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Tag 36 im Ukraine-Krieg : Truppen ziehen sich aus Tschernobyl zurück

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Russische Truppen ziehen sich vom Atomkraftwerk Tschernobyl zurück, die Ukraine veröffentlicht neue Zahlen zu Angriffen und die USA zapfen Ölreserven an. Tag 36 im Überblick.

Ein Schutzbau bedeckt den explodierten Reaktor im Kernkraftwerk Tschernobyl.
Fast alle Truppen um Tschernobyl sind laut ukrainischem Verteidigungsministerium abgezogen worden.
Quelle: dpa

Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Das ist an Tag 36 im Ukraine-Krieg passiert:

  • Mehrere Wochen hatten russische Truppen das Gebiet des Atomreaktors Tschernobyl besetzt. Nun ziehen sich die Streitkräfte zurück, wie der ukrainische Atomkonzern Enerhoatom mitteilt. Das Personal sei am Morgen über den Abzug informiert worden. Trotzdem bleibe noch "eine kleine Zahl" russischer Soldaten.
  • Russland will ein Einreiseverbot für EU-Spitzenpolitiker und -Abgeordnete verhängen. "Die Beschränkungen gelten für die höchsten Vertreter der EU, einschließlich einer Reihe von EU-Kommissaren und Leitern von EU-Militärstrukturen, sowie für die große Mehrheit der Abgeordneten des EU-Parlaments, die eine antirussische Politik unterstützen", erklärte das Außenministerium am Donnerstag in Moskau. Namen wurden noch nicht genannt.
  • Die USA haben angekündigt, dass für ein halbes Jahr täglich eine Million Barrel Öl aus ihren nationalen Reserven freigegeben werden soll. Das sei die "größte Freigabe von Ölreserven der Geschichte". Durch die Maßnahme sollen die stark gestiegenen Erdöl- und Benzinpreise wieder gesenkt werden. Die Freigabe soll auch als "Brücke bis zum Jahresende" dienen, bis dahin soll die heimische Produktion wieder zunehmen.
  • Westliche Staaten müssen demnächst Konten bei der Gazprombank eröffnen, um weiter russisches Gas zu erhalten. Die Lieferungen würden ansonsten wegen Vertragsbruchs eingestellt, so Wladimir Putin. Die neuen Regelungen sollen schon ab Freitag, 1. April gelten, wie der Kreml-Chef im russischen Fernsehen sagte.
  • Der Nato zufolge ziehen sich russische Truppen nicht wie angekündigt aus Teilen der Ukraine zurück, sondern formieren sich neu. Russland statte die Truppen auch neu aus, sagt Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Die Offensive im Donbass solle verstärkt werden. "Zugleich hält Russland den Druck auf Kiew und andere Städte hoch."
Wir können also zusätzliche Offensiven mit noch mehr Leid erwarten.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg


  • Zuvor hatte die Ukraine auch die von Russland angekündigte Feuerpause für die schwer zerstörte Hafenstadt Mariupol massiv angezweifelt. Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk sprach in einem Interview mit ukrainischen Medien von einem weiteren Versuch russischer "Manipulation". Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor für den Vormittag eine Feuerpause und einen Flüchtlingskorridor angekündigt.
  • Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei Ansprachen an das australische und an das niederländische Parlament weitere Sanktionen gegen Russland gefordert. "Mächtige Sanktionen" seien nötig, bis Moskau aufhöre, "andere Länder mit seinen Raketen zu erpressen". Gleichzeitig müsse Russland daran gehindert werden, die Bestrafungen zu umgehen. Australien hatte der Ukraine bereits militärische Unterstützung im Wert von 91 Millionen australischen Dollar (61 Millionen Euro) sowie auch humanitäre Hilfen geschickt.
  • Ex-Box-Weltmeister Wladimir Klitschko ist mit einer Delegation aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach Deutschland gefahren. "Es sind Treffen mit hochrangigen Politikern für eine politische Unterstützung der Ukraine geplant", so sein Bruder Vitali, der Bürgermeister von Kiew, im Nachrichtenkanal Telegram. Es gehe dabei um wirtschaftliche, humanitäre und militärische Hilfe. Am Mittag will Klitschko auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) treffen, bestätigte eine Sprecherin.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht noch keine konkreten Ergebnisse der Gespräche mit Russland über ein mögliches Ende des Kriegs. Den schönen Worten aus Moskau sei nicht zu trauen, sagte Selenskyj in der Nacht. Das Video wurde ausnahmsweise im Freien aufgezeichnet.

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  • Der ukrainische Verhandlungsführer David Arachamija hat weitere Gespräche mit der russischen Delegation für Freitag im Online-Format angekündigt. Bei den jüngsten Gesprächen in der Türkei habe die ukrainische Seite erneut ein Treffen der beiden Präsidenten vorgeschlagen, teilte Arachamija auf Telegram mit. Die russische Delegation habe geantwortet, dazu sei ein abgestimmter Vertragsentwurf Voraussetzung.
  • Russlands Militär hat der US-Regierung zufolge einen Teil seiner Truppen rund um die ukrainische Hauptstadt Kiew abgezogen. Pentagon-Sprecher John Kirby sagte, die USA betrachteten dies nicht als Rückzug, sondern als einen Versuch Russlands, die Truppen zu versorgen, umzurüsten und dann neu zu positionieren. Die ukrainische Hauptstadt sei weiterhin von Luftangriffen bedroht. Man beobachte, dass das russische Militär nun im Donbass viel aktiver sei.
  • Der Kreml hat westliche Geheimdienst-Erkenntnisse zurückgewiesen, wonach Russlands Präsident Wladimir Putin falsch über die Lage in der Ukraine informiert worden sein soll. "Es zeigt sich, dass weder das Außenministerium (der USA) noch das (US-Verteidigungsministerium) Pentagon echte Informationen darüber haben, was im Kreml passiert", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. "Sie verstehen einfach nicht, was im Kreml passiert. Sie verstehen Präsident Putin nicht. Sie verstehen den Mechanismus von Entscheidungen nicht. Sie verstehen den Stil unserer Arbeit nicht."


  • Nach Einschätzung der US-Regierung bekommt Russlands Präsident Wladimir Putin von seinen Beratern keine ehrliche Beschreibung der Lage im Ukraine-Krieg. Die Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses, Kate Bedingfield, sagte unter Berufung auf Geheimdienstinformationen: "Wir glauben, dass er von seinen Beratern nicht richtig darüber informiert wird, wie schlecht das russische Militär agiert und wie die russische Wirtschaft durch die Sanktionen gelähmt wird." Putins hochrangige Berater hätten "zu viel Angst, ihm die Wahrheit zu sagen". Bedingfield sagte weiter, den Geheimdienstinformationen nach habe sich Putin vom russischen Militär getäuscht gefühlt, was anhaltende Spannungen zwischen dem russischen Präsidenten und seiner militärischen Führung verursache.
  • Seit dem Beginn der russischen Invasion am 24. Februar haben nach UNHCR-Angaben 4,02 Millionen Menschen das Land verlassen. Zusätzlich sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen rund 6,5 Millionen Menschen innerhalb der Ukraine auf der Flucht. 

Die Situation in den ukrainischen Städten:

  • Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums sind bei den russischen Angriffen im Land bisher 148 Kinder ums Leben gekommen. Außerdem seien bislang 15 Flughäfen zerstört und über Tausend Raketen abgefeuert worden.
  • Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat am Morgen darauf hingewiesen dass "noch immer weit mehr als 100.000 Zivilistinnen und Zivilisten" in Mariupol eingeschlossen seien - "darunter Kinder, Frauen, Männer, alte Menschen". Sie erlebten seit Wochen "einen kaum vorstellbaren Alptraum ohne Strom, ohne Wasser, ohne Heizung in einer Stadt, auf die pausenlos russische Bomben, Raketen und Granaten fallen, und die dem Erdboden gleich gemacht wird". In einer Erklärung des Auswärtigen Amtes ruft sie die russische Regierung auf, "sichere Korridore für Zivilpersonen zur freiwilligen Evakuierung und die Lieferung humanitärer Hilfe für diejenigen zu ermöglichen, die nicht gehen können oder bleiben wollen".
  • Im Kiewer Vorort Irpin sind nach Angaben des Bürgermeisters seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs mindestens 200 Menschen getötet worden. Während der heftigsten Kämpfe um die Stadt seien die Toten "einfach in Gärten oder Parks begraben" worden:

Reaktionen auf den russischen Angriff:

  • Großbritannien hat weitere Sanktionen gegen Russen verhängt, die der Regierung von Präsident Wladimir Putin nahestehen. Im Fokus stehen dieses Mal Vertreter von Staatsmedien. Die Strafen richten sich unter anderem gegen den früheren Chef der russischen Medienaufsicht, Alexander Scharow, den Direktor des Senders RT, Alexej Nikolow, und gegen den Nachrichtensprecher Sergej Briljow vom Staatssender Rossija. Der Krieg gegen die Ukraine stütze sich auf einen "Strom der Lügen", sagte die britische Außenministerin Liz Truss in London. Die jüngsten Sanktionen beträfen "schamlose Propagandisten, die Putins Fake News und Narrative verbreiten". 
  • Mehr als 100 russische Aktivisten und Journalisten haben in Georgien vorläufig eine zweite Heimstatt gefunden. Unter ihnen sind auch Mikhail und Lisa Borodin, die in Russland Kremlkritiker Nawalny unterstützten:
  • Nach der Ausrufung der Frühwarnstufe des Notfallplans Gas arbeitet die Bundesnetzagentur an Kriterien, wie im Fall einer weiteren Verschärfung Gas verteilt wird. "Wir reden zur Zeit mit der Industrie", sagte der Chef der Bundesbehörde, Klaus Müller, im ARD-"Morgenmagazin". Dabei gehe es darum, Kriterien zu entwickeln, nach denen das Gas in einer Mangellage verteilt wird. Verschiedene Branchen warnen derzeit für den Fall einer nicht mehr gesicherten Versorgung mit Gas vor erheblichen wirtschaftlichen Folgen.
  • Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat bei ihrem Antrittsbesuch in Washington inmitten des Ukraine-Kriegs die enge Zusammenarbeit mit den USA und in der Nato bekräftigt. Angesprochen auf die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zeigte sie sich skeptisch: "Wir haben zu oft erlebt, wie Putin getäuscht hat, wie er gelogen hat. Und deswegen ist es wichtig, dass jetzt genau beobachtet wird, ob es tatsächlich zu diesem Abzug kommt. Ich habe große Skepsis!"
  • Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte wegen einer drohenden Verschlechterung der Versorgungslage die Frühwarnstufe des sogenannten Notfallplans Gas aktiviert. "Es gibt aktuell keine Versorgungsengpässe", teilte der Grünen-Politiker heute in Berlin mit. "Dennoch müssen wir die Vorsorgemaßnahmen erhöhen, um für den Fall einer Eskalation seitens Russlands gewappnet zu sein." Diese erste von drei Krisenstufen sieht noch keine staatlichen Versorgungseinschränkungen vor.

Das ist an Tag 35 passiert:

Scholz telefoniert mit Putin, Habeck beruft vorsorglich Gas-Krisenstab ein, Ukraine weiterhin unter Beschuss. Tag 35 in Russlands Krieg im Überblick. Lesen Sie hier nach, wie sich die Lage in der Ukraine am Mittwoch entwickelt hat:

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Scholz telefoniert mit Putin, Habeck beruft vorsorglich Gas-Krisenstab ein, Ukraine weiterhin unter Beschuss. Tag 35 in Russlands Krieg im Überblick.

Quelle: dpa, AFP, AP, epd, KNA, Reuters, ZDF

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von Christian Mölling, András Rácz
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