Geschoss aus Nordkorea:Raketenalarm in Japan
04.10.2022 | 04:00
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Offenbar ist eine nordkoreanische Rakete über japanisches Gebiet geflogen. Die Regierung rief die Bevölkerung in zwei Regionen auf, Schutz zu suchen - verletzt wurde niemand.
Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Generalstabs und der japanischen Küstenwache am Dienstag erneut eine Rakete Richtung Meer vor der Ostküste gezündet. Die japanische Regierung forderte die Bürger auf, Schutz zu suchen, da die Rakete offenbar über das japanische Hoheitsgebiet geflogen ist, bevor sie in den Pazifischen Ozean stürzte.
"Nordkorea scheint eine Rakete abgeschossen zu haben. Bitte evakuieren Sie sich in Gebäude oder Kellerräume", teilte die Regierung in einer veröffentlichten Warnung mit. Auch das Raketenwarnsystem des Landes wurde aktiviert. Auf den Bildschirmen des staatlichen Rundfunksenders NHK wurde die Warnmeldung angezeigt. NHK meldete, die Warnung gelte für zwei nördliche Regionen des Landes, in die die Rakete vermutlich unterwegs war. Berichten zufolge soll es sich um den ersten derartigen Warnaufruf seit fünf Jahren gehandelt haben.
Nordkorea verstößt gegen UN-Resolutionen
"Ein Projektil, bei dem es sich offenbar um eine nordkoreanische ballistische Rakete handelt, ist wahrscheinlich über Japan geflogen", schrieb das Büro des Premierministers gegen 8 Uhr (Ortszeit) im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die japanische Küstenwache erklärte, die Rakete sei offenbar bereits im Meer gelandet, und warnte Schiffe davor, sich herabfallenden Objekten zu nähern.
Auch das südkoreanische Militär bestätigte den Vorfall. Es teilte mit, "eine mutmaßliche ballistische Mittelstreckenrakete" entdeckt zu haben, die "aus dem Gebiet Mupyong-Ri in der Provinz Jagang gestartet wurde und in östlicher Richtung über Japan hinwegflog". Der südkoreanische Generalstab erklärte, das Militär erhalte "die volle Bereitschaft aufrecht, eng mit den USA zusammenzuarbeiten und die Überwachung und Wachsamkeit zu erhöhen".
Sollte Pjöngjang eine Rakete über Japan abgefeuert haben, wäre das eine erhebliche Eskalation der jüngsten Provokationen.
Leif-Eric Easley, Ewha-Universität in Seoul
Dem Politikwissenschaftler zufolge arbeitet die Regierung in Nordkorea an der Entwicklung von Waffen wie "taktischen Nuklearsprengköpfen und U-Boot-gestützten ballistischen Raketen" als "Teil einer langfristigen Strategie, um Südkorea in einem Wettrüsten auszustechen und Keile zwischen die US-Verbündeten zu treiben". Vor wenigen Tagen hatte Nordkorea bereits viermal ballistische Raketen abgefeuert. Wenige Stunden vor dem dritten Raketen-Abschuss hatte US-Vizepräsidentin Kamala Harris den Nachbarstaat Südkorea besucht.
Fünf Raketenstarts in zehn Tagen
Die japanische Regierung verurteilte den nordkoreanischen Raketentest als "Akt der Gewalt", nachdem "in letzter Zeit wiederholt ballistische Raketen abgeschossen" worden seien, sagte Japans Regierungschef Fumio Kishida.
Der jüngste Raketenstart war der fünfte Nordkoreas innerhalb von zehn Tagen. Südkorea, die USA und Japan hatten vergangene Woche erstmals seit fünf Jahren trilaterale Übungen zur U-Boot-Bekämpfung abgehalten. Mit den Raketenstarts, die in diesem Jahr ungewöhnlich häufig sind, verstößt Nordkorea gegen UN-Resolutionen.
Quelle: AFP, AP
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