Sie sind hier:

Bericht zu Pflegeheim-Angriff : Tote Zivilisten: UN machen Ukraine Vorwürfe

Datum:

Ein UN-Bericht zum Ukraine-Krieg wirft auch Kiew vor, Zivilisten nicht genug zu schützen. Ukrainische Soldaten nutzten ein Pflegeheim als Stellung, Bewohner starben bei Angriffen.

22. MÄRZ 2022: Rauch nach Beschuss
Wohngebäude unter Beschuss in der Region Luhansk am 22. März 2022. (Symbolbild)
Quelle: Imago

Ein UN-Bericht hat ukrainischen Truppen eine Mitverantwortung am Angriff prorussischer Rebellen auf ein Pflegeheim in der Region Luhansk Anfang März zugewiesen. Ukrainische Soldaten hätten wenige Tage vor dem Angriff Stellungen in dem Gebäude in Stara Krasnjanka bezogen und es damit praktisch zu einem Ziel für Angriffe gemacht, hieß es in einem Bericht des UN-Kommissariats für Menschenrechte (OHCHR).

Das OHCHR ist besorgt, dass im Rahmen der Kampfhandlungen russische wie auch ukrainische Streitkräfte Stellungen in Wohngebieten oder nahe zivilen Objekten beziehen, (...) ohne Maßnahmen zum Schutz der Zivilisten vor Ort zu treffen, wie es das Völkerrecht vorschreibt.
UN-Bericht

Am 11. März hätten prorussische Rebellen mit schweren Waffen auf die Anlage geschossen, in der 71 Bewohner und 15 Angestellte ausharrten. Die genaue Zahl der Toten sei bislang nicht geklärt, mindestens 22 Bewohnern sei die Flucht gelungen. Mitarbeiter hätten vorab mehrfach vergeblich um eine Evakuierung des Gebäudes gebeten, was wegen mutmaßlich verminten Geländes nicht möglich gewesen sei.

Kriegsverbrechen in der Ukraine

Beitragslänge:
44 min
Datum:

Ukraine hatte Soldaten-Präsenz bislang nicht erwähnt

Der UN-Bericht zum Ukraine-Krieg beruht den Angaben zufolge auf Zeugenaussagen überlebender Angestellter und Informationen von Angehörigen von Bewohnern. Das OHCHR habe keine Zahlen, wie häufig vergleichbare Vorfälle geschehen. Der Umgang mit dem Pflegeheim sei jedoch sinnbildlich für den Umgang mit Zivilisten.

Ukrainische Regierungsvertreter hatten in den Tagen nach dem Pflegeheim-Angriff keine Präsenz ukrainischer Soldaten vor Ort erwähnt. Der ukrainische Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, erklärte am 20. März in seinem Telegram-Konto, russische Besatzer hätten mit einem Panzer gezielt auf das Pflegeheim gefeuert und 56 Menschen getötet. Auch Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa nannte diese Zahl.

Umgekehrt warf die Menschenrechtskommissarin der Separatisten in Luhansk, Viktoria Serdyukowa, ukrainischen Kräften vor, die Menschen im Pflegeheim als Geiseln genommen zu haben. Der UN-Bericht kommt zu keinem abschließenden Ergebnis, ob eine der Konfliktparteien in Zusammenhang mit dem Pflegeheim in Stara Krasnjanka Kriegsverbrechen begangen hat.

Zivilisten als menschliche Schutzschilde für russische Soldaten

In Summe wirft der UN-Bericht Russland jedoch eine deutlich größere Zahl und Bandbreite an potenziellen Menschenrechtsvergehen und Kriegsverbrechen vor. In der Ortschaft Yahidne in der Region Tschernihiw hätten russische Truppen 360 Anwohner an der Flucht gehindert und sie im Keller einer Schule gefangen gehalten. Das Gebäude sei als Militärbasis genutzt worden.

Dieser Vorfall lässt die Sorge aufkommen, dass russische Streitkräfte Zivilisten genutzt haben, um sich ihre Basis immun gegen Militäroperationen zu machen.
UN-Bericht

In Folge schlechter sanitärer Bedingungen seien zehn der gefangenen Zivilisten im März verstorben.

UN besorgt über Verhaftungen von Amtsträgern und Aktivisten

Insgesamt seien im Beobachtungszeitraum bis zum 15. Mai fast 4.000 getötete Zivlisten vom OHCRH gezählt worden. "Die tatsächlichen Opferzahlen sind viel höher, da sie nur Zahlen umfassen, die das OHCHR vollständig verifizieren konnte."

Die UN-Einrichtung habe illegale Tötungsdelikte, inklusive Massenhinrichtungen von Zivilisten, in mehr als 30 Orten unter russischer Besatzung dokumentiert und verifiziert. Man sei besorgt über willkürliche Verhaftungen und das Verschwinden von lokalen Amtsträgern, Journalisten und Aktivisten durch die russischen Streitkräfte und zugehörige bewaffnete Gruppen. Das OHCHR hat bislang 248 solcher Fälle identifiziert.

Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

russische schwarzmeerflotte auf der krim
Liveblog

Russland greift die Ukraine an - Aktuelles zum Krieg in der Ukraine 

Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.

Aktuelle Nachrichten zur Ukraine

Putin auf Landkarte mit Russland, Ukraine, Georgien und Syrien
Story

Nachrichten | Politik - Putins Kriege, Putins Ziele 

Tschetschenien, Georgien, Syrien, Ukraine: Russland hat unter Putin schon in mehreren Ländern gekämpft. Zwischen den Kriegen gibt es Parallelen – hier die Hintergründe verstehen.

Kommandeur der russischen Schwarzmeerflotte, Vizeadmiral Viktor Sokolov, salutiert während einer Zeremonie in Sewastopol
FAQ

Angriff auf Schwarzmeerflotte - "Toter" russischer Admiral aufgetaucht? 

Der Kommandeur der russischen Schwarzmeerflotte soll bei einem ukrainischen Angriff getötet worden sein, nun taucht er angeblich wieder auf. Welche Rolle spielt das für den Krieg?

von Oliver Klein und Nils Metzger
Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.