Bätzing rechtfertigt umstrittene Beförderung von Priester
Missbrauchsvorwurf gegen Pfarrer:Bätzing: Beförderung war "kein Fauxpas"
27.05.2022 | 14:47
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Der Limburger Bischof Georg Bätzing hat einen Priester befördert, obwohl dieser zwei Frauen sexuell belästigt haben soll. Im ZDF verteidigt Bätzing seine Entscheidung.
Die katholische Kirche steckt in einer Vertrauenskrise - nicht zuletzt wegen Fällen von Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch Amtsträger in mehreren Ländern. Auch Erwachsene wurden Opfer sexualisierter Gewalt. Die Aufarbeitung solcher Vorfälle seitens der katholischen Kirche ist umstritten.
Was die Debatte erneut befeuert: Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof Georg Bätzing einen Priester trotz Belästigungsvorwürfen befördert hat. Zuerst hatte "Die Zeit" berichtet. Wie passt das zusammen? Im ZDF verteidigte Bätzing seine Entscheidung.
Bätzing: "Verbale und körperliche Belästigung absolutes No-Go", aber "kein strafbares Verhalten"
Bätzing bestätigte, dass der Priester zwei Frauen "verbal und körperlich" belästigt habe. Dies sei ein "absolutes No-Go", erklärte Bätzing auf Nachfrage von Dunja Hayali. Die Vorfälle lägen zwanzig und fünfzehn Jahre zurück, so Bätzing weiter. Nach Jahren habe eine Betroffene den Mut gehabt, sich zu melden.
Ich musste feststellen, es ist keine Befriedung eingetreten, der Konflikt ist immer noch da.
Georg Bätzing, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz
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Es habe aber bereits Strafen für den Priester gegeben, auch Entschuldigungen schriftlicher Art. Gleichzeitig betonte der Bischof:
Es ist aber kein strafbares Verhalten, weder staatsrechtlich noch kirchenrechtlich.
Georg Bätzing, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz
Noch lange kein Grund zur Beförderung, so der Einwand von Moderatorin Dunja Hayali. "Nein", aber der Mann "bereut es unglaublich", rechtfertigte sich Bätzing. Er habe den Priester abgemahnt. Er habe später aber auch in diversen Gesprächen wahrgenommen, dass der Priester ein Seelsorger sei, "der anerkannt ist".
Die katholische Kirche steckt in einer Vertrauenskrise - was macht das mit der Gesellschaft? Sehen Sie hier die ganze Diskussionsrunde:
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Es müsse daher auch die Möglichkeit einer "Rehabitilation" geben, begründete Bätzing die Beförderungsentscheidung. Erneut sein Argument: "Kein Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im strafbaren Bereich".
Bischof sieht in Beförderung Möglichkeit der "Rehabitilation"
Er habe nicht alleine agiert, erklärte der Limburger Bischof. Er habe eine Vorschlagswahl, der betroffene Priester sei dort mit einer hohen Mehrheit gewählt worden. Zwar hätte Bätzing die Beförderung ablehnen können, aber:
Es war kein Fauxpas, das nicht zu tun. Ich habe in dieser Situation entschieden, es zu tun.
Georg Bätzing, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz
Die betroffene Frau, die sich bei ihm gemeldet hatte, habe er über die Beförderung informiert und zunächst keine vollständige Ablehnung wahrgenommen. Erst später habe sie sich erneut in einem Brief an ihn gewendet und ihre Empörung geäußert.
Dem Bericht der Wochenzeitung "Die Zeit" zufolge soll der Priester im Jahr 2000 eine evangelische Pfarrerin in Ausbildung sexuell belästigt haben. Eine katholische Gemeindereferentin in Ausbildung soll derselbe Pfarrer zwischen 2006 und 2007 belästigt haben. Der gerügte Priester war dennoch von Bätzing zum Bezirksdekan berufen worden.
Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken steht hinter Limburger Bischof
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat die Stellungnahme von Bischof Georg Bätzing zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen begrüßt.
Bischof Bätzing hat ausführlich Stellung genommen. Ich respektiere, dass er dem Seelsorger die Chance auf Neubeginn gab. Er hatte ihn wegen der Vorfälle offiziell getadelt.
Irme Stetter-Karp
Der Priester habe Reue gezeigt und um Entschuldigung gebeten und sei offenbar auch nicht wieder in ähnliche Vorfälle verstrickt gewesen. Zudem seien seine Taten nicht strafrechtlich relevant.