Kinderklinik in der Ukraine: Zwischen Geburten und Bunkern
Kinderklinik in der Ukraine:Alltag zwischen Geburten und Luftschutzbunker
von Henner Hebestreit und Maria Avdeeva, Schytomir
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In einer ukrainischen Kinderklinik kämpfen die Ärzte um das Überleben ihrer Patienten - mitten im Krieg. Der Gang in den Bunker ist nicht das Einzige, was sich dort verändert hat.
Dieser unterirdische Schutzraum mit 20 Betten bietet bei Luftalarm Platz für 70 bis 80 Menschen, erklärt Klinikdirektor Dr. Yurii Dovhopolyi.
Quelle: ZDF
Doktor Yurii Dovhopolyi führt durch leere Etagen der Kinderklinik von Schytomir in der Zentralukraine. Aus Angst vor russischem Beschuss haben sie die oberen Stockwerke geräumt, die Intensivstation nach unten verlagert.
Direkt neben dem Krankenhaus liegt ein Kraftwerk, das oft Ziel russischer Raketen war. Bei Luftalarm müssen Ärzte und Patienten in den Schutzraum, sechs Meter unter der Erde.
"Kinder, die alleine laufen können, gehen selbst in den Luftschutzkeller. Kinder, die beatmet werden oder Intensivpatienten sind, können wir da nicht hintragen. Die schieben wir in den Flur, wo sie sicherer sind", sagt Dr. Dovhopolyi. Wenigstens vor zersplitternden Fensterscheiben sind die Intensivpatienten hier geschützt.
Spenden aus dem Ausland helfen Kinderklinik
Auch ohne Luftalarm führen die Ärzte schon einen harten Kampf um jedes junge Leben. Gespendete medizinische Geräte aus dem Ausland sind dabei eine große Hilfe: Den Inkubator, in dem sich ein winziges Menschlein von der viel zu frühen Geburt erholt, ziert ein deutscher Aufkleber.
Im gespendeten Inkubator aus deutscher Produktion erholen sich die Frühchen deutlich schneller als in den älteren Geräten.
Quelle: ZDF
"Dieses Gerät haben wir aus Deutschland bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar, denn wir sehen, dass die Neugeborenen sich in diesen Geräten schneller und besser erholen als in unseren alten Apparaten", sagt Dr. Dovhopolyi.
Mehr Frühgeburten als vor dem Krieg
Solche Geräte sind ein Segen in einer Zeit, in der viele Mütter die Strapazen ihrer Schwangerschaft kaum aushalten. Dr. Vira Vaskivska, leitet die Geburtenstation und beobachtet, wie sich der Zustand der jungen Frauen seit Monaten verändert:
Ihren Beobachtungen nach ist der Anteil der Frühgeburten um 20 Prozent gestiegen. Trotzdem bewundert die erfahrene Medizinerin die Kraft der werdenden Mütter.
Mütter wie Masha. Sie kommt aus dem russisch besetzen Gebiet am Atomkraftwerk von Saporischschja. Ständig in Angst um ihren Mann, der an der Front kämpft, hat sie sich entschlossen, zu den Eltern in die Zentralukraine zu flüchten. Der Vater ihres Sohnes bekam für die Geburt einige Tage Heimaturlaub, jetzt riskiert er wieder täglich sein Leben, während Masha das Baby durch die Wirren des Krieges trägt:
Im OP unterstützen gespendete Beatmungsgeräte aus Deutschland die Anästhesisten.
Quelle: ZDF
Bunker bietet Schutz bei Luftangriffen
Klinikdirektor Dovhopolyi führt uns in den Keller. Das Gebäude ist noch zu Sowjetzeiten entstanden, damals wurden Einrichtungen wie diese oft mit einem Atomschutzbunker ausgestattet. Die gewaltigen Türen sind längst verrostet, aber der Raum bietet noch Schutz vor konventionellen Raketen. 20 einfache Betten sind aufgestellt, Kissen und Decken liegen bereit. "Hier unten halten sich bei Luftalarm über 80 Menschen auf", sagt der Arzt.
Die Kinder, so sagt der Mediziner, hätten natürlich Angst, wenn man sie nachts aus dem Schlaf und aus den Betten reißt. Für viele sei es aber inzwischen Teil ihrer Normalität geworden – wenn man angesichts von Krieg und Krankheit von Normalität überhaupt sprechen kann.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.