Todesurteile: Entsetzen nach weiteren Hinrichtungen im Iran

    Todesurteile für zwei Männer:Entsetzen nach weiteren Hinrichtungen im Iran

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    Teheran setzt seine harte Linie gegen Demonstranten fort: Todesurteile gegen zwei Männer wurden vollstreckt. Menschenrechtler und Politiker fordern mehr Druck auf die Regierung.

    Im Iran sind am Samstag zwei Männer hingerichtet worden, die während der Proteste gegen die Führung einen Angehörigen der Sicherheitskräfte getötet haben sollen.
    Es handelt sich nach Angaben der Justiz um den 22 Jahre alten Karate-Champion Mohammad Mehdi Karami und den 20-jährigen Sejjed Mohammad Hosseini. Sie seien "die Haupttäter des Verbrechens, das zum ungerechten Martyrium von Ruhollah Adschamian geführt hat", meldete die staatliche Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf die Justiz.

    Gehängt wegen des Todes eines Miliz-Mitglieds

    Sie seien am Morgen gehängt worden. Wegen des Todes von Adschamian, eines Mitglieds der Basidsch-Miliz, wurden drei weitere Menschen zum Tode verurteilt. Elf Angeklagte erhielten Haftstrafen.
    Die Basidsch-Miliz ist eine paramilitärische Freiwilligen-Einheit und den mächtigen Revolutionsgarden zugeteilt. Sie spielt bei dem massiven Vorgehen gegen Demonstrantinnen und Demonstranten eine wichtige Rolle.

    Aktivisten sprechen von Scheinprozess

    Aktivisten hatten zuvor das "unfaire Schnellverfahren" angeprangert. Es habe "nichts mit einem aussagekräftigen Gerichtsverfahren" gemeinsam, erklärte Amnesty International. Karamis Vater sagte gegenüber iranischen Medien, ein Anwalt der Familie habe keinen Zugang zu den Akten seines Sohnes erhalten.
    Der Anwalt schrieb auf Twitter, ein letztes Treffen mit der Familie sei Karami verwehrt worden, aus Protest habe er auf Essen und Wasser verzichtet.
    Der Chef der Organisation Iran Human Rights, Mahmood Amiry-Moghaddam, sagte, beide Männer seien "Folter ausgesetzt und nach Scheinprozessen verurteilt worden".

    Baerbock fordert mehr Druck auf Iran

    Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sprach sich für mehr Druck der EU gegenüber Teheran aus. Mohammed-Mehdi K. und Sejed-Mohammed H. seien vom Regime erhängt worden, "weil sie sich dem brutalen und menschenverachtenden Handeln nicht unterwerfen wollten", schrieb die Grünen-Politikerin.
    Dies seien zwei "weitere schreckliche Schicksale, die uns bestärken, mit der EU den Druck auf Teheran weiter zu erhöhen".
    Außenministerin Baerbock kritisiert Hinrichtung
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    Der Chef der in New York ansässigen Menschenrechtsorganisation Center for Human Rights in Iran (CHRI), Hadi Ghaemi, warf dem Iran vor, "Hinrichtungen und tödliche Gewalt gegen Demonstrationen einzusetzen, um Terror unter der Zivilbevölkerung zu verbreiten" und die Hoffnungen nach Veränderung "zunichtezumachen".

    EU und UN fordern Ende der Todesurteile

    Die EU prangerte die Hinrichtungen als "weiteres Zeichen der gewaltsamen Unterdrückung der Proteste" im Iran an.
    Sie fordere die Behörden erneut auf, "die höchst verwerfliche Praxis, Todesurteile gegen Demonstranten zu verhängen und zu vollstrecken, sofort zu beenden" und die jüngsten verhängten Todesurteile "unverzüglich aufzuheben", erklärte eine Sprecherin des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell.

    Irans Führer ohne Volk
    :Ali Khamenei ist das Feindbild der Proteste

    In Iran gilt einzig und allein das Wort von Revolutionsführer Khamenei. Der sucht die Gründe für die aktuelle Krise nicht in seiner autoritären Herrschaft, sondern im Ausland.
    von Jörg Brase
    Ali Khamenei, aufgenommen am 25.11.2022 in Teheran (Iran)
    Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte verurteilte auf Twitter die "auf erpressten Geständnissen" basierenden Prozesse. Es sei "schockierend, dass der Iran trotz des internationalen Aufschreis weiterhin Demonstranten" hinrichte.
    Quelle: Reuters, AFP, dpa

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