Ex-Kaiserin über Iran: "Töten Sie nicht die jungen Menschen"

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    Ex-Kaiserin über Iran-Proteste:"Töten Sie nicht die jungen Menschen"

    Kamran Safiarian
    von Kamran Safiarian
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    In Iran droht Tausenden die Todesstrafe, in den Gefängnissen wird gefoltert. Persiens Ex-Kaiserin Farah Diba-Pahlavi appelliert an das Regime, das Töten zu beenden.

    Sie wohnt in Reichweite des Eiffelturms, Persiens Ex-Kaiserin Farah Diba-Pahlavi. Erstmals spricht die 84-Jährige im deutschen Fernsehen über die Unruhen in ihrer Heimat. Sie zeigt sich fassungslos über die Exekutionen und Folterungen.

    "Dort geht gerade eine Revolution los"

    "Es macht mich krank, ich möchte gar nicht darüber reden", so die Ex-Kaiserin im ZDF-Interview.

    Sie vergewaltigen junge Mädchen, schießen auf Kinder. Es ist so schrecklich. Aber ich verliere die Hoffnung nicht, denn dort geht gerade eine Revolution los.

    Farah Diba-Pahlavi, Persiens Ex-Kaiserin

    Ex-Kaiserin wurde von Mullahs aus Iran gejagt

    Die frühere Kaiserin und ihr Mann Schah Reza Pahlavi wurden selbst 1979 von den Mullahs aus dem Land gejagt. Damals wie heute fordern die Menschen Freiheit und Gerechtigkeit. Denn es waren der brutale Geheimdienst Savak, Zensur und Menschenrechtsverletzungen unter der Herrschaft des Schah, die die Mullahs erst an die Macht brachten. Farah gibt heute Fehler zu:

    Ich gebe ja zu, dass das Land unter uns damals Probleme und Defizite hatte, aber nicht bis zu diesem Grad.

    Farah Diba-Pahlavi, Persiens Ex-Kaiserin

    Farah will in freien Iran zurückkehren

    "Dieses schreckliche Regime heute", übergeht sie dann die Frage. Sie sei dankbar, dass sie die Entwicklungen in Iran noch miterleben dürfe. Sie hoffe, eines Tages in einen freien Iran zurückkehren zu können. "Licht wird die Dunkelheit ablösen", sagt Farah Diba-Pahlavi.

    Farah Diba-Pahlavi, letze Kaiserin Persiens, aufgenommen am 30.09.2019
    Quelle: picture alliance

    Als junge Kunststudentin in Paris lernt Farah Diba den Schah von Persien kennen. 1959 wird sie die dritte Frau des Monarchen Reza Pahlavi und bringt ihm den lang ersehnten Thronfolger zur Welt. Als "Lady Di der Sechzigerjahre" füllt sie viele Klatschspalten. 1967 krönt der Schah Farah Diba zur Kaiserin. Die Islamische Revolution 1979 zwingt das Monarchenpaar ins Exil. Farah Diba-Pahlavi lebt heute abwechselnd in Paris und Washington.

    Ex-Kaiserin glaubt an erfolgreiche Revolution

    Am Ende dann richtet sie eine Botschaft an das Mullah-Regime:

    Töten Sie nicht die jungen Menschen, ihre Landsleute. Schießen Sie nicht auf sie.

    Farah Diba-Pahlavi, Persiens Ex-Kaiserin

    "Sie sind Ihre Brüder und Schwestern, sie sind Ihre Kinder. Ihre Kinder müssen mit Ihnen in Zukunft leben." Die Ex-Kaiserin glaubt an eine erfolgreiche Revolution - die Menschen würden das Regime eines Tages aus dem Weg räumen.
    Masih Alinejad
    Die Revolution geht weiter - im Iran und in der Diaspora. Die Frauenrechtlerin Masih Alinejad stemmt sich bereits seit Jahren gegen das Regime. Wie viele andere organisiert und engagiert sie sich im Exil. 19.12.2022 | 14:09 min
    Sehen Sie hier die komplette Doku "Vereint gegen die Mullahs" von Kamran Safiarian:

    Ikone der Opposition: Masih Alinejad

    Neben Farah Diba-Pahlavi glaubt auch Frauenrechtsikone Masih Alinejad an den Sturz des Regimes. Masih Alinejad ist die Ikone der iranischen Auslandsopposition. Von den USA aus hat sie mit ihrer Internet-Kampagne diese Revolution mit in Gang gebracht. Sie ermutigt Frauen, ihre Kopftücher abzulegen und sich dabei zu filmen. Sie ist wütend über die Brutalität des Regimes.

    Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, dass sie Kinder töten. Wenn ich höre, dass sie auf ihre Augen schießen, den Mädchen in die Brüste. Warum? Weil dieses Regime Angst vor seinem Volk hat.

    Masih Alinejad, Frauenrechtlerin

    Die Journalistin und Frauenaktivistin Masih Alinejad gehört zu den Köpfen der iranischen Auslandsopposition. Schon als junge Reporterin kritisiert sie zu hohe Einkünfte von Parlamentariern in Iran. 2009 muss sie schließlich ins Exil und kämpft seitdem aus den USA gegen das Regime in Teheran. Auf "Voice of America" hat sie ihre eigene Sendung "Tablet". Mit ihrem riesigen Netzwerk erreicht sie auf Instagram über acht Millionen Menschen.

    Masih Alinejad ist zu Irans Staatsfeind Nummer 1 geworden. Sie wird von einem Bodyguard begleitet, denn Teherans Agenten jagen sie auch in den USA. Letztes Jahr wäre sie fast entführt worden. "Dieses Jahr wollte mich jemand erschießen. Das FBI hat einen Mann verhaftet, der mit einem geladenen Gewehr vor meinem Haus auftauchte. Er wollte mich töten", sagt sie.

    Masih Alinejad will Taten des Westens

    Masih Alinejad ist auf Einladung der iranisch-amerikanischen Frauenkonferenz nach Beverly Hills gekommen. In Kalifornien lebt die größte iranische Community außerhalb Irans. Sie holt sich hier die Unterstützung vieler wohlhabender Exil-Iraner, die sich bei Los Angeles ein neues "Tehrangeles" aufgebaut haben - weit weg vom Gottesstaat.

    In Kalifornien lebt die weltweit größte iranische Community außerhalb Irans - knapp eine halbe Million Menschen. Im persischen Viertel - auch Tehrangeles genannt - gibt es persische Restaurants und Buchläden, mehrere TV- und Radiostationen. Es sind vor allem wohlhabende Iraner - Anwälte, Ärzte und Businessleute -, die sich dort niedergelassen haben.

    Sie wollen die ausländische Opposition um Masih Alinejad auch finanziell unterstützen. Masih will erreichen, dass auch westliche Regierungen sich mehr engagieren und teilt gegen Deutschland aus: "Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, dass Europa und der Westen nur reden, reden, reden. Jetzt ist es an der Zeit, zur Tat zu schreiten."

    Deutschland zum Beispiel macht Millionengeschäfte mit dem Regime in Teheran. Warum?

    Masih Alinejad, Frauenrechtlerin

    Es sei an der Zeit, dass alle Staaten diese fortschrittliche Revolution in Iran endlich offiziell anerkennen. Masih glaubt ähnlich wie Ex-Kaiserin Farah, dass der Anfang vom Ende des Regimes gekommen sei. "Der Kopftuchzwang ist wie die Berliner Mauer. Wenn man sie einreißt, dann bleibt nichts mehr vom Regime übrig."
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