Giorgia Meloni könnte bald erste Ministerpräsidentin in Rom sein. Statt Frauen-Power erwarten viele Italienerinnen Rückschritte, sollte die Rechtspopulistin an die Macht kommen.
Schon bald könnte Italien seine erste Ministerpräsidentin haben. Sollten sich die Umfragen bewahrheiten, so wird die Mitte-Rechts-Koalition den Sieg einfahren. Zu ihr gehört die rechtsnationale Partei Fratelli D'Italia (FDI) mit ihrer Vorsitzenden Giorgia Meloni, die dann mit der Regierungsbildung beauftragt werden könnte.
Schwung für die Frauenrechte in Italien?
Doch Schwung für die Frauenrechte erwarten sich die Italienerinnen nicht, im Gegenteil. Meloni als Ministerpräsidentin wäre zwar ein Bruch mit der Vergangenheit, weil eine Frau das höchste Regierungsamt innehätte, sagt die ehemalige kommunistische Aktivistin Licia Donati.
Mutterschaft und Familie räumt die 45-jährige Meloni Bedeutung ein, Frauenrechtlerinnen fürchten dabei aber um Freiheiten der Italienerinnen. Donati kämpfte in den 1960er-Jahren für die Legalisierung der Scheidung, die dann 1970 kam. Sie setzte sich dafür ein, dass vor Gericht Ehefrauen ebenso behandelt werden wie ihre Männer - in einem Land, wo noch bis 1981 mildernde Umstände möglich waren, wenn Männer Frauen ermordeten, um die "Familienehre" zu wahren.
Wurzeln von Melonis FDI reichten in Neofaschismus
Die Wurzeln von Melonis FDI, den "Brüdern Italiens", reichen zurück in den Neofaschismus. Den habe die italienische Rechte aber längst der Geschichte überantwortet, versichert Meloni. Bei der letzten Wahl 2018 kam ihre Partei auf nur vier Prozent der Stimmen, jetzt werden ihr an die 25 Prozent vorhergesagt. Umfragen zufolge sind in der Wählerschaft Melonis die Männer etwas in der Überzahl.
Meloni hat darauf verzichtet, gezielt um Frauenstimmen zu werben. Zugleich betont sie aber, dass es ein Sieg ihres Geschlechts wäre, sollte sie erste Ministerpräsidentin des Landes werden. Als Vorreiterin der Frauenrechte sehen Kritikerinnen und Kritiker Meloni hingegen keineswegs. "Sie wird sich geschickt anstellen - keine große Debatte, sondern einfach ein 'Wir wenden es nicht an' ", fürchtet etwa Senatorin Emma Bonino mit Blick auf das aktuelle Abtreibungsrecht.
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Meloni: Traditionelle Familien Fundament der Gesellschaft
Im Wahlkampf war Meloni gefragt worden, ob sie an dem Gesetz festhalten werde, dass Schwangerschaftsabbrüche in den ersten zwölf Wochen legalisiert - bei Gefahr für Leib und Leben der Mutter auch später. Sie hat erklärt, sie respektiere das Gesetz - wolle es aber so umgesetzt wissen, dass Frauen unterstützt werden, die sich für ihr Kind entscheiden.
Wer ist Giorgia Meloni - ein Porträt im Video:
"Traditionelle" Familien sind für Meloni, Mutter einer sechsjährigen Tochter, das Fundament der Gesellschaft. Die LGBTQ-Bewegung tut sie als Lobbys ab, spöttelt über das Konzept der Gender-Fluidität und steht hinter dem Verbot von Adoptionen durch Alleinstehende.
67 Regierungen in Italien - von keiner einzigen Frau geführt
In der italienischen Politik hatten es Frauen schon immer schwer. Von den sage und schreibe 67 Regierungen seit Gründung der Republik nach dem Zweiten Weltkrieg wurde keine von einer Frau angeführt - auch eine Staatspräsidentin gab es bislang noch nicht.
Trotz ausgetrockneter Flüsse, knappem Trinkwasser und extrem Unwetter: Im italienischen Wahlkampf vor der Parlamentswahl am Sonntag spielt Klimaschutz und der Klimawandel kaum eine Rolle. Auch nicht bei Meloni.