Ein Militärexperte hat im russischen Staatsfernsehen das Vorgehen Moskaus in der Ukraine kritisiert. Russland sei dadurch in der Welt isoliert. Er forderte ein Umdenken.
Im russischen Staatsfernsehen hat ein Militärexperte die Zuschauer einer Talkshow mit einer pessimistischen Bewertung des Kriegs in der Ukraine überrascht, der von Russlands Führung weiterhin als "militärische Spezial-Operation" bezeichnet wird.
Ukrainische Streitkräfte von Zerfall "weit entfernt"
Die ukrainischen Streitkräfte seien weit von einem Zerfall entfernt und Russland in der Welt isoliert, sagte der frühere Generalstabsoffizier Michail Chodarjonok - sehr zum offensichtlichen Missfallen der Moderatorin. Die Talkshow war am Montag ausgestrahlt worden, am Dienstag wurde sie in sozialen Netzwerken viel kommentiert.
Seit Wochen wird Odessa von der russischen Armee beschossen. Vor dem Krieg florierte der Tourismus und der Hochsee-Hafen war eine wichtige Basis der ukrainischen Wirtschaft.
In der Sendung widersprach der Chodarjonok einer Reihe von Behauptungen der russischen Staatspropaganda, die er als "Info-Beruhigungstabletten" kritisierte. Die Motivation der Ukrainer, für ihr Land zu kämpfen, sei durchaus hoch, sagte Chodarjonok - und positionierte sich damit klar gegen die im Staatsfernsehen oft wiederholte Behauptung, dass viele Ukrainer Russlands "Militäroperation" als "Befreiung" ansähen.
Russicher Ex-Oberst: "Ganze Welt gegen uns"
Chodarjonok widersprach auch der These, dass die Mehrheit der ausländischen Staaten Russlands Militäreinsatz gutheiße und dass westliche Staaten sich leicht durch Alliierte aus Asien ersetzen ließen.
Der Krieg in der Ukraine scheint mittlerweile eingefroren. An den Fronten gibt es wenig Bewegung. Und auch bei den Reaktionen der EU passiert derzeit wenig, Stichwort: Öl-Embargo.
Chodarjonoks Aussagen stießen auch deshalb auf so großes Interesse, weil kritische Stimmen in Russland seit Kriegsbeginn weitgehend ausgeschaltet wurden. Ein recht neues Gesetz etwa sieht für angebliche "Falschnachrichten" über Russlands Streitkräfte bis zu 15 Jahre Haft vor. Die Sendungen des Staatsfernsehens gelten zudem als Sprachrohr des Kreml.
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