Der neue Ministerpräsident Draghi soll Italien aus der Krise führen. In seiner Antrittsrede verspricht er Reformen in der Wirtschaft und Verwaltung und eine schnelle Impfkampagne.
Italiens neuer Ministerpräsident Mario Draghi hat die Politik zum Zusammenhalt im Kampf gegen die Corona-Pandemie aufgerufen. In seiner Antrittsrede vor dem Senat in Rom sagte er:
Am Abend war in der kleineren Parlamentskammer eine Vertrauensfrage über den ehemaligen Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) und sein parteienübergreifendes Kabinett geplant. Die Mehrheit für Draghi galt als sicher.
Impfkampagne und Reformen in Wirtschaft und Verwaltung
Rund ein Jahr nach dem ersten großen Corona-Ausbruch in Italien nannte Draghi eine schnellere Impfkampagne sowie Reformen in Wirtschaft und Verwaltung als wichtige Ziele. Die Krise der Vorgänger-Koalition von Giuseppe Conte hatte das 60-Millionen-Einwohner-Land über Wochen blockiert.
Draghi zeigte sich in seiner gut 50-minütigen Rede überzeugt, dass eine neue politische Einheit von etwas gesteuert werde, was alle zusammenhalte - Einheit sei keine Wahlmöglichkeit, sondern Pflicht, aus "Liebe zu Italien". Die Bürger hätten unter der Pandemie stark gelitten, sie müssten sich auf die Institutionen verlassen können. Zugleich mahnte Draghi, der eine Schutzmaske trug, dass gute Reformpläne Zeit bräuchten.
Der ehemalige Zentralbank-Chef sagte, die Schulen müssten zu einem normalen Stundenplan zurückfinden. Distanzunterricht mache besonders im armen Süden Italiens große Schwierigkeiten. Die Ausbildung der jungen Generation sei für das ganze Land wichtig und müsse internationale Standards erfüllen.
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Draghi: Europa stärken
Draghi strich die hohe Bedeutung des europäischen Gedankens heraus. Italien könne stolz sein auf seine Rolle als wichtiges Mitglied der Europäischen Union. Zugleich wolle seine Regierung die Beziehungen zu Deutschland und Frankreich "besser strukturieren und verstärken".
In Richtung EU unterstrich er, dass die Pläne zum Einsatz von rund 210 Milliarden Euro an Corona-Hilfen unter Beachtung der EU-Vorgaben eingesetzt würden. Sein Land wolle digitale Innovationen und den ökologischen Umbau, aber auch soziale Gleichheit und die Jugend stärken.
Rom muss die Pläne dafür im April in Brüssel vorlegen. Die Mitte-Links-Regierung Contes war im Streit über dieses Konzept im Januar auseinander gebrochen.
Vertrauensabstimmung in Senat und Abgeordnetenkammer
Italienische Medien hoben hervor, dass der Katholik Draghi Papst Franziskus in der Rede namentlich erwähnte. Das sei ein Zeichen, dass alte Rivalitäten im Einheitskabinett Draghis längst nicht überwunden seien.
Der 73-Jährige musste für sich und sein Kabinett in beiden Häusern des Parlaments um Vertrauen bitten. Die Abstimmung im Senat stand nach mehrstündiger Debatte gegen 22 Uhr auf dem Programm. In der größeren Abgeordnetenkammer wurden Debatte und Votum für Donnerstag erwartet. Auch dort dürfte der neue Ministerpräsident sicher durchkommen.
Zu Draghis Allianz gehören sowohl die Sozialdemokraten (PD) als auch die konservative Forza Italia von Silvio Berlusconi, die rechte Lega von Matteo Salvini, die populistische Fünf-Sterne-Bewegung und andere. Nur die ultrarechten Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) haben eine klare Opposition angekündigt und wollen gegen ihn stimmen.
Trotz der neuen Virus-Mutanten hat Italien die meisten Regionen des Landes zu gelben Zonen mit geringem Ansteckungsrisiko herabgestuft.