UN-Sicherheitsrat: Meeresspiegelanstieg bedroht Sicherheit

    Debatte im UN-Sicherheitsrat:Klimawandel: Wer besonders leiden wird

    von Sina Behrend
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    Der UN-Sicherheitsrat debattiert über den Meeresspiegelanstieg. Welche Gefahren entstehen dadurch für Millionen von Menschen - und für die Souveränität von Staaten?

    Das Dorf Narikoso auf der Fidschi-Insel Ono, aufgenommen am 19.10.2017
    Durch die globale Erderwärmung steigt der Meeresspiegel immer schneller. (Symbolbild)
    Quelle: dpa

    Die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels sind in den letzten Jahren durch Extremwetterereignisse, Dürren und Überflutungen immer wieder deutlich geworden - der Klimawandel ist eine Gefahr. Aber er ist nicht nur "eine Gefahr, sondern auch ein Gefahrenmultiplikator", sagt Coral Pasisi, Klimawissenschaftlerin und Direktorin für nachhaltige Pazifik-Beratung vor dem Sicherheitsrat.
    Im April 2007 tauchte der Klimawandel zum ersten Mal auf der Agenda des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen auf. Unter der Präsidentschaft Maltas hält der Sicherheitsrat diese Woche nun das erste Mal eine formelle, offene Debatte zum Anstieg des Meeresspiegels und dessen Auswirkungen auf die internationale Sicherheit ab.
    Etwa 660 Millionen Menschen leben an tiefgelegenen Küsten oder auf Inseln, die ganz konkret durch den Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind.
    Schwimmende Stadt auf den Malediven
    Der Meeresspiegel-Anstieg ist durch die Klimaerwärmung unaufhaltbar und erfordert Maßnahmen - besonders für Städte an der Küste.06.11.2022 | 28:33 min

    Extremwetter: Maßnahmen, die Leben retten sollen

    Ein zentrales Thema im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sind praktische politische Maßnahmen, die zur Bewältigung der vielschichtigen Risiken des steigenden Meeresspiegels eingesetzt werden könnten.
    • Frühwarnsysteme
    • Anpassungsmöglichkeiten an neue Gegebenheiten
    • Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen die Gezeiten
    All diese Maßnahmen müssen debattiert, geplant und finanziert werden. Die EU-Delegation unterstützt eine Initiative zu Warnsystemen, die Generalsekretär António Guterres angekündigt hat.

    Die Initiative für Klimarisiko- und Frühwarnsysteme (CREWS) rettet Leben, Vermögenswerte und Lebensgrundlagen durch einen verbesserten Zugang zu frühzeitigen Wetterwarnungen und Risikoinformationen.

    António Guterres, UN-Generalsekretär

    Findling in der Ostsee
    Quelle: imago

    Durch den Klimawandel wird der Meeresspiegel auch in den kommenden Jahrhunderten weltweit weiter steigen. Zu diesem Ergebnis kam der Weltklimarat IPCC im vergangenen Jahr. Der Prozess sei bereits "unumkehrbar" und kann mit gutem Klimaschutz nur noch begrenzt werden.

    Zwischen 1901 und 2018 ist der Meeresspiegel um 20 Zentimeter gestiegen - bei wachsendem Tempo. Inzwischen ist er dreimal so hoch wie noch in den 70er Jahren. Gründe sind vor allem das Schmelzen von Eis, aber auch das Ausdehnen des Wassers durch höhere Temperaturen. Bei schlechtem Klimaschutz ist ein Anstieg um katastrophale zwei Meter bis zum Ende des Jahrhunderts nicht ausgeschlossen.

    Konflikte in Folge der Klimakrise: Frauen und Kinder besonders betroffen

    Es wird erwartet, dass in den entstehenden Konflikten Frauen und Kinder besonders benachteiligt sein werden. "Es müssen auch Maßnahmen ergriffen werden, um die volle, gleichberechtigte und sinnvolle Beteiligung von Frauen an der Verhütung und Bewältigung von klimabedingten Konflikten im Zusammenhang mit dem Anstieg des Meeresspiegels voranzutreiben", sagte Margo Deiye, Vertreterin des pazifischen Inselstaats Nauru.
    Sie hält ihr Statement im Namen der "UN Group of Friends on Climate and Security", wo sich Nauru und Deutschland den Vorsitz teilen.
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    Guterres: Menschenrechte in der Klimakrise schützen

    Neben der Frage nach Maßnahmen zum Schutz und zur Milderung der Folgen für einzelne Länder sollen sich die Vereinten Nationen auch mit den dramatischen Folgen beschäftigen, die entstehen, wenn ganze Landstriche und Inseln unbewohnbar werden. "Die Rechte von Menschen verschwinden nicht, wenn ihr Zuhause verschwindet", so UN-Generalsekretär Guterres.
    Wissenschaftler gehen davon aus, dass mehrere Millionen Menschen in den nächsten Jahren ihre Heimat verlieren werden. Migrationsströme und Verluste staatlicher Territorien werden die internationale Politik vor ungekannte Herausforderungen stellen.

    Da sich ein großer Teil der weltweiten Landwirtschaft auf Küstenebenen und niedrig gelegene Inseln konzentriert, wirft der Anstieg des Meeresspiegels auch langfristige Fragen über das Überleben der Menschheit auf.

    Csaba Kőrösi, ungarischer UN Botschafter

    "Es ist an der Zeit und dringend erforderlich, dass der UN-Sicherheitsrat seine Rolle bei der Bewältigung der negativen Auswirkungen des Klimawandels auf Frieden und Sicherheit wahrnimmt", betont die EU in ihrem Statement zur Debatte.

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    :Daten zum Klimawandel im Überblick

    Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
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