Die Union zwischen Aufbruch, Streit und Frust. Kanzlerkandidat Laschet zwischen Absturz und Neuanfang. Im Interview mit ZDFheute erklärt Politologe Korte die Lage bei CDU und CSU.
Der Wahlausgang ist für die Union und ihren Kanzlerkandidaten Armin Laschet schwer zu verdauen. Personalquerelen, Sticheleien und offene Kritik prägen die Tage nach der Bundestagswahl. Dass der neue Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag nur durch einen schwierigen Kompromiss bestimmt werden konnte, zeigt wie schwer die Zerwürfnisse bei Christsozialen und Christdemokraten sind.
Der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte ordnet die Verwerfungen, Konfliktlinien und Probleme der Union ein. Sehen Sie das ganze Interview im Video oben oder lesen Sie hier wichtige Aussagen.
Das sagt Karl-Rudolf Korte ...
... zur Lage von Armin Laschet:
"Wir sehen Szenarien des Machtverfalls. Da muss ja offenbar jeder Millimeter erobert werden, aus Laschets Sicht, dass er sich so durchsetzen kann, als Verhandlungspartner zur Verfügung zu stehen. Es deutet nicht viel darauf hin, dass er große Unterstützung hat.
Für einen großen Wahlsieger wären diese Themen überhaupt nicht wichtig, dann wäre von ihm bestimmt worden, wer Fraktionsvorsitzender wird und der wäre dann für ein Jahr gewählt worden. Aber das ist nicht erfolgt, er muss um jeden Millimeter ringen."
... zu den Veränderungen im Parteiensystem in Deutschland:
"Wir haben eine Niederländisierung. Es sind jetzt mehr Parteien da, für jeden etwas dabei, in einer bunten Mittigkeit. Was uns vom Ausland unterscheidet, ist diese Mittigkeit, die wir haben. Die Extreme werden ja immer kleiner bei uns, das ist bei anderen nicht so. Wir haben ein multipolares System, lagerübergreifend, mit breiter Mitte. Die anderen haben eher polare Systeme, in denen sich Extreme und andere Parteien gegenüberstehen."
... zur Rolle von CSU-Chef Markus Söder:
"Das ist Söder live. In seiner kalkulierten Herzlichkeit gegenüber Herrn Laschet, was aber nicht dazu führt, dass man die Schwestern als Gemeinschaft wahrnimmt, sondern in der Tat nach wie vor unterschiedlich. Das haben wir als Wählerinnen und Wähler auch gespürt, dass er doch der Schatten-Kanzlerkandidat bis zum Schluss geblieben ist.
Ganz anders war das beispielsweise bei der SPD, dieses mal, sie hat früher genau dieses Spiel gespielt. Das sind sehr unterschiedliche Signale (von Söder, Anm. d. Red.) und das setzt Armin Laschet sehr zu."
Das Interview führte Daniel Bröckerhoff.
- Munition für die Laschet-Gegner
Es klingt nach dem Anfang vom Ende der Loyalität: CSU-Chef Söder macht CDU-Chef Laschet das Leben maximal schwer und lässt ihn wie einen Realitätverweigerer aussehen.