Nach russischen Raketenangriffen:Kiew: Sieben Millionen Haushalte ohne Strom
15.11.2022 | 19:08
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Russische Raketenangriffe haben in vielen Teilen der Ukraine für Stromausfälle gesorgt. Es soll der massivste Beschuss der Energieinfrastruktur seit Kriegsbeginn gewesen sein.
Sieben Millionen Haushalte in der Ukraine sollen offiziellen Angaben zufolge ohne Strom sein.
Quelle: Roman Pilipey/epa
Die russischen Raketenangriffe von heute sollen nach Angaben aus Kiew der wohl massivste Beschuss der Energieinfrastruktur seit Kriegsbeginn gewesen sein. Im gesamten Land meldeten mindestens ein Dutzend Regionen Luftangriffe und teils massive Stromausfälle. Nach Angaben der Regierung sollen mehr als sieben Millionen Haushalte ohne Strom sein.
Der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, bezeichnete die Situation als "kritisch". Im Nachrichtendienst Telegram schrieb er:
Die meisten Treffer wurden im Zentrum und im Norden des Landes festgestellt.
Kyrylo Tymoschenko, Vizechef des Präsidentenbüros
Der staatliche Energieversorger Ukrenerho habe zu außerordentlichen Stromabschaltungen übergehen müssen, um das Netz auszubalancieren. In Kiew ist den Behörden zufolge etwa die Hälfte der Stadt ohne Strom. Viele Hauptstadtviertel haben bereits seit knapp einem Monat nur stundenweise Strom. Tymoschenko forderte die Bevölkerung zum Stromsparen auf.
Auch die Republik Moldau hat nach den russischen Luftangriffen große Stromausfälle gemeldet. Eine wichtige Leitung, die Moldau mit Strom versorge, sei bei den Angriffen unterbrochen worden, sagte Infrastrukturminister Andrei Spinu am Dienstag. Die Leitung selbst sei nicht beschädigt, aber aus Sicherheitsgründen automatisch getrennt worden.
Die abtrünngige Region Transnistrien liegt in Moldau, an der Grenze zur Ukraine.
Quelle: ZDF
Wohnhäuser in Kiew beschädigt
Bei dem Raketenangriff auf die Hauptstadt Kiew und Umgebung sind offiziellen Angaben zufolge zudem zwei Wohnhäuser beschädigt worden.
Mehrere Raketen hat die Luftabwehr über Kiew abgeschossen.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko
Das schrieb Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko am Dienstag im Nachrichtenkanal Telegram. Insgesamt seien allein über dem Stadtgebiet vier Raketen abgeschossen worden. Ihm zufolge soll mindestens eine Person ums Leben gekommen sein. Eine Leiche sei aus einem Wohngebäude in dem Bezirk Petschersk gezogen worden.
Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.
Mehrere Angriffe im Umland
Über Angriffe wurde auch aus den Gebieten Odessa, Tscherkassy, Kirowohrad, Chmelnyzkyj, Charkiw und Dnipropetrowsk berichtet. Zwischenzeitlich wurde im gesamten Land Luftalarm ausgerufen.
Ukrainischen Medienberichten zufolge wurden die Raketen über dem Kaspischen Meer abgefeuert. Ein Sprecher der ukrainischen Luftwaffe sprach von etwa 100 Raketen, Präsident Wolodymyr Selenskyj bezifferte ihre Zahl auf 85.
Russischer Rückzug aus Cherson
Am Freitag hatte Russland den Abzug seiner Streitkräfte aus der südukrainischen Stadt Cherson nach achtmonatiger Besetzung für abgeschlossen erklärt. Zuvor waren die ukrainischen Truppen in dem Gebiet immer weiter vorgerückt.
Für Russland bedeutete der Rückzug eine herbe Niederlage. Cherson war die einzige Regionalhauptstadt, welche die russischen Truppen gleich zu Beginn des Krieges erobert hatten.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.