Nach Aufruf von Aktivisten: Proteste im Iran gehen weiter

    Nach Aufruf von Aktivisten:Proteste im Iran gehen weiter

    16.11.2022 | 15:42
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    Im Iran ist es laut Berichten in vielen Landesteilen beim Gedenken an den "blutigen November" 2019 zu schweren Protesten gegen die Regierung gekommen. Es soll Tote gegeben haben.

    Demonstranten blockieren eine Straße während eines Protestes gegen den Tod der jungen Iranerin Mahsa Amini, die letzte Woche starb, nachdem sie in Teheran festgenommen worden war, weil sie ihren Hijab nicht angemessen trug, in Teheran, Iran, 01. Oktober 2022.
    Seit Monaten gehen Menschen im Iran auf die Straße, um gegen die Regierung zu protestieren. (Archivbild)
    Quelle: epa

    Gedenken an den "blutigen November" von 2019 haben die schwersten Proteste seit Wochen im Iran ausgelöst. In weiten Landesteilen strömten in der Nacht zum Mittwoch Menschen auf die Straßen, wie Augenzeugen berichteten.
    In der Hauptstadt Teheran waren chaotische Szenen zu beobachten. Demonstranten errichteten Straßensperren, Autofahrer gaben Hupkonzerte. Hunderte Menschen versammelten sich auf zentralen Plätzen und riefen Protestslogans gegen die Islamische Republik.

    Berichte: Revolutionsgardisten und Demonstranten getötet

    Während der Großteil der Straßenproteste friedlich verlief, kam es vor allem in den Provinzen wieder zu gewaltsamen Vorfällen. Mindestens zwei Sicherheitskräfte der Revolutionsgarden sowie ein schiitischer Geistlicher seien getötet worden, berichteten iranische Medien. Nach Angaben von Aktivisten wurden zwei Demonstranten in den Kurdenregionen erschossen.
    Berichten zufolge erfassten die Proteste Dutzende Städte und mehr als zwei Drittel der Landesprovinzen. Die Angaben aus den Protestgebieten sind schwer überprüfbar.

    Demonstranten riefen zu dreitägigen Protesten und Streiks auf

    Aktivisten hatten zu dreitägigen Protesten und Streiks im Gedenken an den "blutigen November" von 2019 aufgerufen. Hintergrund der Demonstrationen vor drei Jahren waren hohe Benzinpreise. Sie richteten sich jedoch schnell auch gegen die politische Führung in Teheran.
    Seit rund zwei Monaten demonstrieren erneut breite Gesellschaftsteile gegen die Islamische Republik. Auslöser war der Tod der jungen iranischen Kurdin Mahsa Amini im Polizeigewahrsam. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie Mitte September gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll.

    Mehrere Todesurteile gegen Demonstranten

    Im Zusammenhang mit den systemkritischen Protesten sind laut Nachrichtenagentur Fars drei weitere Demonstranten zum Tode verurteilt worden. Gegen die Urteile könne Berufung eingelegt werden. Einem Beschuldigten wird dem Bericht zufolge vorgeworfen, mit seinem Auto Polizisten angegriffen und dabei eine Person getötet zu haben.
    Ein weiteres Urteil wurde wegen Waffenbesitzes und Brandstiftung verhängt. Die dritte Person wurde als "Anführer von Protesten" sowie wegen Beschädigung öffentlichen Eigentums zum Tode verurteilt. Bereits in den vergangenen Tagen wurden zwei Menschen zum Tode und weitere zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

    Im Iran verboten: Demonstranten küssen sich aus Protest in der Öffentlichkeit

    Immer mehr Protestteilnehmer drückten auch mit zivilem Ungehorsam ihren Unmut aus. Auf den Straßen der Hauptstadt waren Paare zu beobachten, die sich in der Öffentlichkeit küssten - ein gesellschaftliches Tabu und unter Strafe verboten seit der Islamischen Revolution 1979.
    In anderen Teilen Teherans waren Lautsprecherdurchsagen zu hören: "Das ist ein roter Alarm, die Zeit der Revolution hat begonnen", gefolgt von Sirenentönen, die einst bei Bombenalarm im Iran-Irak-Krieg (1980-1988) zu hören waren.
    Quelle: dpa
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