Als Nachfolgerin von Kevin Kühnert tritt Jessica Rosenthal in große Fußstapfen. Die SPD-Nachwuchsorganisation Jusos hat sie zur neuen Chefin gewählt. Und es geht laut los.
Für Anhänger der #NoGroko-Kampagne ist Jessica Rosenthal ein bekanntes Gesicht. Die frühere Chefin der nordrhein-westfälischen Jusos kämpfte 2018 ebenso wie Kevin Kühnert gegen die Neuauflage von Schwarz-Rot in einem SPD-Mitgliederentscheid.
Beim Bundeskongress der Jungsozialisten wurde Rosenthal jetzt zu Kühnerts Nachfolgerin gewählt - mit 77,8 Prozent der Delegierten-Stimmen.
Rosenthal will linken Kurs beibehalten
Rosenthal, die die einzige Kandidatin für den Juso-Vorsitz war, war bereits von 2017 bis 2018 stellvertretende Bundesvorsitzende. Den linken Kurs der oft aufmüpfigen, doch immer wieder auch visionären SPD-Jugendorganisation will sie nun beibehalten. "Uns geht es darum, wirklich Veränderung zu erwirken und einzufordern, egal ob von der SPD oder auch im politischen Diskurs.
Akzente setzen will Rosenthal etwa mit der Forderung nach einer staatlichen Ausbildungs- und Jobgarantie und Kritik am "verwässerten" Programm der Grünen. Auch vor Sätzen wie "Ich will den Kapitalismus überwinden" hat sie keine Angst.
Neue Juso-Chefin: FFP-2-Masken und Schnelltests für Schüler
Direkt forderte sie Bund und Länder, Arbeitgeber in der Corona-Krise stärker in die Pflicht zu nehmen. "Es ist doch ein Armutszeugnis, dass man sich nicht dazu durchringen konnte, mehr zu formulieren als eine freundliche Bitte, doch Homeoffice möglich zu machen", sagte sie auf dem Juso-Bundeskongress. Arbeitnehmer müssten besser geschützt werden. Sie betonte:
Wenn die Beschäftigten in einigen Betrieben nicht von zuhause arbeiten könnten, "dann muss es doch auch mal möglich sein, drei Wochen Freistellung hinzubekommen".
Die 28-jährige Lehrerin forderte zudem FFP-2-Masken und morgendliche Schnelltests für Schüler. Wenn man Schulen wieder öffnen wolle, müsse man die Lerngruppen verkleinern. Die Corona-Krise zeige beispielhaft, dass junge Menschen mit ihren Perspektiven in der Politik völlig unterrepräsentiert seien. "Als Jusos werden wir aber genau diese Perspektiven laut und vernehmbar einbringen", kündigte Rosenthal an. Denn:
Rückendeckung für Kanzlerkandidat Scholz
Rosenthal kommt nach eigenen Angaben nicht aus einer politischen Familie. 2013 trat sie in die SPD ein, nachdem sie ein Freiwilliges Politisches Jahr absolviert hatte. Als Juso-Vorsitzende will sie nun die Politik "der kleinen Rädchen" beenden und den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz im Bundestagswahlkampf unterstützen - auch wenn die Jusos ihm traditionell kritisch gegenüberstehen.
Offen ist, ob Rosenthal den Jusos ebenso viel Aufmerksamkeit verschaffen kann wie der eloquente Kühnert, der manchem in der Partei als das größte politische Talent seit Gerhard Schröder gilt. Leise sein ist für Rosenthal aber keine Option - und so verordnete sie ihrer Partei im November: "Habt Mut, und die Zukunft gehört uns, uns und der SPD. Denn jede Zeit hat ihren Sound. Unsere Playlist fängt gerade an zu laufen, stellt die Boxen an, macht die Musik lauter."
- Kühnert: Jusos sollen Links-Kurs beibehalten
Kevin Kühnert hat die Jusos bei seiner Abschiedsrede dazu aufgefordert, weiter utopisch wirkende Forderungen zu stellen. Die Corona-Krise habe gezeigt, was alles möglich sei.