Bundesweit gehen heute Tausende Menschen zum globalen Klimastreik auf die Straßen. Doch wie lassen sich Forderungen nach Klimaschutz und Existenzängste derzeit in Einklang bringen?
Trotz Hitzerekorden und ausgetrockneten Flüssen ist es bei den Demonstrationen von Fridays for Future zuletzt etwas ruhiger geworden. Vielerorts gibt es keine täglichen Freitagsdemos mehr - und zu den großen Streiks ließen sich zuletzt nicht mehr so viele Menschen mobilisieren. Was sind die Gründe? Fragen an den Protestforscher Sebastian Haunss von der Universität Bremen.
ZDFheute: In Sachen Klimaschutz scheinen viele Maßnahmen zurückgedreht statt verschärft zu werden. Ein Beispiel: die Diskussion um den Atomausstieg. Gleichzeitig haben viele Menschen Sorge vor der nächsten Stromrechnung. Ein Dilemma. Welches Potential hat Fridays for Future in dieser Situation überhaupt?
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Sebastian Haunss: Für Fridays for Future ist es derzeit schwieriger, Menschen zu mobilisieren, als es etwa noch 2019 der Fall war. Damals ist es gelungen, die Klimakrise als das Topthema zu etablieren. Heute ist die Bewegung hingegen damit konfrontiert, dass es verschiedene Sorgen und Ängste gibt, die die Menschen beschäftigen. Da sind etwa der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energieknappheit.
Das Problem ist, dass man nur auf die Straße für Dinge geht, die einem wirklich am Herzen liegen. Und natürlich denken Menschen aktuell darüber nach, wie sie über den Winter kommen und nicht nur an den Klimaschutz.
ZDFheute: Mit dem heutigen Streik steht heute wieder ein Höhepunkt für die Bewegung an. Aufmerksamkeit ist garantiert. Mit wie viel Zuspruch rechnen Sie?
Haunss: Es ist schwer, die Dynamik vorherzusagen. Doch die Zahlen von 2019 werden höchstwahrscheinlich nicht erreicht. Es wird zwar an vielen Stellen Proteste geben. Aber:
Stattdessen sollten wir sie eher wie viele andere Bewegungen sehen, die - neben der Arbeit im Hintergrund - immer wieder Präsenz zeigen. Vor allem durch die Langfristigkeit ihres Engagements sorgen sie dann dafür, dass die Politik bei Gesetzesvorhaben auch eine andere Perspektive betrachtet.
ZDFheute: Teile der Klimabewegung setzen mittlerweile auf einen radikaleren Protest. Statt zu demonstrieren, blockieren sie etwa Straßen oder versuchen, Bundesliga-Spiele zu stören. Bislang distanziert sich die sehr große Mehrheit von Fridays for Future von radikalen Maßnahmen. Doch befürchten Sie, dass sich das ändern könnte?
Haunss: Radikalisierung wird oft im Zuge von einzelnen Aktionen angesprochen - und zwar dann, wenn Gesetze übertreten werden. Doch die Gesetze werden auf eine sehr milde Art übertreten. Was wird gemacht? Es gibt Straßenblockaden, es gibt Blockaden von Braunkohlebaggern. Da findet nicht wirklich eine Radikalisierung statt. Was vielmehr stattfindet, ist eine Ausdifferenzierung von Protestformen innerhalb des Klimaprotestes.
ZDFheute: Wird sich mit zunehmender Dauer nicht doch eine Protestform durchsetzen?
Haunss: Der Straßenprotest wird immer das Kernelement bleiben. Darauf kann keine Bewegung verzichten.
Und um überzeugend zu sein, muss eine Bewegung letztlich kommunizieren, dass sie eine Mehrheit oder große Teile der Bevölkerung hinter sich bringt. Und das geht nur mit diesen Straßenprotesten. Das funktioniert nicht mit anderen Protesten, nicht mit Internetprotesten und auch nicht mit Straßenblockaden oder Sabotageaktionen. Aber es wird sicher so sein, dass unterschiedliche Aktionsformen nebeneinander bestehen bleiben werden.
ZDFheute: An welchem Punkt würden Sie Fridays for Future nach vier Jahren sehen?
Haunss: Fridays for Future hat ihre Ziele bisher noch nicht erreicht. Wir haben noch keine Politik, die sicher dafür sorgt, dass die Pariser Klimaschutzziele erreicht werden.
Aber Fridays for Future hat den politischen Diskurs um den Klimawandel sehr stark beeinflusst. Die Bewegung hat sicher auch dazu beigetragen, dass manche Gesetzesvorhaben mindestens früher eingebracht wurden und etwas schärfer, als das vielleicht ursprünglich geplant war. Und sie hat auf der lokalen Ebene durchaus materielle Erfolge zu verzeichnen - als Beispiel dient hier das Ausrufen des Klimanotstands in vielen Kommunen.
Die Fragen stellte Jan-Frederik Fischer.
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