Die Weltklimakonferenz in Glasgow soll einen Durchbruch im Kampf gegen die Klimakrise bringen. Doch Experten haben nur wenig Hoffnung, dass eine Einigung mit Wirkkraft gelingt.
Rund 200 Staaten ringen zwei Wochen lang darum, wie die Klimakrise eingedämmt werden kann. Experten sind sich einig, dass bis 2030 weltweit viel mehr getan werden muss.
Konfrontiert mit hohen Erwartungen angesichts der Klimakrise kommen über 120 Staats- und Regierungschefs am Montag zur Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow zusammen. Trotz des großen Drucks starten die Beratungen nach dem G20-Gipfel vom Wochenende aber unter schwierigen Vorzeichen.
"Es ist eine Minute vor Mitternacht und wir müssen jetzt handeln", will der britische Regierungschef Boris Johnson als Gastgeber laut vorab verbreiteten Redetextauszügen den Teilnehmern der COP 26 zurufen. Die Menschheit habe beim Klima lange auf Zeit gespielt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird gleich zwei Mal sprechen.
G20-Gipfel: Kein Durchbruch beim Thema Klima
Beim Treffen der wichtigen G20-Staaten am vergangenen Wochenende in Rom konnte nur ein Minimalkonsens erreicht werden. Das Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, wurde zwar bekräftigt. Ein Zieldatum wurde aber nicht genannt.
Beim G20-Gipfel in Rom habe das "Aufbruchssignal" gefehlt. "Es kommt darauf an, dass die Pläne mit Details gefüttert werden", so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen.
Auch bei der angestrebten CO2-Neutralität konnten sich die Staaten nicht auf ein konkretes Datum einigen. Diese soll nun "bis zur oder um die Mitte des Jahrhunderts" erreicht werden. Widerstand gab es vor allem von Schwellenländern und von Staaten mit großer Produktion fossiler Energien. Die Anführer der wichtigen Nationen hätten Angst die Wirtschaft ihrer Länder zu gefährden, so die Einschätzung von ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen.
Merkel trotz Kritik optimistisch
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich unzufrieden: Er verlasse Rom mit "nicht erfüllten Hoffnungen", schrieb er auf Twitter. Boris Johnson sprach zwar von Fortschritten beim G20-Gipfel, die aber nicht ausreichten. "Wenn Glasgow scheitert, dann scheitert die ganze Sache", sagte er.
Kanzlerin Merkel hingegen sprach nach dem G20-Gipfel von einem "guten Signal für Glasgow". Es gebe nun ein "klareres Bekenntnis zu den 1,5 Grad". Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sieht Deutschland in Glasgow in der Rolle eines Brückenbauers. "Wir haben die Expertise, die Erfahrung und die Vertrauensbasis, die Fortschritte auf solchen Konferenzen möglich machen", sagte sie der "Rheinischen Post".
Klimaforscher: Welt "verweigert sich" Kampf gegen Erderwärmung
Die Erwartungen von Klimaforscher Prof. Mojib Latif an die Weltklimakonferenz in Glasgow fallen gering aus:
Die Appelle der Staats- und Regierungschefs wiederholten sich bei jeder Weltklimakonferenz, so der Forscher weiter, und seien daher nicht mehr ernst zu nehmen.
Klimaforscher Prof. Mojib Latif hat für die Weltklimakonferenz in Glasgow „wenig Hoffnung“ und fordert eine „Allianz der Willigen“, wie Deutschland und die USA.
Latifs Forderung: eine "Allianz der Willigen", die bereit sei, im Klimaschutz voranzugehen. Dies sei auch aus ökonomischen Interessen im ureigenen wirtschaftlichen Interesse der Teilnehmerstaaten.
Glasgow - "letzte Hoffnung" für das Klima?
Die zweiwöchige Klimakonferenz COP26 hatte am Sonntag mit eindringlichen Appellen begonnen. Die Konferenz sei die "letzte" Hoffnung, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, sagte ihr Präsident Alok Sharma.
Nach einer Eröffnungsrede von Boris Johnson geben die Staats- und Regierungschefs in kurzen Erklärungen ihre Pläne und Bemühungen hinsichtlich der Bekämpfung der Klimakrise bekannt. Auch Angela Merkel spricht am Montag im Plenum der Regierungschefs für Deutschland, danach hält sie eine kurze Rede zum Programmpunkt "Handeln und Solidarität - Die entscheidende Dekade".
- Daten zum Klimawandel im Überblick
Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.