Wie sind wir geschützt, wenn der Ukraine-Krieg eskaliert? Viele Bunker sind abgewickelt, Neubauten sieht das Bundesamt für Katastrophenschutz skeptisch - nun sucht es Alternativen.
Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, sieht einen Neubau von Bunkern für den Zivilschutz skeptisch.
Neubau kosten viel Geld und viel Zeit
"Das dauert Jahre", sagte Tiesler dem "Tagesspiegel". Er hielte es für sinnvoller, über andere Konzepte nachzudenken. "Welche U-Bahnhöfe oder Tiefgaragen sind beispielsweise geeignet, um Schutz zu suchen? Auch darüber wollen wir uns einen Überblick verschaffen."
Der Schutz der Menschen im Kriegsfall ist Aufgabe des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Das könne das Amt aktuell nicht leisten, beklagt ein hoher Beamter.
Der russische Angriff auf die Ukraine und seine Folgen haben die Frage in den Blick gerückt, wie gut der Bevölkerungsschutz in Deutschland auf Krisensituationen wie Stromausfälle oder gar ein Kriegsszenario vorbereitet ist. Man könne sich nicht vor der Frage drücken, "was es bedeuten würde, wenn eines Tages auf deutschem Boden wieder Krieg wäre", sagte Tiesler in dem Interview.
2007 öffentliche Schutzräume abgewickelt
Nicht nur die Sirenen zur Warnung der Bevölkerung waren nach dem Ende des Kalten Kriegs vielerorts abgebaut worden. 2007 war entschieden worden, die öffentlichen Schutzräume abzuwickeln - dieser Prozess wurde im März dieses Jahres gestoppt.
In der Schweiz gibt es die meisten Bunker pro Einwohner:
Es läuft aktuell eine Bestandsaufnahme der noch vorhandenen Bunker und Schutzkeller.
"Bis Ende des Jahres wollen wir einen Überblick haben, welche Schutzräume noch da sind", sagte Tiesler nun.
Und weiter: "Dazu wäre es sicherlich sinnvoll, die noch vorhandenen Schutzräume wieder in die Zivilschutzbindung zu nehmen, so dass der Bund die Räume im Krisenfall auch nutzen kann".
Aber das sei eine politische Entscheidung. Tiesler wies zugleich darauf hin, dass es auch früher "nie mehr Schutzräume als für drei Prozent der Bevölkerung" gegeben habe.
In den USA boomt das Geschäft mit komfortablen Schutzräumen.
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