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FAQ

Steuer auf Krisengewinne : Übergewinnsteuer: "Desaster" oder sinnvoll?

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Derzeit wird eine Steuer auf übermäßige Unternehmensgewinne durch den Ukraine-Krieg stark diskutiert. Was ist die so genannte "Übergewinnsteuer" und wem würde sie etwas bringen?

Archiv: Zapfsäule an einer Tankstelle am 06.09.2020 in München
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges wird die Einführung einer Übergewinnsteuer auf zusätzliche Profite beispielsweise der Mineralölgesellschaften diskutiert.
Quelle: dpa

Eine Steuer auf Extragewinne wird derzeit heftig diskutiert, ein "Desaster" wäre das, meint die FDP. Was bringt es, die Konzerne zur Kasse bitten, die von der Lage an den Energiemärkten besonders profitieren?

Was sind "Übergewinne"?

Man kann sie einfach als Krisengewinne definieren. Aktuell verdienen an der kriegsbedingten Energieknappheit die Mineralölkonzerne besonders gut. Eine zeitlich befristete Sondersteuer könnte diese Gewinne, die sie sonst nicht erzielen würden, abschöpfen und damit die Bürger entlasten. Das wurde schon mehrfach diskutiert, zuletzt in der Hochphase der Corona-Pandemie.

Seither streichen ja Impfstoffhersteller wie Biontech Milliardengewinne ein, auch der Versandhandel etwa, allen voran Amazon, profitierte vom Lockdown. Der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags sieht sie in einer Studie aus dem vergangenen Jahr als ein "Instrument zur Deckung eines außergewöhnlich hohen öffentlichen Finanzbedarfs in Krisen- und Kriegszeiten".

Ist diese Idee neu?

Nein. Schon 1917, im Ersten Weltkrieg also, wurde sie in den USA befristet eingeführt, sie galt für Unternehmen als auch natürliche Personen. Der Steuersatz war damals progressiv ausgestaltet und betrug zwischen 20 und 60 Prozent des definierten Übergewinns.

In der aktuellen Krise haben andere Länder schon gehandelt: Spanien hat die Steuer schon im vergangenen Jahr eingeführt. Italien hat sie beschlossen, möchte jedoch nicht die Gewinne, sondern die Nettoumsätze besteuern.

Die EU-Kommission sieht eine zeitlich begrenzte Sondersteuer für die Energiebranche grundsätzlich positiv. Großbritannien, das aber nicht mehr der EU angehört, hat Ende Mai die Einführung Sonderabgabe von 25 Prozent auf diese Gewinne beschlossen, die "windfall tax". In den USA diskutiert die Biden-Regierung ebenfalls darüber.

Entlastet eine solche Steuer den Haushalt oder die Bürger?

Das ist die Idee. Für eine solche Steuer spreche, dass die Gewinne der Konzerne in den Förderländern zum Teil in dubiose Kassen wanderten, sagt Stefan Bach, Ökonom und Steuerexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Doch die praktische Umsetzung ist schwierig. Wie grenzt man sie ab? Was definiert man als "Übergewinn"? Das DIW schlägt vor, den Vergleich zum vergangenen Jahr zu ziehen und von diesen zusätzlichen Einnahmen 50 Prozent als Steuer abzuschöpfen.

Geht das so einfach?

Es gibt eine große Schwierigkeit: In Deutschland gibt es keine Möglichkeit, die Gewinne der Energieförderkonzerne zu besteuern, weil fast alle ihren Sitz im Ausland haben. Deshalb hat Italien den Weg gewählt, als Maßstab die Nettoumsätze zu wählen – diese können anders als Gewinne nicht ins Ausland verlagert werden.

Die Unternehmen mit Sitz in Deutschland zahlen Körperschaftssteuer, 2021 waren das 42 Milliarden Euro, etwa fünf Prozent des gesamten Steueraufkommens. Eine Übergewinnsteuer würde wohl kaum Aufkommen bringen, schreibt der Düsseldorfer Wirtschaftsprofessor Jens Südekum auf Twitter, der grundsätzlich für eine solche Steuer plädiert.

Auch Jürgen Kühling, Chef der Monopolkommission, hält sie grundsätzlich für "überlegenswert", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Steuer dürfe aber nicht so hoch sein, dass sie Investitionen abwürge.

Was spricht gegen eine solche Steuer?

Juristen warnen davor, dass eine Sondersteuer nur auf einzelne Branchen oder Unternehmen dem Gleichbehandlungsgrundsatz widerspreche. Aber auch einige Ökonomen warnen davor:

Die Gewinne mit einer Sondersteuer zu belegen reduziert die Anreize, mit voller Kraft und gegebenenfalls rund um die Uhr die Güter zu produzieren, die gerade händeringend benötigt werden,

schreibt Jörg Quitzau, Volkswirt des Bankhauses Berenberg, in einem Gastbeitrag für das Wirtschaftsmagazin "Capital".

In einer Marktwirtschaft würden diejenigen belohnt, die die gerade dringend benötigten Produkte herstellten. Das schaffe Anreize auch für andere Unternehmen, in diesen Markt einzusteigen, heißt es auch beim Institut für Weltwirtschaft in Kiel.

Umgekehrt könnten sich viele Konzerne aus Deutschland zurückziehen, das ohnehin schon als Hochsteuerland gilt. Das zerstöre zudem das Vertrauen ins Steuersystem. Und es könnte in der Folge sogar zu weiterer Verknappung und zu noch höheren Preisen an der Tankstelle führen.

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