Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko appelliert an die Welt, die Ukraine zu unterstützen. Die Ukrainer würden "niemals aufgeben". Es gehe um mehr, als ihr Land zu verteidigen.
Kiews Bürgermeister Klitschko im ZDF-Interview
Kiews Bürgermeister, Vitali Klitschko, hat im Interview mit dem ZDF-Mittagsmagazin den unbedingten Verteidigungswillen der Ukrainer beschworen. Die Situation in der Ukraine sei nicht einfach, aber:
Klitschko: Russen zielen auf "Herz der Ukraine"
Die Russen hätten ein Ziel: Kiew. "Die Hauptstadt hat eine symbolische Bedeutung - sie ist das Herz der Ukraine." Deswegen versuche die russische Armee, Kiew einzukreisen.
Aber die Bevölkerung sei bereit, sich zu wehren und die Stadt zu verteidigen. "Ich habe einen Musiker getroffen - statt einer Geige in seinem Koffer hat er ein Maschinengewehr." Ob Arzt oder Theaterschauspieler - viele griffen zu den Waffen.
"Lage in Charkiw und Mariupol sehr kritisch"
Die Lage in Kiew sei unter Kontrolle - es gebe aktuell noch Strom, Heizung und Wasser. "Aber wir brauchen noch Trinkwasser und Lebensmittel", so Klitschko. In Charkiw und Mariupol sei die Lage sehr kritisch. Dort gebe es weder Elektrizität noch eine Netzverbindung. "Die Handys funktionieren nicht, und die Menschen sind in großer Gefahr", sagt Klitschko.
Tagelang hat ein Team des britischen Senders ITV über die Kämpfe in der Hafenstadt berichtet. Während der Flucht raus der Stadt treffen die Journalisten und Kameraleute auf die russische Armee.
Humanitäre Korridore, wie sie am Donnerstag zwischen russischen und ukrainischen Vertretern vereinbart wurden, seien gut, aber "das stoppe leider nicht den Krieg".
Klitschko: Kooperation mit Russland beenden
"Alles hängt leider ab von einer Person, die in Moskau sitzt", so Klitschko. Der Druck auf Russlands Präsident Wladimir Putin müsse erhöht und jede Kooperation mit Russland gestoppt werden. Denn jeder Dollar und jeder Euro, den Putin bekomme, investiere er in seine Armee und nicht zum Wohle seines Volkes.
Wladimir Putin galt immer als kühler und berechnender Stratege. Doch im Ukraine-Konflikt scheint der russische Präsident völlig verändert. Immer mehr Fachleute treibt deshalb die Frage um, wie es eigentlich um Putins psychische Verfassung bestellt ist.
Er appellierte eindringlich an die Welt, die Ukraine zu unterstützen - mit humanitärer Hilfe, aber auch mit Militärhilfe. Denn: "Keiner außer uns wird unser Land verteidigen." Zur Verteidigung seien die Ukrainer bereit: "Aber wir stehen auch einer der stärksten Armeen der Welt gegenüber."
Ukrainer "werden niemals aufgeben"
Er lobte den "riesigen Mut" der ukrainischen Soldaten. "Wir werden niemals aufgeben, aber wir brauchen Hilfe von den Freunden der Ukraine." Putins Krieg sei ein Krieg gegen die demokratischen Welt. Deswegen gehe es um mehr als die Ukraine:
Und "wir verteidigen die ganze Region, wir verteidigen Europa". Es gebe diesen Krieg, "weil die Ukraine Teil der europäischen Familie sein will und das passt nicht in die Vision von Herrn Putin". Dieser wolle das sowjetische Reich wieder aufbauen. "Und wo das endet, wissen wir nicht."
Die russische Armee hat Europas größtes Atomkraftwerk im ukrainischen Saporischschja angegriffen und dort einen Brand ausgelöst. Nach Behördenangaben brach in einem Gebäude in der Nacht ein Feuer auf – im ganzen Land gehen die Kämpfe weiter.
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