus dem Auswärtigen Amt zu hören. Zuvor hatte die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars berichtet, der deutsche Botschafter sei einbestellt und Berlin beschuldigt worden, sich in die inneren Angelegenheiten der Islamischen Republik einzumischen. Der stellvertretende iranische Außenminister Ali Bagheri Kani sagte in einem Kommentar, den Fars veröffentlichte:

    Einige europäische Länder sind entgegen ihren internationalen Verpflichtungen im Kampf gegen den Terrorismus zu Sponsoren von Terrorgruppen geworden.

    Ali Bagheri Kani, stellvertretender iranischer Außenminister

    Baerbock kündigte zuvor härteres Vorgehen an

    Am Mittwoch hatte Außenministerin Annalena Baerbock angekündigt, den Kurs gegen Teheran wegen des harten Vorgehens der Behörden gegen die dortige Protestbewegung zu verschärfen. Es könne "kein 'Weiter so' in den bilateralen Beziehungen" geben.
    Über die auf EU-Ebene beschlossenen Sanktionen hinaus sollen demnach zusätzliche nationale Einreisebeschränkungen verhängt werden. Die ohnehin eingeschränkten Wirtschaftskontakte sollen weiter reduziert werden, auch mit Blick auf noch bestehende Geschäftsbeziehungen iranischer Banken.

    Proteste im In- und Ausland

    Auslöser der systemkritischen Massenproteste war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam unter strittigen Umständen.
    Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem. Auch in Berlin hatten sich vergangenen Samstag nach Angaben der Polizei rund 80.000 Menschen an einer Kundgebung zur Unterstützung der Demonstranten in Iran beteiligt.
    Quelle: Reuters, dpa

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