Der deutsch-israelische Psychologe Ahmad Mansour sieht Judenhass als Problem vieler Milieus. Er fordert mehr Prävention, um Antisemitismus entgegenzuwirken.
Ahmad Mansour kritisiert judenfeindliche Rufe und Parolen auf Demonstrationen zum Konflikt zwischen Israel und militanten palästinensischen Gruppen. "Wer nicht unterscheiden kann zwischen Israel und einer Synagoge und Schimpfwörter benutzt gegen Juden, betreibt keine kritische oder legitime Israel-Kritik, sondern bewegt sich in antisemitischen Straftaten", sagte der deutsch-israelische Psychologe und Extremismus-Experte im heute journal update.
Wer die Existenz Israels infrage stelle und auf Demos in Berlin dazu aufrufe, die israelische Stadt Tel Aviv zu bombardieren, betreibe keine legitime Israel-Kritik mehr, die er als Israeli zum Teil nachvollziehen könne.
Mansour: Antisemitismus ist herkunftsübergreifend
Zur Rolle des Islam im Zusammenhang mit Antisemitismus erklärte Mansour, dass sich diese Haltung sowohl unter Muslimen wie auch unter Christen oder linken und rechten Gruppierungen finden lasse. Antisemitische Haltungen seien "herkunftsübergreifend", so der Psychologe.
Dennoch beobachte man auch in Studien, "dass die Hälfte der Menschen mit Migrationshintergrund muslimischer Herkunft antisemitische Einstellungen haben", so Mansour. Dabei spiele jedoch nicht nur die Religion eine Rolle, sondern auch eine einseitige Betrachtung des Nahost-Konflikts.
Prävention durch Bildung gefordert
Um dem entgegenzuwirken, bedürfe es laut Mansour vor allem einer besseren Prävention durch Bildung. "Da müssen wir versuchen, die Leute zu erreichen", appellierte er. Es ginge darum, die Menschen zu gewinnen für eine Gesellschaft, in der alle Menschen Antisemitismus ablehnen und bekämpfen.
Bei denen, deren Hass so gefestigt sei, dass sie nicht mehr durch Prävention erreicht werden könnten, brauche es eine "starke Rechtsstaatlichkeit", um zu zeigen, dass Antisemitismus in Deutschland nicht toleriert werde.