Ein russischer General hat detaillierte Angaben zu Kriegszielen gemacht. Russland strebe unter anderem die vollständige Kontrolle über den gesamten Donbass und Süden des Landes an.
Russland strebt im Krieg gegen die Ukraine die vollständige Kontrolle über den gesamten Donbass sowie den Süden des Landes an. Dies sei seit Beginn der "zweiten Phase der Spezialoperation" eine der Aufgaben der Armee, sagte Generalmajor Rustam Minnekajew am Freitag laut russischen Nachrichtenagenturen.
Mit der Eroberung des Donbass und des Südens könne eine "Landverbindung" zur annektierten Krim-Halbinsel geschaffen werden, sagte Minnekajew russischen Nachrichtenagenturen zufolge bei einem Treffen mit Vertretern des militärisch-industriellen Komplexes in Jekaterinburg.
Korridor nach Moldau?
Seine Äußerungen waren die bislang detailliertesten Angaben zu Russlands Zielen in der "zweiten Phase" des Militäreinsatzes. Sie scheinen zu bestätigen, dass Moskau auch die Eroberung der drittgrößten ukrainischen Stadt Odessa am Schwarzen Meer anstrebt.
Laut Minnekajew, der Vize-Kommandeur der Truppen des zentralrussischen Militärbezirks ist, könnte die Kontrolle über die Südukraine Russland auch in die Lage versetzen, die prorussischen Separatisten in Transnistrien in der Republik Moldau zu unterstützen.
Damit wäre auch ein "Korridor nach Transnistrien" geschaffen, wo es "ebenfalls Fälle von Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung" gebe, sagte er. Die Regierung der ehemaligen Sowjetrepublik Moldau ist ebenso wie die Ukraine pro-westlich.
"Putin ist gewählter Präsident in allerdings schon problematischen Wahlen […], insofern ist er mittlerweile Alleinherrscher", so Sabine Fischer, Stiftung Wissenschaft und Politik.
Minnekajew: Russland kämpft gegen die ganze Welt
Russland kämpfe wie schon im Zweiten Weltkrieg derzeit "gegen die ganze Welt", zitierten die Agenturen General Minnekajew weiter.
Moskau hatte am Donnerstag erklärt, die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol sei unter Kontrolle mit Ausnahme des Industriegebiets von Asow-Stahl. Kiew erklärte am Freitag, die ukrainischen Kämpfer, die sich im Stahlwerk der Stadt verschanzt haben, blieben "standhaft".
Regionalgouverneur Pawlo Kyrylenko beschrieb die Lage der verbliebenen Soldaten am Freitag als "sehr schwierig". Die Bombardierungen auf das Gelände hielten an. Die Kämpfer würden jedoch "so lange wie nötig durchhalten".
Der Gouverneur bezeichnete den Ausgang der Gefechte in Mariupol als entscheidend für den gesamten Kriegsverlauf. "Der Erfolg der russischen Offensive im Süden hängt vom Schicksal von Mariupol ab."
UNO: Russlands Taten könnten sich als Kriegsverbrechen erweisen
Die UNO erklärte am Freitag, Russlands Taten in der Ukraine seit Kriegsbeginn könnten auf Kriegsverbrechen hinauslaufen. "Die russischen Truppen haben wahllos Wohngebiete bombardiert, Zivilisten getötet und Krankenhäuser, Schulen und andere zivile Einrichtungen zerstört, lauter Taten, die sich als Kriegsverbrechen erweisen könnten", sagte Ravina Shamdasani, Sprecherin des UN-Menschenrechtskommissariats. So sei allein in Butscha die "unrechtmäßige Tötung" von 50 Zivilisten dokumentiert worden.
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Jüngste Satellitenbilder der US-Firma Maxar Technologies zeigen nach Unternehmensangaben zudem "die Existenz einer Massengrabanlage im Nordwesten von Manhusch", einem Dorf 20 Kilometer westlich von Mariupol.
Allein in diesem Dorf "sollen die Besatzer zwischen 3.000 und 9.000 Bewohner begraben haben", erklärte die Stadtverwaltung von Mariupol auf Telegram.
- Satellitenbilder sollen Massengräber zeigen
Satellitenbilder sollen mehr als 200 Massengräber bei Mariupol zeigen. Der Bürgermeister der Stadt wirft Russland einen Völkermord vor.