Im Iran haben wieder Tausende gegen das Regime protestiert. Mehrere Hauptstraßen wurden von den Menschen blockiert. Auch in Deutschland haben die Menschen demonstriert.
Im Iran haben die systemkritischen Proteste am Samstag in mehreren Landesteilen angedauert. Augenzeugen zufolge blockierten in der Hauptstadt Teheran Tausende Demonstranten mehrere Hauptstraßen und skandierten Slogans gegen die politische Führung der islamischen Republik.
Frauen nahmen erneut ihre Kopftücher ab und riefen "Freiheit, Freiheit". In einigen Teilen der Stadt kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Dabei sollen Polizeikräfte Tränengas gegen Demonstranten eingesetzt haben.
Rund zwei Wochen nach dem Tod einer Iranerin in Polizeigewahrsam sind auch in mehreren deutschen Städten Tausende auf die Straße gegangen.
Autofahrer solidarisieren sich mit Demonstranten
Die Proteste führten in mehreren Teilen der Hauptstadt zu erheblichen Staus. Dabei schienen sich viele Autofahrer mit den Demonstranten zu solidarisieren und ließen Hupkonzerte ertönen. Zu heftigen Ausschreitungen war es am Freitag in der Stadt Sahedan im Südosten des Landes gekommen.
Dabei kamen 19 Menschen ums Leben, unter ihnen auch mindestens drei Mitglieder der lokalen Revolutionsgarden. 20 weitere wurden schwer verletzt. Wegen der zunehmenden Gewaltbereitschaft auf beiden Seiten gibt es innerhalb der Bevölkerung Befürchtungen, dass sich der Vorfall in Sahedan auch in anderen Teilen des Landes wiederholen könnte.
Polizei weist Vorwürfe zum Tod von Mahsa Amini weiter zurück
Auslöser der Demonstrationen ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini vor zwei Wochen. Die Sittenpolizei hatte sie wegen ihres angeblich "unislamischen Outfits" festgenommen. Was mit Amini danach geschah, ist unklar.
Die Frau fiel ins Koma und stab am 16. September in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben; die Polizei weist das zurück. Seit dem Tod der jungen Frau demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung und der Sicherheitskräfte sowie das islamische System.
Gut 10.000 Demonstranten auch in Deutschland
Auch in Deutschland haben mehr als zehntausend Menschen bei Demonstrationen mit den regierungskritischen Protesten im Iran solidarisiert. In Berlin sprach die Polizei am Samstag von insgesamt knapp 5.000 Teilnehmern bei verschiedenen Aufzügen, in Hamburg von etwa 4.000 und in Frankfurt am Main von rund 2.800. Sie protestierten gegen das Mullah-Regime.
In Hamburg riefen Teilnehmer "Weg, weg, weg - Mullahs müssen weg" und "Frauen wollen Freiheit". Bereits am Vormittag hatte es auf dem Rathausmarkt eine Aktion gegeben, bei der Protestierende Plakate und eine Perücke mit roter Farbe auf den Boden legten. In Frankfurt skandierten Demonstranten Schlagworte wie "Frau - Leben - Freiheit". Dort kamen mehr Teilnehmer als angemeldet.
In Berlin forderte ein Sprecher einer Gruppe von Exil-Iranern in Deutschland ein Ende des Blutvergießens und demokratische Reformen in dem Land. Angesichts der aktuellen Gewalt im Iran müsse die Bundesregierung neue Sanktionen vor allem gegen die Eliten des Regimes erlassen, forderte er.
- Tote bei Protesten - Ausländer festgenommen
Im Südosten des Iran sollen bei Zusammenstößen mit der Polizei 19 Menschen getötet worden sein. Laut Behörden wurden zudem neun Ausländer festgenommen, darunter ein Deutscher.