Im Rennen um die Kanzlerkandidatur der Union hat Markus Söder einen neuen Fürsprecher. Jens Spahn bremst die Debatte indes aus - und wird selbst von der Bremer CDU heiß gehandelt.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat sich positiv über eine mögliche Kanzlerkandidatur von CSU-Chef Markus Söder geäußert.
Günther kann sich Trennung von CDU-Vorsitz und Kanzlerkandidatur vorstellen
Für die CDU wäre es aus seiner Sicht unredlich zu sagen, dass ein Kanzlerkandidat der Schwesterpartei nicht vorstellbar sei. Aus Günthers Sicht müsse der künftige CDU-Parteivorsitzende keineswegs auch der künftige Unions-Kanzlerkandidat sein.
Mit Günther bekommt Söder einen weiteren Unterstützer aus dem Merkel-Lager innerhalb der Partei. Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein zählt nicht zu den konservativen Kräften in der Union. Günther brachte im Sommer 2018 in einem Interview Koalitionen zwischen CDU und Linkspartei in den Ostdeutschen Bundesländern ins Spiel und löste damit eine hitzige Debatte innerhalb der Partei aus.
Spahn für späte Entscheidung
CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn sprach sich derweil für eine möglichst späte Entscheidung über die Kanzlerkandidatur der Union aus. Er wolle in der Corona-Krise kein langes "Nebeneinander von amtierender Kanzlerin und Kanzlerkandidat". Deshalb sei es "sinnvoll, unseren Kandidaten später im Jahr zu benennen und nicht gleich nach der Entscheidung über den neuen CDU-Vorsitzenden".
"Eine Kür sechs Monate vor der Wahl", also im März oder April, wäre aus Spahns Sicht "früh genug". Der Bundesgesundheitsminister betonte, CDU und CSU würden "gemeinsam entscheiden", denn ein Kanzlerkandidat der Union habe "nur dann eine gute Chance, wenn er von beiden Schwesterparteien breit unterstützt" werde. Eine eigene Kandidatur um den CDU-Vorsitz lehnte Spahn ab.
Bremer CDU-Chef schlägt Doppellösung vor
Spahn wiederum wurde vor zwei Tagen als Kanzlerkandidat vom Bremer CDU-Landesvorsitzende Carsten Meyer-Heder erneut ins Spiel gebracht. Meyer-Heder schlug ein Tandem aus einem Parteivorsitzenden Norbert Röttgen und einem Kanzlerkandidaten Jens Spahn vor.
Der bisherige Favorit in den Umfragen, Friedrich Merz, wäre strategisch keine kluge Entscheidung, sagte Meyer-Heder. "Mit ihm kann ich mir nicht vorstellen, dass Schwarz-Grün funktioniert."
Die vorläufige Absage des CDU-Parteitages wegen der Corona-Pandemie kommt in Berlin nicht bei allen Betroffenen gut an. Friedrich Merz, der gerne Anfang Dezember Parteivorsitzender geworden wäre, vermutet taktische Gründe hinter der Verschiebung der Wahl.
Gespräche über Abstimmung im Januar
Die CDU-Führung will am kommenden Montag den genauen Fahrplan zur Wahl des Nachfolgers von Annegret Kramp-Karrenbauer an der Parteispitze festlegen. Bislang ist eine Abstimmung Ende der zweiten Januar-Woche vorgesehen. Die Bewerber sind neben NRW-Ministerpräsident Armin Laschet Ex-Fraktionschef Friedrich Merz und der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen.