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Angst vor der Armee:Darum fliehen junge Russen nach Kasachstan
von Nina Niebergall
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Immer mehr Russen fliehen aus Angst vor der Armee ins Ausland. Besonders beliebtes Ziel: Die Nachbar-Republik Kasachstan. Doch nicht alle sind auf der Flucht vor Putins Regime.
Schon vor der Teilmobilmachung sind Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Kasachstan gekommen. Junge Menschen, die sich ein neues Leben aufbauen. Sie fliehen vor der Armee und einem autokratischen Regime. Zurück können viele nicht mehr.
Alexander und seine Frau Serafima haben alles zurückgelassen. Von heute auf morgen sind sie aus ihrer Heimat Russland geflohen. Vor dem Schicksal, das Putins Regime für sie vorgesehen hat.
Dann kam Putins Teilmobilmachung
Das war etwa eine Woche vor der Teilmobilmachung, die viele junge Russen nicht haben kommen sehen. Auch, weil Russlands Präsident Wladimir Putin immer wieder betont hatte, ein solcher Schritt werde nicht nötig.
Am 21. September sollte sich das schlagartig ändern. Tausende Männer verließen fluchtartig das Land. Auch nach Kasachstan. Die Zahl der ausreisenden Russen sei gestiegen, heißt es in einer Mitteilung des kasachischen Grenzschutzes. Konkrete Zahlen werden nicht genannt.
Kasachstan attraktiv für junge Russen
Die Grenze zu Kasachstan ist mehr als 7.000 Kilometer lang. Aber das ist nur einer von vielen Gründen, wieso junge Russen ausgerechnet in dem zentralasiatischen Land Zuflucht suchen. Überall wird Russisch gesprochen, die Städte wachsen und ziehen junge Eliten an.
Kasachstan ist kein demokratisches Land - aber wer ein wenig Geld hat, kann recht unbehelligt leben.
Seit Russlands Einmarsch in die Ukraine kommt dazu: In Kasachstan sind Kreditkarten leicht zu bekommen. Was wie eine Banalität klingt, ist für Russen wie Alexander und Serafima überlebenswichtig. Denn ihre russischen Kreditkarten sind seit den westlichen Sanktionen quasi nutzlos geworden. Sie können nirgends damit bezahlen, und allein mit russischem Bankkonto bekommen sie selbst in Kasachstan weder eine Wohnung noch einen Job.
Zehntausende umgehen westliche Sanktionen
Doch es kommen auch Zehntausende, die das System ausnutzen. Sie brauchen die Kreditkarten, um westliche Sanktionen zu umgehen - und Geschäfte in Putins Russland zu machen. Nach dem 24. Februar hat sich eine Art Bankentourismus entwickelt, den Kasachstan zulässt.
Karte: Kasachstan - Hauptstadt Nur-Sultan
Quelle: ZDF
Anastasia kam 2016 nach Kasachstan. Sie wollte damals schon nicht mehr in dem Land leben, das die Krim annektiert hat. Sie schämte sich, Russin zu sein. Noch mehr, seit ihr Land in diesem Jahr die Ukraine erneut angegriffen hat.
Angst vor dem russischen Gefängnis
Weil sie etwas Gutes tun wollte, gründete sie eine Hilfsorganisation, die Pakete in die Ukraine schickt. Gemeinsam mit Kasachen und Ukrainern packt sie ehrenamtlich Lebensmittel, Babynahrung, das Nötigste zusammen. Sie ist sich sicher, dass sie unter Putin nicht mehr nach Russland kann. Obwohl ihre Familie noch dort lebt, sie ihre Mutter lange nicht mehr gesehen hat.
Auch Alexander will erstmal nicht zurück. Er und Serafima haben eine Wohnung in der Millionenstadt Almaty gefunden. Seinen IT-Job kann er remote von dort machen. Aber vor allem würde er bei einer Rückkehr nach Russland an die Front geschickt werden. Ob er seine Heimat jemals wieder sehen wird, ist völlig ungewiss.
Er weiß, dass es gefährlich ist, diese Dinge beim Namen zu nennen. Aber er hofft, dass es vielleicht anderen hilft. Und dass er der Welt zeigen kann, dass nicht alle Russen aggressiv sind. Das, so Alexander, sei nur ihr Präsident.
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