Die EU hat ihr Klimaziel verschärft. Doch 55 Prozent Reduktion von Treibhausgasen bis 2030 wird nicht reichen, um unterhalb der 1,5-Grad-Marke zu bleiben.
Während die Welt sich draußen verändert und ein Extremwetterereignis das nächste jagt, verhandelt die EU über neue Reduktionsziele und das nun gut fünf Jahre nach dem Pariser Abkommen. Gut! Aber Worte reichen nicht, das wissen wir alle, nur Taten zählen. Und daran hapert es gewaltig.
In den fünf Jahren waren die Bestrebungen, die Treibhausgasemissionen zu senken, nicht annähernd angemessen im Vergleich zu den Veränderungen in der Natur. Die werden immer sichtbarer: ob es nun Dürren, schwere Stürme oder katastrophale Brände weltweit sind.
Trotz La Niña, dem Klimaereignis, das eigentlich die globale Mitteltemperatur dämpft, wird laut der Weltmeteorologieorganisation WMO wahrscheinlich das Jahr 2020 auf den ersten drei Plätzen landen.
Beispiellose Temperaturerhöhung
Der Kenner und auch die Wissenschaftler stellen sich an dieser Stelle die Frage: Was passiert wohl beim nächsten El Niño, dem Gegenteil von La Niña?
In solchen Jahren schießt die globale Mitteltemperatur durch die Decke. Betrachtet man die Datensätze der renommierten Institute weltweit, war die Temperaturerhöhung global in den letzten zehn Jahren beispiellos, insbesondere in den letzten fünf Jahren.
- EU-Gipfel einigt sich auf Klimaziel für 2030
Der EU-Gipfel hat sich nach langem Ringen auf eine Verschärfung des Klimaziels für 2030 verständigt. Der Ausstoß von Treibhausgasen soll um mindestens 55 Prozent sinken.
Die Klimakrise ist allgegenwärtig und kein neuer Zustand, sondern ein dynamischer Prozess, der sich immer weiter verstärkt, und das obendrein nichtlinear. Das bedeutet: Die Geschwindigkeit nimmt weiter zu, und die Ereignisse werden extremer. Auch das ist nichts Neues; davor warnt die Wissenschaft schon seit Ende der 1950er Jahre.
Tempo und Effektivität sind das Wichtigste
Wir sind Jahrzehnte zu spät dran. Unabhängig also davon, was Politik und Wirtschaft zu leisten vermögen. Jedes Ziel, das wir uns vornehmen, ist nicht ausreichend, gemessen an den Auswirkungen, die wir bereits bei 1,2 Grad schon spüren.
Dass die Temperatur noch weiter ansteigen wird, gilt als sicher, selbst wenn die Menschheit sofort aus den fossilen Energieträgern aussteigen würde. Bei der Eindämmung - und es geht nur noch um Schadensbegrenzung bei der Klimakrise - ist also Tempo und Effektivität das Wichtigste.
Noch reichen die Maßnahmen nicht aus
Maßnahmen müssen tatsächlich die Emissionen senken, sonst gibt es schlichtweg keine Wirkung, und man verspielt Chancen, die einmalig sind. Wir stehen nicht nur vor epochalen Veränderungen - sie sind schon im Gange. Aber die Reaktionen sind es nicht - nicht angemessen und nicht ausreichend.
55 Prozent Reduktion bis 2030 wird nicht reichen, um bis Ende des Jahrhunderts unterhalb der 1,5-Grad-Marke zu bleiben. Der Spezialbericht des Weltklimarates IPCC aus dem Jahr 2018 hatte es damals unmissverständlich klar gemacht: Der Unterschied zwischen 1,5 und 2 Grad bedeutet mehrere hundert Millionen Menschen, die zusätzlich betroffen sein werden. Und auch dieser Bericht ist nun zwei Jahre alt.
Neueste Schätzungen gehen sogar von einer Erhitzung bis zu 3 Grad aus - das wäre der Katastrophenfall. Abschließend: Ja, es tut sich einiges in der Gesellschaft, und auch die technische Entwicklung schreitet voran. Aber auch die Spirale der Klimakrise dreht sich weiter und weiter.