Forscher zu Gipfel: Sehr, sehr mäßiger Erfolg für das Klima

    Interview

    Forscher Edenhofer zu UN-Gipfel:"Sehr, sehr mäßiger Erfolg für das Klima"

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    Der Klimaforscher Edenhofer ist nicht überzeugt vom Abschluss des Klimagipfels: Ein Scheitern wurde zwar verhindert, ansonsten seien die Ergebnisse "mager."

    Nach Einschätzung des Klimaforschers Ottmar Edenhofer brachte die Klimakonferenz in Ägypten nur mäßige Ergebnisse. "In Scharm el Scheich wurde ein Scheitern verhindert. Es war kein Durchbruch, und es war ein nur sehr, sehr mäßiger Erfolg für das Klima", sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung am Sonntagabend im heute journal.
    Sehen Sie das Interview oben im Video in voller Länge.

    Klimaforscher: Nicht nur Ambitionslücke, sondern Implementierungslücke

    "So geht's nicht weiter", sagte Edenhofer bereits dem Handelsblatt. Im ZDF appellierte er, den Fokus nicht zu sehr auf Klimakonferenzen zu legen.

    Wir sollten uns mit der Zeit dazwischen befassen, und wir sollten jetzt anerkennen, dass wir nicht nur eine Ambitionslücke haben, sondern dass wir eine klaffende Implementierungslücke haben. Und das muss jetzt angepackt werden.

    Ottmar Edenhofer, Klimaforscher

    Dafür gebe es zwar Anstöße aus dieser Konferenz. "Aber die müssen jetzt wirklich ernsthaft umgesetzt werden. Uns läuft die Zeit davon, und wir können es uns nicht erlauben, dass wir also bei jeder Klimakonferenz mit Hoffnungen starten, es käme der große Durchbruch. Und dann endet das Ganze doch wieder mit einer Enttäuschung."
    Die zweiwöchige Klimakonferenz in Ägypten hatte im Kampf gegen den drohenden Klimakollaps nur bei den Finanzhilfen für ärmere Staaten einen echten Fortschritt gebracht. Nach jahrzehntelangen Debatten einigte sich die Klimakonferenz erstmals auf einen gemeinsamen Geldtopf zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern.

    Edenhofer: Ausgleichfonds noch zu wenig ausgereift

    Edenhofer sagte zu diesem Fonds: "Es ist nicht klar, wer einzahlt. Es ist auch nicht klar, nach welchen Kriterien das Geld verteilt werden soll. Also da ist noch viel zu verhandeln." Nun wüssten die Hauptemittenten zwar, dass sie in Zukunft Klimaschäden bezahlen müssten. Damit hätten sie einen Anreiz, Emissionen zu vermeiden.

    Aber das ist wirklich, gemessen an dem, was zu tun ist, ein sehr kleiner Schritt.

    Ottmar Edenhofer, Klimaforscher

    Es gebe außerdem "nicht so gute Erfahrungen" mit solchen Fonds, dass die Versprechung tatsächlich eingehalten werden. "Da steht noch ein großer Verhandlungsmarathon bevor, um überhaupt zu klären, was als Klimaschaden zu bewerten ist und wie hoch er zu bewerten ist", so Edenhofer. Zudem sei die Strategie der Europäer, dass auch China zahlt, nicht aufgegangen.
    Mit Blick auf den Kohleausstieg seien im Wesentlichen die Ergebnisse der Konferenz in Glasgow 2021 wiederholt worden. Das sei "kein echter Fortschritt", betonte der Klimaforscher. Aber immerhin hindere es niemanden daran, multilaterale Entwicklungsbanken dazu zu bringen, Kohlekraftwerke in Entwicklungs- und Schwellenländern aufzukaufen und stillzulegen.

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    von Moritz Zajonz
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    Quelle: ZDF, dpa, AFP

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