Der Deutschlandtag der Jungen Union hat mit klaren Worten zur Wahlschlappe von CDU/CSU bei der Bundestagswahl begonnen. Friedrich Merz zog eine bittere Bilanz - doch nicht nur er.
Zudem sei die Union "denkfaul geworden". Dies müsse sich ändern: Für die kommenden Monate mahnte Merz "inhaltliche Diskussionen und inhaltliche Festlegungen" an. "Es steht uns eine lange, schwierige, herausfordernde Zeit des Arbeitens und Diskutierens bevor", sagte Merz mit Blick auf den möglichen Gang der Union in die Opposition.
Die Union müsse sich inhaltlich schärfer profilieren und eine "Agenda 2025" ausarbeiten - im Jahr 2025 stehen regulär die nächste Bundestagswahlen an. Merz warnte:
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bezieht bei „Markus Lanz“ Stellung zur Lage seiner Partei und spricht über Kandidaten für den CDU-Vorsitz.
Kuban will mehr "junge Köpfe"
Auch der Bundesvorsitzende der Union-Nachwuchsorganisation, Tilman Kuban, zog in seiner Begrüßungsansprache ein bitteres Fazit: Die Union sei in "einer Lage, die man nicht anders als beschissen bezeichnen kann", sagte Kuban. Er beklagte den Mangel an Geschlossenheit im Wahlkampf:
Bei der Union sei es nun Zeit "für junge Köpfe und für eine neue Programmatik", sagte Kuban. Die Junge Union wolle dabei "der Motor der Erneuerung sein". Der JU-Vorsitzende forderte, dass künftig die Mitglieder über den CDU-Chef oder die CDU-Chefin abstimmen sollten, wenn es mehr als einen Bewerber gibt.
Applaus für Kritik an Laschet und Söder
NRW-Landeschef Johannes Winkel übte scharfe Kritik an den Unionsvorsitzenden Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU). "Wer im Wahlkampf auftritt wie Armin Laschet, der sollte nach der Wahl nicht direkt den Anspruch erheben, Kanzler zu werden, sondern vor allen Dingen Verantwortung für das Ergebnis übernehmen", sagte der Landeschef unter dem Beifall der Delegierten. "Und wer im Wahlkampf so nachtritt wie Markus Söder, der sollte nach der Wahl nicht über Stilfragen reden, sondern zur Beichte gehen."
Der 65-jährige Merz, der sich bereits zwei Mal erfolglos um den CDU-Vorsitz bemüht hatte, zeigte Verständnis für die Rufe nach einem Generationenwechsel - er rief aber dazu auf, auch die Erfahrung der Älteren wertzuschätzen:
Merz äußerte sich in Münster nicht dazu, ob er weiter Ambitionen auf den CDU-Vorsitz hegt. Er forderte aber, die Entscheidung der Parteispitze noch in diesem Jahr zu treffen - für eine Mitgliederbefragung habe er "viel Sympathie", sagte Merz.
Laschet spricht am Samstag - Söder drückt sich
Der Deutschlandtag ist das höchste Gremium der Jungen Union Deutschlands. Zu dem jährlich stattfindenden Treffen kamen 318 Delegierte aus allen 18 Landes- und den Auslandsverbänden nach Münster.
Kanzlerkandidat und CDU-Chef Laschet stellt sich am Samstag dem Parteinachwuchs. CSU-Chef Markus Söder hatte kurz vor dem Treffen abgesagt und damit für Verärgerung beim JU-Vorstand gesorgt.