Befragung zu Kriminalität: Frauen fühlen sich oft unsicher

    Befragung zu Kriminalität:Frauen fühlen sich an vielen Orten unsicher

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    Eine neue Befragung liefert Erkenntnisse zum Sicherheitsgefühl der Menschen in Deutschland: Frauen fühlen sich demnach an vielen Orten nicht sicher - besonders im ÖPNV.

    Zwei junge Frauen gehen durch eine schwach beleuchtete Unterführung. An der Seite sieht man einen Obdachlosen unter einer Decke liegen.
    Innenministerin Faeser und BKA-Präsident Münch haben heute eine Untersuchung zur Sicherheit und Kriminalität in Deutschland vorgestellt. Danach fühlen sich nur 46 Prozent nachts ohne Begleitung im Nahverkehr sicher.08.11.2022 | 2:00 min
    Ist Deutschland ein sicheres Land? Das empfindet längst nicht jeder überall so. Ein Beispiel: Insbesondere im öffentlichen Nahverkehr fühlen sich viele nachts unwohl, Frauen ganz besonders. Denn nur ein Drittel fühlt sich dort nachts ohne Begleitung sicher, gegenüber 60 Prozent der Männer.
    Das geht aus dem Bericht "Sicherheit und Kriminalität in Deutschland" hervor, den der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag in Berlin vorgestellt haben.
    Die Befragung mit mehr als 45.000 Teilnehmern ist laut BKA die größte, die es in Deutschland je zu Erfahrungen mit Kriminalität gegeben hat.

    Frauen: Angst vor Gewalt schränkt Bewegungsfreiheit ein

    "Die Ergebnisse zeigen, dass Einschränkungen der Bewegungsfreiheit ein fester Bestandteil des Alltagslebens vieler Frauen sind", stellte Münch fest. Mehr als jede Zweite gab an, "häufig" oder "sehr oft" bestimmte Straßen, Parks oder Plätze zu meiden, Fremden nach Möglichkeit auszuweichen oder nachts den ÖPNV zu meiden. Männer tun dies deutlich seltener.

    Dass sich viele Frauen nachts nicht frei bewegen, dass sie sich einschränken, weil sie sich bedroht fühlen, können wir so nicht hinnehmen.

    Nancy Faeser, Bundesinnenministerin (SPD)

    Kriminalität im Internet am häufigsten

    Das Delikt, dem die meisten Menschen in Deutschland zum Opfer fallen, ist die Cyberkriminalität. 13,5 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Untersuchung haben damit in zwölf Monaten vor der Befragung Erfahrungen gemacht. Mehr als jeder Vierte verzichtet aus Sicherheitsgründen auf die Abwicklung von Geldgeschäften über das Internet.

    Cybercrime ist eine der größten Herausforderungen für die Sicherheitsbehörden.

    Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts

    Auch die meiste Gewalt erleben die Deutschen im Netz, in Form verbaler Gewalt - das haben 4,6 Prozent der Befragten im Jahr vor der Befragung mindestens einmal mitgemacht. Die meisten Opfer trifft es aber wiederholt. 40 Prozent fürchten sich zudem vor Betrug im Netz.

    Angst wegen Rassismus zum Opfer von Straftaten zu werden

    Die Furcht, wegen Vorurteilen Opfer von Straftaten zu werden, plagt nur wenige Menschen in Deutschland ohne Migrationshintergrund, nämlich knapp jeden Zehnten.
    Ganz anders sieht es aber bei Befragten mit familiären Wurzeln im Ausland aus. So fürchten dies beispielsweise 18,3 Prozent der Befragten mit polnischem und sogar 49,1 Prozent der Befragten mit türkischem Migrationshintergrund.
    Befragte mit Migrationshintergrund blicken zudem deutlich skeptischer auf die Polizei. Insbesondere türkischstämmige Menschen empfinden Polizistinnen und Polizisten häufiger als rücksichtslos und meinen, es fehle bei den Beamten an Mitgefühl.

    Das eigene Zuhause wird als sicher wahrgenommen

    In den eigenen vier Wänden fühlen sich die allermeisten Befragten sicher. Selbst wenn sie dort nachts allein sind, fühlen sich dort mehr als 90 Prozent der Befragten "sehr sicher" oder "eher sicher". Vor Wohnungseinbrüchen fürchtet sich mehr als jeder Vierte.
    Quelle: dpa

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