Es gab hoffnungsvolle Rückkehrer, einen "historischen" Pakt und große Tragödien - in kaum einem Jahr ist rund um das Klima so viel passiert wie 2021. Ein Rückblick.
Das Signal im Januar ist ein starkes: Joe Biden löst den "Klima-Skeptiker" Donald Trump als US-Präsidenten ab und macht sofort den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen rückgängig. Das Land mit dem zweithöchsten Treibhausgas-Ausstoß der Welt reiht sich ein in die wachsende Zahl der Nationen, die klimaneutral werden wollen. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen die Emissionen halbiert werden.
USA beim Klimawandel wieder Ansprechpartner
Noch allerdings hat es Biden schwer, sich politisch durchzusetzen. Er bleibe bisher hinter den Erwartungen zurück, sagt Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), ZDFheute. "Aber die Welt hat jetzt in Washington wieder einen rationalen Ansprechpartner. Das allein ist schon viel wert."
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In Deutschland ist es Ende April das Bundesverfassungsgericht, das den Druck mit einem beispiellosen Urteil erhöht. Die Regierung müsse ihr Klimagesetz verschärfen und konkretisieren. Wenn nicht, seien die Freiheitsrechte der jungen Generation künftig in Gefahr.
Berlin legt bis Sommer nach: Schon bis 2045 soll Deutschland nun treibhausgasneutral werden, bis 2030 soll der Ausstoß um mindestens 65 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken.
Grafiken- Daten zum Klimawandel im Überblick
Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
von Michael Hörz, Moritz ZajonzKatastrophe im Ahrtal
Derweil rücken die Folgen des Klimawandels näher. Extreme Starkregenfälle richten im Westen Deutschlands verheerende Zerstörungen an. Allein in Rheinland-Pfalz sterben im Juli 133 Menschen. Die Schäden gehen in die Milliarden. Und auch anderswo auf der Welt nehmen die Katastrophen zu. Darauf weist im August der Weltklimarat so deutlich wie nie hin.
"Wetterextreme und andere Klimafolgen treffen Menschen weltweit in immer rascherer Folge", sagt dazu Ottmar Edenhofer. "Das sehen die Regierungen, und auch in der Bevölkerung wächst das Bewusstsein."
Wenn die Welt aber ihre Treibhausgase nicht schnell herunterfährt, könne das 1,5-Grad-Limit von Paris für die Erderwärmung schon in etwa 20 Jahren erreicht sein, warnt der Weltklimarat.
Physik-Nobelpreis für deutschen Klimaforscher
Das zeigen immer bessere Klimamodelle. Für sie hat Klaus Hasselmann schon in den 70ern die Grundlagen entwickelt hat. Der deutsche Klimaforscher bekommt dafür den Physik-Nobelpreis.
Im November dann der Weltklimagipfel im schottischen Glasgow. Nach zwei harten Verhandlungswochen bekennt sich die Welt zum schrittweisen Abschied von der Kohle. Ein Regelwerk für die Umsetzung des Klimaabkommens von Paris ist endlich festgezurrt. Und ab jetzt sollen die Länder ihre Klimaziele jährlich nachschärfen statt nur alle fünf Jahre.
"Blablabla" oder Fortschritte?
"Historisch" nennt das die damalige Bundesumweltministerin Svenja Schulze, von "Blablabla" spricht Klima-Aktivistin Greta Thunberg.
PIK-Direktor Edenhofer sieht in Glasgow "durchaus Fortschritte". Nun müssten aber schnell wirksame CO2-Preise eingeführt werden, um etwa den Kohleausstieg zu schaffen. Und es sei "deutlich geworden, dass wir zusätzlich Formate mit weniger Teilnehmern brauchen", so Edenhofer. Etwa einen Klima-Gipfel "nur aus USA, China, EU".
FAQ- Die wichtigsten Ergebnisse der Klimakonferenz
Nach zwei Wochen intensiver Verhandlungen ist der Klimagipfel in Glasgow zu Ende gegangen. Worauf haben sich die rund 200 Teilnehmer-Länder geeinigt? Ein Überblick.
Neue Impulse könnten aus Deutschland kommen. Die Ampel-Koalition übernimmt im Dezember die Regierung und verspricht, "idealerweise" schon 2030 aus der Kohle auszusteigen. Immerhin: "In Deutschland gibt es jetzt ein Ministerium für Klima und Wirtschaft", so Edenhofer. "Das hätte man noch vor einem Jahr kaum für denkbar gehalten. Aber nun muss die Energiewende auch wirklich beschleunigt werden."
Chancen für Klimaschutz "größer denn je"
Die Chancen für den Klimaschutz seien zum Ende des Jahres 2021 "größer denn je", glaubt der Klima-Ökonom.
Trotzdem sei die Zeit knapp. Denn die Erderwärmung geht weiter. Selbst wenn alle aktuellen Klimaziele weltweit umgesetzt werden, steuert sie im Vergleich zur vorindustriellen Zeit immer noch auf verheerende 2,4 Grad zu.
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion.