Mit dem mutmaßlichen Angriff auf die Krim-Brücke hat die Ukraine Russland wohl empfindlich getroffen. Moskau setzt auf Vergeltungsschläge und schlecht ausgerüstete Reservisten.
Während Putin die Teilmobilmachung für fast vollendet erklärt, wirft Selenskyj ihm vor, Reservisten als Kanonenfutter zu missbrauchen. Kiew meldet 600 zurückeroberte Orte.
Das wichtigste Ereignis der vergangenen Woche im Ukraine-Krieg war der Angriff auf die Kertsch-Brücke, die das russische Festland mit der besetzten Region Krim verbindet. Obwohl Russland zunächst behauptete, die Brücke sei leicht zu reparieren, meldete der Kreml inzwischen, dass die vollständige Reparatur der Brücke bis Juni 2023 dauern könne.
Dies deutet darauf hin, dass die durch die Explosion verursachten Schäden viel schwerwiegender sind als ursprünglich angenommen. Der logistische Wert der Brücke für die Versorgung der Krim und der in der Region Cherson kämpfenden russischen Streitkräfte wird daher noch eine ganze Weile eingeschränkt bleiben.
Russlands Rache: Massive Angriffe mit Raketen
Als Vergeltung für den mutmaßlichen ukrainischen Angriff auf die Brücke startete Russland am 9. Oktober eine massive, koordinierte Angriffswelle gegen die Energieinfrastruktur der Ukraine.
Das hochmoderne Flugabwehr-System aus Deutschland ist in der Ukraine angekommen. In einem ZDF-Interview betonte Ukraines Präsident, der Westen müsse mit aller Härte Russland entgegentreten.
Trotz der hohen Effizienz der ukrainischen Flugabwehr fügten russische Raketen der Energieinfrastruktur in Lwiw, Kiew, Saporischschja, Sumy und anderen Regionen erheblichen Schaden zu. Als Folge musste die Ukraine die Stromexporte in die Europäische Union einstellen.
Die Tatsache, dass die Angriffe gut geplant und koordiniert ausgeführt wurden, deutet darauf hin, dass sich Moskau seit langem darauf vorbereitet hat, die Energieinfrastruktur der Ukraine zu attackieren. Dieses Vorgehen passt zur momentanen Eskalation durch Russland. Die Abhaltung von Scheinreferenden, die Annexion ukrainischer Gebiete und die Teilmobilisierung spielen hierbei eine wichtige Rolle.
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Cherson: Ukrainischer Vormarsch zwingt zur Evakuierung
Unterdessen rücken ukrainische Truppen weiter in den nordwestlichen Teil der Region Cherson vor. Die russischen Besatzungsbehörden haben die Zivilbevölkerung von Cherson aufgefordert, mit der Evakuierung auf die Ostseite des Flusses Dnipro zu beginnen.
Dies könnte bedeuten, dass die russische Militärführung nicht sicher ist, dass sie den ukrainischen Vormarsch aufhalten kann, und sich daher auf einen Straßenkampf vorbereitet.
Junge Männer fliehen vor der Einberufung aus Russland, Frauen und Kinder vor dem Krieg in der Ukraine. In Ländern wie Finnland finden sie Schutz und treffen aufeinander.
Donbass: Russische Offensive kommt zum Erliegen
Seit dem 14. Oktober scheint die russische Armee ihre Offensivoperationen im Donbass eingestellt zu haben, offenbar in dem Bemühen, die zusammenbrechenden Frontlinien in den nördlichen Teilen der Region Luhansk zu stabilisieren.
Anscheinend überdenkt der Kreml die absolute Priorität, die er bisher dem Donbass eingeräumt hat. Aus ukrainischer Sicht ist es ein wichtiger Erfolg, dass es den ukrainischen Streitkräften gelungen ist, die russische Einnahme der Schlüsselstadt Bakhmut zu verhindern.
Region Charkiw fast komplett befreit
Die ukrainischen Streitkräfte haben fast die gesamte Region Charkiw befreit und sind weiter in Richtung des wichtigen logistischen Knotenpunkts Kreminna in der Region Luhansk vorgedrungen.
Der ukrainische Vormarsch verläuft wesentlich langsamer als noch vor einer Woche; dennoch halten die ukrainischen Streitkräfte die russische Frontlinie ständig unter Druck.
ZDFheute live spricht mit ZDF-Reporterin Alica Jung in Kiew, Korrespondent Florian Neuhann und mit Oberst Markus Reisner über die neuesten Entwicklungen im Krieg in der Ukraine.
Russische Mobilisierung: Ohne Ausbildung an die Front?
Es werden immer mehr Einzelheiten über die Probleme bekannt, mit denen die mobilisierten russischen Soldaten konfrontiert sind, angefangen von unzureichender Unterbringung und Verpflegung bis hin zu Mangel an grundlegender Ausrüstung.
Nach offiziellen russischen Angaben wurden bisher etwa 200.000 Mann mobilisiert. Präsident Wladimir Putin gab am Freitag bekannt, dass die Mobilisierung angeblich in zwei Wochen abgeschlossen sein werde. Es müssen immer wieder Korrekturen vorgenommen werden: So versprach die Regierung etwa Mitte der Woche, dass Lehrer von der Mobilisierung ausgenommen würden, um einen Zusammenbruch des öffentlichen Bildungswesens zu vermeiden.
Der allgemeine Mangel an Männern - entweder durch die Mobilisierung oder durch Wehrdienstverweigerung - macht sich in allen Bereichen der russischen Wirtschaft und Gesellschaft zunehmend bemerkbar.
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Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.