Die Bürgerrechtlerinnen Swetlana Tichanowskaja, Veronika Zepkalo und Maria Kolesnikowa sind bekannte Kritikerinnen des Machthabers Lukaschenko. Nun ging der Karlspreis an sie.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die belarussischen Bürgerrechtlerinnen Swetlana Tichanowskaja, Veronika Zepkalo und Maria Kolesnikowa für ihren Einsatz für Demokratie und Freiheit gewürdigt.
Das Licht, das sie entzündet hätten, "hat ganz Europa erhellt", sagte Baerbock am Donnerstag in Aachen, wo die drei Frauen mit dem diesjährigen Karlspreis ausgezeichnet wurden - "die mutigsten Frauen Europas", so die Ministerin.
Preisträgerin Kolesnikowa im Gefängnis
Da Kolesnikowa in Belarus inhaftiert ist, reiste ihre Schwester Tatsiana Khomich nach Aachen.
Der Preis sei zugleich eine Mahnung, fuhr die Ministerin fort: Auch angesichts des Kriegs in der Ukraine gelte es, die deutsche und europäische Politik gegenüber den östlichen Nachbarländern neu aufzustellen.
Die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen dort seien zu lange ignoriert worden, kritisierte Baerbock. "Auch wenn diese Länder noch nicht Teil der Europäischen Union sind, sie sind schon jetzt Teil der Europäischen Familie."
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Bundespräsident mahnt zu Einsatz für Freiheit
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Einsatz der Preisträgerinnen für "freie und faire Wahlen und ein Ende staatlicher Gewalt und Repressionen in Belarus". Auch in Deutschland müsse man "leider sehen, dass wir Freiheit und Sicherheit nicht für selbstverständlich halten dürfen", mahnte der Bundespräsident.
"Die Menschen in Belarus, die sich mutig gegen das brutale Regime Lukaschenkos stellen und dafür einen hohen Preis zahlen, verdienen weiterhin unsere Aufmerksamkeit, Hilfe und Unterstützung."
Bischof kritisiert Moskauer Patriarchen
Vor der Preisverleihung verurteilte der Aachener Bischof Helmut Dieser in einem Gottesdienst die Unterstützung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Es sei "traurig und beschämend", dass das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche das imperialistische Konzept einer "russischen Welt" religiös verbräme.
Den Europäischen Karlspreises für die Jugend erhielt das portugiesische "Orchester ohne Grenzen".
Preisdirektorium: Mutiger Einsatz für Demokratie
Tichanowskaja, Kolesnikowa und Zepkalo zählen zu den bekanntesten Gesichtern des gewaltfreien Widerstands gegen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, dem Wahlbetrug vorgeworfen wird.
Laut Karlspreisdirektorium werden sie für ihren "unglaublichen, ihren mutigen, ihren ermutigenden Einsatz für Freiheit, für Demokratie, für die Aufrechterhaltung der Menschenrechte und damit der europäischen Werte" geehrt.