Ukraine-Krieg: Explosionen in Kiew, offenbar Panzer zerstört
Angriff auf Hauptstadt :Explosionen in Kiew, offenbar Panzer zerstört
05.06.2022 | 12:36
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Russland hat nach eigenen Angaben am Stadtrand von Kiew Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zerstört. Am Morgen wurde die ukrainische Hauptstadt von mehreren Explosionen erschüttert.
Das russische Militär hat nach eigenen Angaben bei einer Serie von Raketenangriffen auf Kiew vom Westen an die Ukraine gelieferte Panzer und anderes Gerät zerstört. Von ukrainischer Seite lag zunächst keine Bestätigung vor.
Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte am Sonntag auf Telegram, es seien hochpräzise Langstrecken-Luft-Boden-Raketen zum Einsatz gekommen. Mit den Angriffen am Rand von Kiew seien Panzer des Typs T-72 zerstört worden, die von osteuropäischen Ländern geliefert worden seien, sowie weitere gepanzerte Fahrzeuge. Sie hätten sich in Gebäuden einer Autoreparatur befunden, hieß es.
Klitschko: Russische Raketenangriffe auf Kiew
Die ukrainische Hauptstadt wurde am Morgen von mehreren Explosionen erschüttert. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hatte erklärt, russische Raketen seien am frühen Sonntagmorgen in den Stadtbezirken Darnyzki und Dniprowski eingeschlagen. Es gebe nach bisherigem Stand einen Verletzten, der im Krankenhaus behandelt werde, aber keine Toten, sagte Klitschko. Einsatzkräfte waren demnach an Ort und Stelle. "Die Rettungsdienste sind dabei zu löschen."
Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur Reuters, es sei nach den Explosionen auch Rauch in der Stadt zu sehen. Auch der bereits mehrfach beschossene Vorort Browary wurde Behörden zufolge von Raketen getroffen. Das genaue Ausmaß der Schäden war zunächst unklar.
Getroffen worden seien unter anderem Einrichtungen der staatlichen Eisenbahn, erklärte Serhij Leschtschenko, ein Berater im Büro von Präsident Wolodymyr Selenskyj, auf Telegram. Die Marschflugkörper seien offenbar von einem Kampfbomber vom Typ Tu-95 über dem Kaspischen Meer abgefeuert worden, erklärte das Oberkommando der ukrainischen Luftwaffe. Flugabwehreinheiten hätten eine Rakete abgeschossen.
Atomkonzern: Rakete nah an Kernkraftwerk vorbeigeflogen
Der ukrainische Atomenergiekonzern teilte mit, dass eine russische Rakete gefährlich nah am südukrainischen Kernkraftwerk geflogen sei. Russland erzeuge damit weiterhin die Gefahr einer nuklearen Katastrophe. Die russische Angreifer begriffen "immer noch nicht, dass schon ein kleines Raketenstück, das in einen funktionierenden Energieblock einschlagen kann, zu einer atomaren Katastrophe und Austreten von Strahlung führen kann", teilte die Behörde mit. Sie warf Russland "atomaren Terrorismus" vor.
Es handelte sich um den schwersten Angriff auf die Hauptstadtregion seit Wochen. Die russische Armee konzentriert sich mittlerweile mit ihren Angriffen auf den Süden und Osten der Ukraine. Russland war nach Beginn seiner Invasion am 24. Februar auf Kiew vorgerückt, konnte die Hauptstadt wegen des erbitterten Widerstandes der ukrainischen Einheiten aber nicht einnehmen.
Gouverneur: Russen in Sjewjerodonezk zurückgedrängt
In den vergangenen Wochen forcierte die russische Armee ihre Offensive im Donbass im Osten des Landes. In der dortigen Region Luhansk ist vor allem die Industriestadt Sjewjerodonezk hart umkämpft. Es ist Russland bislang nicht gelungen, die beiden Regionen Luhansk und Donezk, die den Donbass bilden, vollständig einzunehmen.
[Analyse: Die Ukraine ist auf Waffen vom Westen angewiesen: So könnte der Plan für Waffenlieferungen aussehen]
Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.
Die Ukraine erklärte, sie habe am Samstag in einer Gegenoffensive einen Teil von Sjewjerodonezk zurückerobert. Die Stadt sei wieder zur Hälfte unter der Kontrolle der ukrainischen Truppen, erklärte der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gaida. "Es war eine schwierige Situation. Die Russen haben 70 Prozent der Stadt kontrolliert, aber in den vergangenen zwei Tagen sind sie zurückgedrängt worden", sagt Gaidai im ukrainischen Fernsehen.
Die Stadt ist jetzt mehr oder weniger in zwei Hälften geteilt.
Serhij Gaida, Gouverneur von Luhansk
Moskau teilte dagegen mit, die russischen Truppen machten in der Stadt Fortschritte. Die Meldungen konnten nicht unabhängig überprüft werden. Eine unabhängige Bestätigung der Angaben ist zunächst nicht möglich.
Sollte das russische Militär Sjewjerodonezk und seine Zwillingsstadt Lyssytschansk auf der anderen Seite des Flusses Siwerskji Donez einnehmen, hätte es die Region Luhansk vollständig unter Kontrolle. Der russische Präsident Wladimir Putin hätte damit ein wichtiges Ziel erreicht.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.