Die Linke braucht einen Neustart und Janine Wissler bekommt dafür eine zweite Chance. Auf dem Parteitag in Erfurt wurde zudem Martin Schirdewan als Co-Parteichef gewählt.
Neue Doppelspitze für die Linkspartei: Janine Wissler und Martin Schirdewan sind am Samstag beim Bundesparteitag in Erfurt zu Parteivorsitzenden gewählt worden. Beide setzten sich im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit gegen mehrere Mitbewerber durch.
Sie gelten als Realpolitiker, die gut miteinander auskommen. Sie sollen die Linke nach Wahlschlappen und Grabenkämpfen aus der Krise führen.
Wissler wirbt für Erneuerung der Linken
Die 41-jährige Hessin Wissler war nach einer Reihe von Schlappen bei Bundestags- und Landtagswahlen sowie internen Grabenkämpfen umstritten. Doch mit einer kämpferischen Rede zu Parteitagsbeginn, in der sie Fehler einräumte und für eine Erneuerung der Linkspartei warb, konnte Wissler offenbar viele Delegierte überzeugen. Wissler steht erst seit Februar 2021 an der Spitze der Linken. Ihre Co-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow war im April entnervt zurückgetreten.
Wegen Wahlniederlagen und Sexismusvorwürfen befindet sich die Partei seit Monaten in einem Dauertief. Auf dem Parteitag stimmt die Parteichefin nun auf einen Neuanfang ein.
Neben dem Führungsduo soll der gesamte Vorstand, der verkleinert wurde, neu gewählt werden. Allein für den Parteivorsitz gab es zehn Bewerber. Die personellen Veränderungen sollen der Linken helfen, wieder Tritt zu fassen.
Gysi: Linke hat Platz in der Gesellschaft
Der frühere Linke-Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi verlangte auf dem Parteitag einen Neustart, damit die Linke 15 Jahre nach ihrer Gründung aus PDS und WASG nicht in die Bedeutungslosigkeit rutsche. Die Krise resultiere auch daraus, dass nicht mehr erkennbar sei, was Mehrheits- und was Minderheitsmeinung in der Linken sei. Er sprach von Denunziationen von Parteimitgliedern untereinander. "Das ist unerträglich."
Die Linke hat auf ihrem Bundesparteitag in Erfurt Russlands Krieg gegen die Ukraine verurteilt. Die Delegierten sprachen sich jedoch gegen Waffenlieferungen in die Ukraine aus.
Der 74-Jährige appellierte an die Delegierten:
Die Linke habe in der Gesellschaft einen Platz, der von keiner anderen Partei ersetzt werden könne. "Das Land braucht demokratische Sozialistinnen und Sozialisten."
In Erfurt will die Linke auch ihre heftig umstrittene Haltung zu Russland und zu dessen Angriffskrieg in der Ukraine bestimmen.