Bis zuletzt rangen 192 Staaten bei der Klimakonferenz um die Abschlusserklärung. Erstmals enthält sie die Forderung, aus der Kohle auszusteigen. UN-Chef Guterres reicht das nicht.
Beim Weltklimagipfel wurde der Abschied von der fossilen Verbrennung beschlossen. UN-Generalsekretär Guterres zeigt sich ernüchtert: Es sei ein wichtiger Schritt, aber nicht genug.
Die fast 200 Teilnehmerstaaten beim Weltklimagipfel in Glasgow haben sich auf eine Abschlusserklärung geeinigt. Das sagte der Leiter der UN-Konferenz, Alok Sharma, am Samstagabend. Details der Erklärung, über die auch den ganzen Tag lang gerungen worden war, blieben zunächst offen.
"Ineffiziente" Subventionen für Öl, Gas, Kohle streichen
Die Staaten der Welt wurden erstmals dazu aufgefordert, den Ausstieg aus der Kohle einzuleiten. Die Erklärung fordert zudem, "ineffiziente" Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen.
Die Formulierung wurde allerdings in letzter Minute auf Druck von China und Indien abgeschwächt.
ZDF-Experte: "Weg in die richtige Richtung"
ZDF-Umweltexperte Volker Angres bewertet die Einigung als "Weg in die richtige Richtung". "Es war ja nicht das Ziel, sofort den Klimaschutz-Schalter umzulegen." Die Teilnehmer hätten sich das Ziel gesetzt, alles rechtlich zu regeln, um den Klimaschutz voranzutreiben. "Das haben sie nun getan". Der Weg sei damit frei, dass die Länder jetzt tatsächlich "ernst machen, auch klimaneutral zu werden".
Die Einigung ist Angres zufolge durchaus historisch: "Es wurde das Ende des Kohlezeitalters eingeläutet." Deutschland müsse nun beim Kohleausstieg nachschauen, ob das viellicht schneller ginge als geplant. Ein gutes Signal sei es auch, dass Deutschland anderen Ländern beim Kohleausstieg helfen will.
Beim Weltklimagipfel wurde der Abschied von der fossilen Verbrennung beschlossen. UN-Generalsekretär Guterres zeigt sich ernüchtert: Es sei ein wichtiger Schritt, aber nicht genug.
Guterres: "Klimakatastrophe steht weiter vor der Tür"
Nach Einschätzung von UN-Generalsekretär António Guterres ist damit aber die Gefahr einer Klimakrise nicht gebannt. Die in den Beschlüssen von Glasgow erzielten Fortschritte seien "nicht genug" und voller "Widersprüche", erklärte Guterres am Samstagabend: "Die Klimakatastrophe steht weiter vor der Tür."
EU-Kommissar Frans Timmermans äußerte seine große Enttäuschung darüber, würdigte die Forderung zum Kohleausstieg aber dennoch als "historisch". Zudem verpflichteten sich die Länder gemeinsam dem Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu stoppen. Dazu sollen sie bis Ende 2022 ihre bislang unzureichenden Klimaschutzpläne nachschärfen. Dies bleibt aber freiwillig, es gibt keine Pflicht. [So läuft die Klimakonferenz - alles im Blog.]
Konferenz-Präsident kämpft mit den Tränen
Die Konferenz hatte auch sehr emotionale Elemente. Als sich mehrere Staaten kurz vor der Schlussabstimmung über Verwässerungen in letzter Minute beschwerten, kämpfte der britische COP26-Präsident Alok Sharma mit den Tränen. "Ich bitte um Verzeihung für die Art, wie das gelaufen ist. Und es tut mir sehr leid", sagte er. "Es ist auch von elementarer Bedeutung, dass wir dieses Paket schützen."
Daraufhin versagte ihm die Stimme. Die Delegierten halfen ihm mit langem Applaus über den emotionalen Moment hinweg.
1,5-Grad-Ziel von Paris nicht erreicht
Bisher reichen die bei den UN eingereichten Pläne bei weitem nicht aus, das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. In der Erklärung wird festgehalten, dass dafür der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase weltweit noch in diesem Jahrzehnt um 45 Prozent sinken muss.
Zugesagt werden auch mehr Finanzhilfen für arme Staaten, damit diese sich an die vielerorts fatalen Folgen der Klimakrise anpassen können. Zig Millionen Menschen sind schon jetzt mit häufigeren und längeren Dürren und Hitzewellen konfrontiert oder kämpfen mit heftigeren Stürmen und Überschwemmungen. Konkret sollen diese Finanzhilfen bis 2025 verdoppelt werden, also von aktuell etwa 20 auf rund 40 Milliarden US-Dollar (etwa 35 Milliarden Euro.)
Erstmals Fonds für Hilfe für arme Staaten
Erstmals wird die jahrelange Forderung armer Staaten aufgegriffen, einen Geldtopf für Hilfen bei Schäden und Verlusten einzurichten. Gemeint sind etwa Zerstörungen oder erzwungene Umsiedlungen nach Dürren, Sturmfluten oder Wirbelstürmen. Die Staaten werden aufgefordert, dafür Geld einzuzahlen.
Konkrete Summen dafür werden aber nicht genannt. Es soll nur "technische Unterstützung" nach Schadensereignissen bereitstehen, aber nicht der komplette Schaden beglichen werden. [Grillt uns die Klimakatastrophe? Die Terra X - Wissens-Kolumne.]
Umweltverbände: Ampel muss Kohleausstieg 2030 umsetzen
Die Beschlüsse der zweiwöchigen Weltklimakonferenz in Glasgow gehen aus Sicht von Umweltorganisationen nicht weit genug. Zwar wurde das Ende der weltweiten Kohleverbrennung eingeleitet, erklärte etwa der deutsche Greenpeace-Chef Martin Kaiser.
- Daten zum Klimawandel im Überblick
Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie könnte es künftig bei Ihnen vor Ort aussehen? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.