Kenia, Nairobi: William Ruto wird neuer Präsident Kenias
Quelle: Sayyid Abdul Azim/ap
William Ruto (55) hat die Präsidentschaftswahl in Kenia knapp gewonnen. Nach Angaben der kenianischen Wahlkommission vom Montag erhielt der bisherige Vize-Präsident rund 50,5 Prozent der Stimmen.
Damit erreichte er im ersten Durchgang die erforderliche absolute Mehrheit. Sein wichtigster Herausforderer Raila Odinga (77) unterlag knapp. Die Wahlbeteiligung lag mit rund 64 Prozent deutlich unter den 80 Prozent der letzten Wahl vor fünf Jahren.
EU sieht zunächst "reibungslose Wahl"
Kurz vorher hatte es nach einem Zerwürfnis innerhalb der Wahlkommission Verwirrung über den weiteren Ablauf gegeben. Vier ihrer sieben Mitglieder, darunter die Vizepräsidentin der Wahlkommission, erklärten am Montagnachmittag bei einer Pressekonferenz, dass die letzte Phase der Auszählung "undurchsichtig" gewesen sei und dass sie diese nicht unterstützen könnten.
Die Wahlbeobachter der Europäischen und der Afrikanischen Union sowie verschiedene weitere Delegationen lobten die Wahlkommission in vorläufigen Stellungnahmen für eine insgesamt reibungslose Wahl trotz vereinzelter Probleme mit der digitalen Identifikation der Wählenden in einigen Wahllokalen. Ob die Wahl fair und frei verlief, könne erst nach Bekanntgabe der Ergebnisse beurteilt werden.
William Ruto präsentierte sich Kenianern als einer von Ihnen
Am vergangenen Dienstag wurden in Kenia neben dem Staatschef auch die Abgeordneten des nationalen und der regionalen Parlamente sowie parlamentarische Frauenvertreterinnen und Gouverneure gewählt.
Ruto, der aus bescheidenen Verhältnissen stammt, hatte sich als Mann der Massen präsentiert, der sich hochgearbeitet habe. Er versprach unter anderem Mindestpreise für landwirtschaftliche Produkte, Subventionen für Düngemittel sowie Unterstützung für die Gründung von Kleinstunternehmen.
Die Korruption war eines der Hauptthemen im Wahlkampf
Während der mehrtägigen Auszählung der Stimmen war die Angst vor Ausschreitungen nach der Bekanntgabe des Ergebnisses gestiegen. In den vergangenen Tagen hatten beide Lager ihren Kandidaten über die sozialen Medien zum Gewinner erklärt.
Der Vorwurf von Manipulationen hatte bei früheren Wahlen zu ethnisch gefärbter Gewalt geführt, bei der Hunderte Menschen getötet und Hunderttausende gewaltsam vertrieben wurden.
Viele Kenianer leiden noch unter den Folgen der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs
Korruption und die Veruntreuung von Staatsgeldern gehörten zu den bestimmenden Themen des Wahlkampfs. Die Wahl fand in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld statt.
Die Bevölkerung leidet unter den wirtschaftlichen Folgen der
Corona-Pandemie sowie den drastischen Preissteigerungen der vergangenen Monate. Gründe dafür sind die Folgen des Kriegs in der
Ukraine, aber auch Steuererhöhungen der Regierung, die in einer tiefen Schuldenkrise steckt und neue Einnahmequellen braucht.
Quelle: epd