Kiew bereitet sich auf einen russischen Großangriff vor. Außenministerin Baerbock wirft Russland "dreiste Lügen" vor. Der sechste Kriegstag.
Russische Truppen belagern weiter mehrere große Städte in der Ukraine. Bei einem Luftangriff auf das Zentrum von Charkiw kamen mindestens 10 Menschen ums Leben und ein über 60 km langer russischer Militärkonvoi bewegt sich auf Kiew zu.
-
Was im Ukraine-Krieg am Mittwoch, den 2. März, passiert - die neuen Entwicklungen finden Sie hier im Überblick:
- Das passierte an Tag sieben der Invasion
Eine Explosion in Bahnhofsnähe erschüttert Kiew. Die UN-Vollversammlung fordert von Russland einen Truppenabzug. Der siebte Tag der Invasion im Überblick.
Weitere Updates zur Lage und Reaktionen finden Sie auch in unserem Liveblog zum Angriff auf die Ukraine.
Was im russisch-ukrainischen Konflikt am Dienstag passiert
- ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf erwartet eine russische Großoffensive auf Kiew in den kommenden Stunden. Russlands Präsident Putin kenne keine Grenzen mehr, Opfer unter der Zivilbevölkerung würden hingenommen:
"Putin wird ganz gezielt die Zivilbevölkerung angreifen", sagt ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf. Es sei "seit einer halben Stunde eigentlich permanent Fliegeralarm". Die drohenden Opfer seien auch den Ukrainern bewusst.
- Den ganzen Tag über meldeten viele ukrainische Städte intensiven Beschuss. In Mariupol, im Süden des Landes, seien auch zivile Einrichtungen getroffen worden. In Charkiw, im Osten, seien die Zerstörungen besonders groß, hieß es von ukrainischer Seite. In der Hauptstadt Kiew wurde am Abend der Fernsehturm getroffen und beschädigt. Die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen sei dadurch "für eine gewisse Zeit" unterbrochen, teilte das ukrainische Innenministerium mit. Die Struktur des im Zentrum von Kiew stehenden Fernsehturms sei aber intakt geblieben. Bei dem Angriff starben den Angaben zufolge fünf Menschen.
- Die Ukraine macht eine Feuerpause zumindest in den Städten zur Bedingung für Verhandlungen mit Russland. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Dienstag, Russland müsse die Bombardierung ukrainischer Städte einstellen, bevor sinnvolle Gespräche über einen Waffenstillstand beginnen könnten. Die erste Verhandlungsrunde in dieser Woche habe kaum Fortschritte gebracht.
Russische Truppen belagern weiter mehrere große Städte in der Ukraine. Bei einem Luftangriff auf das Zentrum von Charkiw kamen mindestens 10 Menschen ums Leben und ein über 60 km langer russischer Militärkonvoi bewegt sich auf Kiew zu.
- Russland wird Verteidigungsminister Sergej Schoigu zufolge seine Militäraktion fortsetzen, bis seine Ziele erreicht seien. Hauptziel sei es, Russland vor der Bedrohung durch den Westen zu schützen, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax Schoigu.
- Die Vereinten Nationen und humanitäre Organisationen haben einen gemeinsamen Hilfsappell um 1,5 Milliarden Euro für die Ukraine und Flüchtlinge in Nachbarländern veröffentlicht. Man rechne mit zwölf Millionen Schutzbedürftigen innerhalb der Ukraine und mit vier Millionen Geflüchteten im Ausland, teilten das Koordinierungsbüro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) in New York und das Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf am Dienstag mit.
Wie die Welt reagiert
- Die Dringlichkeitssitzung der UN-Vollversammlung zum Ukraine-Krieg wurde fortgesetzt, Außenministerin Baerbock warf in einer Rede Russland "dreiste Lügen" vor und warb für die Verurteilung des Angriffskrieges.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat schwere Vorwürfe gegen Russland erhoben. Sehen Sie hier ihre Rede zum Ukraine-Krieg vor der UNO-Vollversammlung.
- Großbritannien hat am Dienstag ein komplettes Einlaufverbot in seine Häfen für alle Schiffe mit Verbindungen zu Russland verhängt. Sein Land sei das erste weltweit, das ein entsprechendes Gesetz verabschiedet habe, erklärte Verkehrsminister Grant Shapps auf Twitter. Er rief andere Staaten auf, es Großbritannien gleichzutun.
- Die Nato sieht nach den Worten ihres Generalsekretärs keinen Anlass für eine Änderung ihrer Alarmstufe für Atomwaffen. Das Bündnis werde immer tun, was nötig sei, um die Verbündeten zu schützen und zu verteidigen, sagte Jens Stoltenberg nach einem Treffen mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda auf dem Luftwaffenstützpunkt Lask in Zentralpolen.
- Mexiko wird nach Worten seines Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador keine Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängen. Obrador kritisiert zudem die mutmaßliche Zensur von staatlichen russischen Medien durch Social-Media-Firmen.
- Das Europäische Parlament hat den russischen Überfall auf die Ukraine als "schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht und insbesondere gegen die Charta der Vereinten Nationen" verurteilt und Moskau zum sofortigen und bedingungslosen Truppenrückzug aufgerufen. Eine entsprechende Resolution nahmen die Abgeordneten am Dienstag in Brüssel mit 637 zu 13 Stimmen bei 26 Enthaltungen an.
- In einer dramatischen Videoansprache aus dem Kriegsgebiet hat Selenskyj von der Europäischen Union eine "gleichberechtigte" Mitgliedschaft seines Landes gefordert.
- Das EU-Parlament hat nach einer Sondersitzung in Brüssel für die Ukraine den Status als EU-Beitrittskandidat gefordert. In der nicht bindenden Entschließung forderten die Abgeordneten am Dienstag von den europäischen Institutionen, "darauf hinzuarbeiten, dass dem Land der Status eines EU-Beitrittskandidaten zuerkannt wird". Bis dies geschehen sei, solle weiter auf die "Integration der Ukraine in den Unionsbinnenmarkt" hingearbeitet werden.
- Der Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, Karim Ahmad Khan, will Ermittlungen wegen potenzieller Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Ukraine aufnehmen. Dies solle "so schnell wie möglich" geschehen, erklärte Khan am Montagabend in Den Haag.
- Der Krieg in der Ukraine wird voraussichtlich auch eine zentrale Rolle in der Rede zur Lage der Nation von US-Präsident Joe Biden spielen (Mittwoch, 3:00 Uhr MEZ). Die US-Regierung hat bereits beim Kongress ein Hilfspaket mit einem Umfang von 6,4 Milliarden Dollar (5,7 Milliarden Euro) für die Ukraine beantragt.
- Die Sanktionen gegen Russland im Überblick
Vom Swift-Ausschluss bis zum Verbot russischer Staatsmedien: Die schärfsten Waffen des Westens gegen die russische Invasion in die Ukraine sind derzeit Sanktionen. Ein Überblick.
Was zuvor im Ukraine-Krieg passiert war
Russland hatte am Donnerstagmorgen mit einem Großangriff auf die Ukraine begonnen. Innerhalb weniger Stunden waren die russischen Bodentruppen bis in den Großraum Kiew vorgedrungen. Die Hauptstadt steht im Fokus der Angriffe im Ukraine-Krieg. So verlief Tag 5 der Invasion - zusammengefasst hier im Video:
Wie konnte es zu diesem Konflikt überhaupt kommen? Ein Blick zurück in die Historie:
- Chronik: Wie konnte die Lage so eskalieren?
Nato-Osterweiterung, Maidan-Proteste, Krim-Annexion: Entdecken Sie im Zeitstrahl die Hintergründe des Russland-Ukraine-Konflikts.