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Trotz Sorge um Energiesicherheit : Keine Wende in der Energiewende

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Der Ukraine-Krieg offenbart unsere Abhängigkeit von russischen Energieträgern. Die Verlängerung von Kohle- und Atomkraft steht im Raum. Doch das langfristige Ziel ist ein anderes.

Windräder stehen vor dem Braunkohlekraftwerk Niederaußem
Engpässe in der Energieversorgung könnten zu einem späteren Kohleausstieg führen - und machen gleichzeitig die Notwendigkeit erneuerbarer Energien deutlich.
Quelle: dpa

Der russische Angriff auf die Ukraine hat auch energiepolitische Auswirkungen auf Deutschland. So steht unsere Abhängigkeit von Russlands Gas und Kohle derzeit auf dem Prüfstand. Müssen die Laufzeiten für Kohle- und Atomkraftwerke hierzulande verlängert werden, wenn Deutschland auf kurz oder lang auf russische Energieträger verzichten muss?

Anteil der Erdgas-Importe aus Russland nach Deutschland seit 1991. 2020 lag der Anteil bei über 65 Prozent.

Fest steht: Mehr als die Hälfte des Primärenergiebedarfs an Gas in Deutschland wird mit russischem Gas gedeckt. Auch bei den Kohleimporten spielt Russland eine wichtige Rolle: Über 57 Prozent der nach Deutschland eingeführten Steinkohle stammte 2021 aus Russland. Fällt diese Menge weg, müsste Steinkohle aus anderen Ländern wie den USA oder Australien bezogen - oder mehr Atomstrom generiert werden.

Anteil der Energieträger am Primärenergieverbrauch in Deutschland 2021. Erdgas machten 26,7 Prozent aus.

Kretschmer: Realitätscheck und Stresstest für Energiewende

Einige Bundesländer prüfen derzeit bereits längere Kohle- und Atom-Laufzeiten. Sachsen und Brandenburg stellten wegen der Abhängigkeit Deutschlands von russischem Erdgas bereits am Wochenende einen auf 2030 vorgezogenen Kohleausstieg infrage.

Die gesamte Energiewende wird schlagartig einem Realitätscheck und einem Stresstest unterzogen.
Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident Sachsens

Nach Angaben von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) wollen auch Vertreter anderer Bundesländer die Verlängerung von Atom- und Kohleenergie "ohne Denkverbote und Tabus prüfen." Das sagte Pinkwart am Montag nach Beratungen mit seinen Amtskollegen.

Wie wird Deutschland unabhängiger von der Energieversorgung durch Russland - auch das ist Thema der ersten Strukturwandelkonferenz in Cottbus. Politiker diskutieren mit der Branche über die Zukunft der Lausitz nach dem Ausstieg aus der Braunkohle.

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Habeck: Pragmatismus geht in Energiepolitik vor

Für den Fall eines kompletten Lieferstopps peilt die Bundesregierung laut Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) einen verlangsamten Kohleausstieg an.

"Kurzfristig kann es sein, dass wir vorsichtshalber, um vorbereitet zu sein für das Schlimmste, Kohlekraftwerke in der Reserve halten müssen, vielleicht sogar laufen lassen", sagte Habeck am Mittwochmorgen im Deutschlandfunk:

Da muss der Pragmatismus jede politische Festlegung schlagen. Die Versorgungssicherheit muss gewährleistet sein.
Robert Habeck, Wirtschaftsminister im Deutschlandfunk.

Habeck und Lindner: Nur Erneuerbare machen langfristig unabhängig

Langfristig hält die Ampel jedoch scheinbar an der Energiewende fest. So sieht Habeck die Zukunft in nicht-fossilen Energieträgern: "Der wirkliche Weg zu energiepolitischer Unabhängigkeit ist tatsächlich [der] Ausstieg aus den fossilen Energien. Die Sonne und der Wind gehören nun mal niemandem". Das sagte er in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".

Ähnlich äußerte sich bereits Finanzminister Christian Lindner (FDP) am Sonntag. Als Antwort auf die aktuelle Abhängigkeit von Russland in der Energiesicherheit setze er nicht auf "die Antworten der Vergangenheit". Erneuerbare Energien seien für ihn "Freiheitsenergien".

Experte: Umkehr bei Kohle- und Atomkraft wäre "fatal"

Eine Studie des Wuppertal-Instituts im Auftrag von Greenpeace zeigt, dass bis zum Jahr 2035 ein Ausstieg von Öl und Gas beim Heizen bis 2035 möglich ist. Die Studie nennt konkrete Maßnahmen zur "Wärmewende" - etwa ein Ausstiegsgesetz mit einem Verbot für neue Öl- und Gasheizungen ab 2024.

Gerald Neubauer ist Energieexperte bei Greenpeace, dem Auftraggeber der Studie. Genau wie die Ampel-Minister sieht auch er die Zukunft in den Erneuerbaren. Auf Anfrage von ZDFheute übt er klare Kritik an einer möglichen Umkehr zu Kohle- und Atomenergie:

Es wäre fatal, jetzt am Kohle- und Atomausstieg zu rütteln. Wenn wir den Ausbau der Erneuerbaren Energien jetzt massiv beschleunigen, machen wir uns unabhängig von Kohle-, Öl- und Gasimporten.
Dr. Gerald Neubauer, Energieexperte bei Greenpeace

Experte: Energiewende - für das Klima und den Frieden

Ein Ende fossiler Brennstoffe fordert Neubauer auch über den Gebäudesektor hinaus. Gegenüber ZDFheute nennt er die aktuelle Lage eine "Zeitenwende". Nie zuvor sei deutlicher geworden, "dass wir uns schnell von den fossilen Energien verabschieden müssen."

Die Gründe dafür seien gleichermaßen ökologisch wie politisch. In eine friedliche und sichere Zukunft führe nur ein Weg - und der heiße "volle Kraft voraus bei der Energiewende". Wind- und Solarenergie machen uns laut dem Experten unabhängig von fossilen Importen. Dies sei besser für das Klima und für die Erhaltung des Friedens:

Mit Öl-, Gas- und Kohleimporten aus autokratischen Regimen finanzieren wir deren Politik, die immer wieder rote Linien überschreitet.
Dr. Gerald Neubauer, Energieexperte bei Greenpeace

Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

Nach dem Beschuss steigt nahe der ukrainisch-russischen Grenze in der Stadt Wowtschansk Rauch auf
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Russland greift die Ukraine an - Aktuelles zum Krieg in der Ukraine 

Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.

Aktuelle Nachrichten zur Ukraine

06.06.2023, Nowa Kachowka: man sieht einen ukrainischen Staudamm, welcher vermeindlich gesprengt wurde.

Nachrichten | heute journal update - Erst die Zerstörung, jetzt die Katastrophe 

Infolge der Staudamm-Sprengung verschlimmert sich die Situation für die Zivilbevölkerung stündlich. Tausende mussten bereits aus ihren Häusern fliehen - ihre Zukunft? Ungewiss.

08.06.2023
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ZDF-Reporter Timm Kröger über die Überschwemmungen aus Cherson

Nachrichten | heute journal - Cherson: "Dort, wo das Wasser steht" 

Rettungskräfte haben viele Menschen aus ihren Häusern geholt. Aber: „Keiner weiß, wann diese Menschen in ihre Häuser zurückkehren können“, berichtet ZDF-Reporter Timm Kröger.

07.06.2023
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Anwohner werden aus ihren Häusern mit einem Schlauchboot evakuiert

Nachrichten | heute journal - Das Wasser steigt und steigt 

Nach dem Bruch des Staudammes nördlich von Cherson in der Ostukraine steht jetzt ein ganzer Landstrich unter Wasser. Häuser wurden weggeschwemmt. Und das Wasser steigt weiter.

07.06.2023
von C. von Rechenberg / T. Kröger
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