Vorne auf der Müsli-Packung muss auch der Brennwert des nicht zubereiteten Produkts zu finden sein. Das hat der BGH im Verfahren um ein "Knuspermüsli" von Dr. Oetker entschieden.
Dr. Oetker muss für ein "Knuspermüsli" auf der Packungs-Vorderseite zusätzlich den Brennwert von 100 Gramm des nicht zubereiteten Produkts angeben. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe jetzt entschieden.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte im November für den BGH die europäische Lebensmittelverordnung ausgelegt und geurteilt, dass sich die Nährwertangaben bei unterschiedlich zuzubereitendem Essen nicht auf eine fiktive Portionsgröße beziehen dürfen. (Az. I ZR 143/19)
Brennwert-Angaben auf Packungsseite reichen nicht
Dr. Oetker hatte auf der Vorderseite nur den Brennwert pro Portion, von 40 Gramm Müsli und 60 Millilitern Milch, angegeben. Die Angaben zum Brennwert des nicht zubereiteten Müslis fanden sich nur auf der Packungsseite. Deswegen klagte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).
Was 1891 mit Backpulver begann, ist heute ein riesiger Lebensmittelkonzern. Wird Dr. Oetker seiner Verantwortung gerecht? Sind seine Produkte wirklich gesund, lecker und gut?
Vor dem Landgericht Bielefeld hatte die Klage Erfolg, in der Berufung vor dem Oberlandesgericht Hamm wurde sie aber aufgehoben. Daraufhin zogen die Verbraucherzentralen vor den BGH. Dieser setzte das Verfahren im August 2020 aus und legte dem EuGH Fragen vor. Der EuGH antwortete, dass die Angabe auf der Packungsseite nicht ausreiche, um Vergleichbarkeit herzustellen.
Im konkreten Fall musste der BGH entscheiden, war dabei aber an die Rechtsauslegung des EuGH gebunden. Er hob das Urteil des Oberlandesgerichts Hamm auf und wies nachträglich die Berufung Dr. Oetkers gegen das landgerichtliche Urteil aus Bielefeld zurück, das er damit wiederherstellte.