Nach anhaltendem Raketenbeschuss der Hamas hat Israel seine Luft- und Artillerieschläge auf Gaza verschärft. Innerhalb einer Stunde soll es mehr als 160 Luftangriffe gegeben haben.
Israels Armee hat in der Nacht zum Freitag ihre Angriffe auf Ziele der Hamas im Gazastreifen noch verschärft. Aus dem Palästinensergebiet wurden weitere Raketenangriffe gestartet.
Die israelischen Streitkräfte (IDF) haben in der Nacht zum Freitag ihre Angriffe auf den Gazastreifen weiter verschärft. "Luft- und Bodentruppen greifen gegenwärtig im Gazastreifen an", teilte die israelische Armee bei Twitter mit.
Das israelische Fernsehen berichtete von massiven Angriffen der Luftwaffe sowie der Artillerie und Panzertruppen auf den Küstenstreifen. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurden innerhalb weniger als einer Stunde laut IDF-Angaben mehr als 160 Luftangriffe auf rund 150 Ziele im Gazasteifen ausgeführt. Artillerie habe in der Nacht rund 500 Geschosse auf den Gazastreifen abgefeuert.
Bislang sollen nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP aber keine israelischen Soldaten in den Gazastreifen selbst eingedrungen sein. Die unklaren Angaben seien auf ein internes Kommunikationsproblem zurückzuführen, erläuterte ein Armeesprecher diese "Klarstellung".
Netanjahu: Hamas wird sehr hohen Preis zahlen
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte zu den Angriffen: "Ich habe gesagt, dass Hamas einen sehr hohen Preis zahlen wird." Man werde die Angriffe "mit großer Intensität fortsetzen", sagte er in einer Videobotschaft. "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen und diese Operation wird so lange wie nötig weitergehen." Laut israelischem Fernsehen sei dies der heftigste und breiteste Angriff im Gazastreifen seit Beginn der Eskalation am Montag.
In Teilen des Gazastreifens fiel der Strom aus. Viele Familien im Norden des Palästinensergebiets und im Osten von Gaza-Stadt seien aus ihren Häusern geflohen, berichteten Augenzeugen der Nachrichtenagentur AP. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza erhöhte sich die Zahl der Todesopfer dort auf 115. 600 Menschen seien bislang verletzt worden. In Israel wurden nach offiziellen Angaben bislang sieben Menschen bei Raketenangriffen getötet.
UN-Sicherheitsrat trifft sich am Sonntag
Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte der "Bild": "Zumindest die jüngste Eskalation hat Hamas mutwillig herbeigeführt, indem sie über tausend Raketen auf israelische Städte geschossen hat."
Eine zunächst für Freitag angedachte Sitzung des UN-Sicherheitsrates zur eskalierenden Gewalt in Nahost wird nun nach Einwänden der USA am Sonntag abgehalten. Dies teilte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield mit.
Die Vereinigten Staaten hatten zuvor um eine Verschiebung gebeten, weil diplomatische Bemühungen andauerten und die geplante offene Sitzung diese nach Ansicht Washingtons hätte untergraben können.
Mehr als 1.750 Raketen auf Israel
Seit Montagabend wurden nach Armee-Angaben mehr als 1.750 Raketen auf Israel abgefeuert. Der militärische Flügel der im Gazastreifen herrschenden Hamas zeigte sich bereit, den Konflikt fortzusetzen. Ein Sprecher der Al-Kassam-Brigaden erklärte: "Die Entscheidung, Tel Aviv, Jerusalem, Aschkelon, Aschdod und Beerscheva zu beschießen, fällt uns leichter, als einen Schluck Wasser zu trinken." Zur drohenden Bodenoffensive Israels sagte ein Hamas-Sprecher, man sei bereit, "dem Feind mit Gottes Hilfe eine harte Lektion zu erteilen".
Das israelische Militär hat nach Angaben von Ministerpräsident Netanjahu bei Luftangriffen fast 1.000 Ziele der militanten Palästinenser beschossen. Dennoch gehen die Raketenangriffe bislang weiter. Israels Sicherheitskabinett genehmigte am Mittwochabend eine Ausweitung der Offensive, 9.000 weitere Reservisten wurden mobilisiert.
- Diese Raketen sind auf Israel gerichtet
Seit Dienstag gilt in Israel fast durchgehend Luftalarm. Mindestens 13.000 Raketen sollen militante Gruppen in Gaza haben. Woher kommen die Raketen und wie verteidigt sich Israel?