Das Rechtsbündnis in Italien hat gesiegt, vor allem Giorgia Meloni, von einer im Faschismus verwurzelten Partei. Die Rechten in Europa jubeln, andere sind sehr besorgt.
Giorgia Meloni heißt die Siegerin der Parlamentswahl in Italien, "heute haben wir Geschichte geschrieben", twittert sie in der Nacht. Weil ihre Partei Fratelli d’Italia eine rechte Allianz mit der Lega von Matteo Salvini und der Forza Italia von Silvio Berlusconi geschmiedet hat, haben sie künftig die klare Mehrheit im Parlament. Wenn sie sich auf eine Regierungskoalition einigen, wird Meloni wohl die erste Ministerpräsidentin Italiens werden.
Reporter unter Polizeischutz wegen kritischer Berichte
"Da ist die starke Frau, in diesem Fall nicht der starke Mann, der eine einfache Lösung für komplexe Probleme verspricht", erklärt Journalist Paolo Berizzi ihren Erfolg. Er arbeitet für die Zeitung La Repubblica und muss seit mehreren Jahren rund um die Uhr unter Polizeischutz leben, weil er kritisch über die rechte Szene in Italien berichtet.
Früher habe nur die Mafia gedroht, Reporter einzuschüchtern, heute täten dies auch die Faschisten. "Faschisten tun genau das, was Mafiosi tun." Weil er über sie schreibt, ihre Geschäfte und ihre Pläne, wurde er zum Feind Nummer eins für extremistische und neofaschistische Neonazi-Gruppen.
Berizzi: Faschismus wurde unterschätzt
Die Tatsache, dass Italien diese traurige Bilanz vorweisen könne, sei ein Indikator dafür, dass Italien Probleme mit dem wiederkehrenden Faschismus hat. Berizzi sagt, der Faschismus in Italien wurde unterschätzt und verharmlost. Hundert Jahre nach Mussolinis Marsch auf Rom lebe er ein gepanzertes Leben, während die Faschisten frei sind und Propaganda betreiben können.
Die Fratelli d’Italia von Meloni sei die alte Rechte in neuem Gewand. "Sie nennen sich Konservative und Reformisten, in Wirklichkeit findet man zwischen den Konservativen und Reformisten jede Menge Faschisten." Die Rechte in Italien war jahrelang ein leerer Raum, den Meloni nun mit neuem Leben gefüllt hat.
Idee der Heimat im Mittelpunkt
Meloni beschränke sich bestenfalls darauf zu sagen, dass es den Faschismus nicht mehr geben würde, was eine Art ist, nichts zu sagen. Die Idee der Heimat stellt Meloni in den Mittelpunkt ihrer Erzählung, eine Nation, die Heimat ist und die Bürger nicht nur Bürger, sondern Patrioten.
Meloni ziehe ein gewisses Klientel an, das darauf bauen möchte, dass es jemanden gibt, die die Gesellschaft in Ordnung bringt. Sie reite auf der Wut der Menschen und baue ihre politischen Idee darauf auf, das funktioniere offensichtlich.
Die Vizepräsidentin des EU Parlaments Katarina Barley befürchtet, dass die neue italienische Regierung eine Politik gegen Geflüchtet und sozial Schwächere machen wird.
Meloni beruhigt gleichzeitig Gemäßigte
Das funktioniere in einem Land, so Berizzi, das traditionell Mitte-Rechts ist, einem Land, das häufig sein Vertrauen in politische Führer gesetzt habe, an der Spitze von Bewegungen, die dann nach kürzester Zeit wieder zerfallen sind.
Gleichzeitig biete sich Meloni als gemäßigte Führungspersönlichkeit an, um die gemäßigte Wählerschaft zu beruhigen, während sie die patriotische Flamme parallel am Brennen hält, um die Verbindung mit der radikalen Wählerschaft aufrechtzuerhalten, sagt Berizzi. Diesmal offensichtlich ein Erfolgsmodell.