Die russischen Luftangriffe auf Städte in der Ukraine dauern an. In Kiew und anderen Regionen gab es schwere Explosionen mit Toten. Ein ZDF-Team filmte den Einschlag einer Drohne.
Kiew war heute Ziel massiver Angriffe mit Kampfdrohnen. Mutmaßlich geliefert von Iran, Putins bestem Verbündeten. Mindestens vier Menschen sind bei den Angriffen gestorben.
Russland hat am Montag in der Ukraine erneut die Hauptstadt Kiew und andere Städte angegriffen. Genau eine Woche nach schweren russischen Luftangriffen wurde Kiew einmal mehr mit Angriffsdrohnen beschossen. Laut Bürgermeister Vitali Klitschko wurde unter anderem ein Wohnhaus getroffen. Behördenangaben zufolge wurden landesweit mindestens sechs Menschen getötet. Nach Angriffen auf wichtige Infrastruktur in drei ukrainischen Regionen waren hunderte Städte und Dörfer ohne Strom.
In Kiew begann die Explosionsserie gegen 6.30 Uhr Ortszeit. Kurz zuvor hatten die Sirenen vor Luftangriffen gewarnt. Auch in vielen anderen Landesteilen wurde Luftalarm ausgelöst. "Bleiben Sie in den Schutzräumen!", warnte Klitschko die Hauptstadtbewohner in den Online-Netzwerken.
Tote bei Bombardierung von Wohnhaus
Nach Angaben des ukrainischen Präsidialamtes wurde die Hauptstadt mit Kamikaze-Drohnen attackiert, die zunächst in der Luft schweben und dann auf ihrem Ziel explodieren. "Die Russen glauben, das werde ihnen helfen, aber es zeigt nur ihre Verzweiflung", erklärte der Leiter des Präsidialamtes, Andrij Jermak.
Russlands Einsatz von Kamikaze-Drohnen gegen die Ukraine wirke vor allem psychologisch: keine Sicherheit, auch weit hinter der Front - analysiert Drohnen-Expertin Ulrike Franke.
Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, wie eine der Angriffsdrohnen auf ein Gebäude niederging, während Polizisten versuchten, die Drohne abzuschießen. Auch ein ZDF-Team in Kiew beobachtete und filmte eine der Drohnen beim Angriff auf das Stadtzentrum von Kiew.
Sehen Sie hier ZDF-Videoaufnahmen von einem der Drohnenangriffe auf Kiew am Montag:
Nach Angaben Klitschkos wurden mehrere Gebäude im Innenstadtbezirk Schewtschenkiwskyj getroffen. Bei einem Angriff auf ein Wohnhaus seien drei Menschen getötet worden, erklärte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko.
Wegen der Lieferung von Angriffsdrohnen des Iran an Russland und deren Einsatz im Krieg gegen die Ukraine fordert Außenministerin Baerbock zusätzliche Sanktionen gegen Teheran.
Angriffe auf die Energieinfrastruktur
Nach Angaben des ukrainischen Militärs griff Russland auch andere Städte im ganzen Land mit Drohnen und Raketen an. Regierungschef Denys Schmyhal erklärte: "Russische Terroristen haben erneut die Energieinfrastruktur der Ukraine in drei Regionen angegriffen". Neben der Hauptstadt Kiew seien demnach die zentralukrainische Region Dnipropetrowsk und die Region Sumy im Osten der Ukraine betroffen.
In Sumy gab es nach Angaben der dortigen Behörden drei Tote. Wegen der Stromausfälle in hunderten Orten sprach sich Schmyhal in der Ukraine zum Energiesparen aus.
Die EU verhängt Sanktionen gegen Iran wegen der Niederschlagung von Protesten. Die EU-Außenminister beraten über weitere Strafmaßnahmen wegen Drohnen-Lieferungen Irans an Russland.
Selenskyj: Ganze Ukraine wird angegriffen
Präsident Wolodymyr Selenskyj rief seine Landsleute zum Durchhalten auf.
"Der Feind kann unsere Städte angreifen, aber er wird uns nicht brechen können", sagte Selenskyj.
Der neue UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk nannte die neuen Angriffe "zutiefst verstörend". Zivile Objekte und Zivilisten dürften nicht angegriffen werden.
ZDF-Reporterin in Ukraine: "Kiew dauerhaft gefährdet"
ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf in Kiew erlebte die Luftangriffe und sagte im ZDF Morgenmagazin dazu: "Hier mitten im Zentrum stieg Rauch auf".
"Was auch getroffen werden sollte, ist der Bahnhof von Kiew, der ist auch hier mitten im Zentrum", berichtet Eigendorf. Es sei eine tragische Situation für die ukrainische Hauptstadt, denn man sei davon ausgegangen, dass zumindest das Zentrum des Landes einigermaßen sicher sei.
Präsidialamtsleiter Jermak erklärte, die Ukraine brauche "mehr Luftverteidigungssysteme und zwar so schnell wie möglich". Er forderte "mehr Waffen, um den Himmel zu verteidigen und den Feind zu zerstören".
"Wir liefern Waffen", so Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), und dann sei es "unsere Verpflichtung, dass wir an diesen Waffensystemen (…) auch ausbilden".
Luftangriffe auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine
Am Montag vergangener Woche hatte die russische Armee Kiew und zahlreiche weitere Städte der Ukraine angegriffen. Dabei wurden mindestens 19 Menschen getötet und 105 weitere verletzt. Nach russischer Darstellung waren die massiven Angriffe, die vor allem auf Infrastruktur zur Energieversorgung abzielten, die Antwort auf die Explosion auf der Krim-Brücke, für die Russland den ukrainischen Geheimdienst verantwortlich macht.
Experten wiesen jedoch darauf hin, dass Luftangriffe dieser Größenordnung bereits längerfristig geplant sein mussten und Russland die ukrainische Energie-Infrastruktur schon länger als Ziel ausgemacht hatte. Zuletzt setzte Moskau vermehrt sich selbst zerstörende Kampfdrohnen für Luftangriffe ein. Hintergrund sind iranische Lieferungen solcher Waffensysteme an Russland.
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