Junge Ghanaerin bei COP27: "Wann zahlt ihr uns zurück?"

    Appell bei Weltklimakonferenz:Junge Ghanaerin: "Wann zahlt ihr uns zurück?"

    |

    Die zehnjährige Sam aus Ghana hat den Delegierten der Weltklimakonferenz ins Gewissen geredet. Sie rief die Industrieländer auf, für die Klimaschäden in armen Ländern zu bezahlen.

    Das Bild zeigt die zehnjährige Nakeeyat Dramani Sam aus Ghana, die bei der Weltklimakonferenz die Übernahme von Klimaschäden fordert.
    "Bezahlung überfällig": Die zehnjährige Nakeeyat Dramani Sam aus Ghana fordert die Industrienationen auf, für die Klimaschäden in ärmeren Ländern aufzukommen.
    Quelle: Reuters

    Als Nakeeyat Dramani Sam ihre Rede beendet, erheben sich immer mehr der vielen Hundert Delegierten im Saal. Schließlich stehen alle, inklusive dem ägyptischen Präsidenten der Weltklimakonferenz, Samih Schukri, und klatschen Beifall.
    Das erst zehn Jahre alte Mädchen aus Ghana hat am Freitag unter anderem über das von Überschwemmungen verursachte Leid in ihrem Heimatland Ghana gesprochen und damit für einen emotionalen Moment auf dem Gipfel gesorgt.

    Streit um Entschädigungsfonds: "Bezahlung überfällig"

    Sam selbst hielt zum Schluss ein Schild mit der Aufschrift "Bezahlung überfällig" in die Höhe. Sie meinte damit die Forderung nach einer Bezahlung für Klimaschäden in den ärmeren Ländern durch die Industrienationen, die dafür hauptsächlich verantwortlich sind.
    "Ich lege eine einfache Frage auf den Tisch", sagte die Zehnjährige in ihrer Rede in Scharm el Scheich. "Wann zahlt ihr uns zurück?" Es war einer der heiklen Streitpunkte, die zum offiziellen Ende der Klimakonferenz am Freitagnachmittag noch ungelöst waren. Der Gipfel ging damit so wie alle in den Jahren vorher in die Verlängerung.

    Junge Aktivistin: "Es ist ein Notfall"

    Die Ausgleichszahlungen, auch bekannt als "loss and damage", sind ein schwieriges Thema, bei dem es um politische Abwägungen geht und bei dem diplomatische Untiefen umschifft werden müssen.
    Doch Sam ging naturgemäß in ihrer Rede nicht auf diese Mechaniken der Verhandlungen ein, sondern sprach offen und auf einer menschlichen Ebene zu ihren Zuhörern. "Habt ein Herz und rechnet nach. Es ist ein Notfall", sagte sie mit Blick auf die wenigen Jahre, in denen man die Auswirkungen der Erderwärmung möglicherweise noch ein Stück weit eindämmen kann.

    Sam: Jedes Kind sollte einen Baum pflanzen

    Für ein wenig Schmunzeln sorgte Sam, als sie anmerkte, dass der US-Klimagesandte John Kerry doch ganz schön alt ist. "Bis ich in seinem Alter bin, so Gott will, wird es das Ende des Jahrhunderts sein", sagte sie. Kerry ist 78. Genau so alt wäre sie im Jahr 2090.
    In einem Interview im Anschluss sagte Sam, sie habe sich vor ein paar Jahren für Umweltschutz zu interessieren begonnen, weil sie Bäume liebe. Sie habe ein Kinderbuch über Bäume geschrieben und bisher 100 davon gepflanzt, sagte sie. "Ich rufe auch dazu auf, dass jedes Kind einen Baum pflanzen muss", sagte sie mit ihrer Mutter und Tante neben sich.

    Kinder als "Anführer der Zukunft"

    In einem frei vorgetragenen Gedicht - eigentlich sei sie Dichterin, sagte Sam - forderte sie anschließend einmal mehr, dass die reichen Staaten Verantwortung übernehmen für die Klimaschäden, die sie in der Vergangenheit angerichtet hätten.
    Kinder wie sie müssten diese Botschaften überbringen, denn sie würden die Konsequenz eines zunehmend erwärmten Planeten noch erleben. "Wir sind die Anführer der Zukunft, deshalb hören die Leute zu, wenn wir sprechen."

    ZDFheute-KlimaRadar
    :Daten zum Klimawandel im Überblick

    Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
    Grafiken
    Quelle: Peter Prengaman, AP

    Mehr zur Weltklimakonferenz